Lateinamerika

Bolivien und Venezuela unterzeichnen Abkommen über den Impfstoff Sputnik V

Bolivien und Venezuela unterzeichnen ein Abkommen über den Impfstoff Sputnik V. Eine erste Lieferung erreichte Argentinien. Brasilien bestellte und will selbst produzieren.
Bolivien und Venezuela unterzeichnen Abkommen über den Impfstoff Sputnik VQuelle: www.globallookpress.com © MIT Russia

von Maria Müller

Bolivien unterzeichnete am 30. Dezember ein Lieferabkommen von insgesamt 5,2 Millionen Dosen des Impfstoffes Sputnik V mit Russland. Das Medikament soll in mehreren Etappen ankommen. Im Januar erwartet man die ersten 6.000 Einheiten. In einer Videokonferenz zeigte der neue bolivianische Präsident Luis Arce den frisch unterzeichneten Vertrag der Öffentlichkeit.

"Bolivien sucht mit diesem äußerst wichtigen Vertrag einen Ausweg aus der Pandemie und will der Bevölkerung die notwendige Sicherheit geben", so Arce.

Ende März sollen 1,7 Millionen Einheiten eintreffen, im April komme eine ähnliche Menge. Im Mai müssen es dann noch mal rund 1,8 Millionen sein, erklärte der Präsident. Laut Arce will seine Regierung nicht mit Zwischenhändlern verhandeln. Man habe stattdessen direkt Kontakte mit dem russischen Außenministerium geknüpft.

Bolivien hat eine Bevölkerung von 11,35 Millionen. Wie alle lateinamerikanischen Länder versucht es, seinen Bedarf über Ankäufe bei verschiedenen Herstellern der Welt zu decken. Bezüglich des Umfangs seiner Bestellungen von Sputnik V liegt Bolivien hinter Argentinien, Brasilien, Venezuela und vor Nicaragua.

Venezuela setzt ebenfalls auf den russischen Impfstoff

Einen Tag zuvor unterzeichnete auch Venezuela einen ähnlichen Vertrag mit Russland. Die 28,87 Millionen Einwohner des Karibikstaates werden zehn Millionen des Sputnik-V-Impfstoffs gegen das Coronavirus erhalten. Venezuelas Vizepräsidentin Delcy Rodríguez erklärte im staatlichen Fernsehen VTV:

"In Venezuela sollen zehn Millionen Menschen mit dem russischen Impfstoff immunisiert werden. Wir sind bereits dabei, diese erste Phase zu programmieren. Wir müssen dabei betonen, dass Venezuela einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung dieses Impfstoffs geleistet hat. Hier wurde ein Teil der Testphase III des Medikaments durchgeführt."

An diesem klinischen Probeverfahren nahmen 2.000 Venezolaner teil. Die Vizepräsidentin forderte bei der Gelegenheit erneut, dass die in europäischen und nordamerikanischen Banken blockierten Millionenbeträge des venezolanischen Staates freigegeben werden, um Impfstoff für die Bevölkerung zu kaufen.

Das Vertragsdokument wurde vom venezolanischen Gesundheitsminister Carlos Alvarado, dem Außenminister Jorge Arreaza und dem russischen Botschafter in Venezuela Sergei Melik-Bagdasarow unterzeichnet. Zuvor hatte der Präsident des Russischen Direktinvestitionsfonds (FIDR) Kirill Dmitriew geäußert:  

"Sie haben erklärt, dass sie zehn Millionen Dosen kaufen wollen. Das wird ohne Zweifel ein halbes Jahr oder sogar ein bisschen länger dauern."

Argentinien erhielt die erste Lieferung

Argentinien erhielt am 29. Dezember in einer ersten Etappe 300.000 Einheiten von Sputnik V. In den nächsten drei Wochen soll die zweite Dosis des Impfstoffes ankommen. Alexander Ginzburg, der Direktor des Gamaleja-Instituts und Erfinder von Sputnik V, sagte der Agentur Interfax:

"Die zweite Komponente wird in drei Wochen geliefert, vielleicht früher, aber keinesfalls später."

Im Gegensatz zu anderen COVID-19-Vakzinen, die als zwei Injektionen des gleichen Produkts verabreicht werden, basiert das russische Medikament auf zwei Dosen, die mit verschiedenen inaktivierten Viren, sogenannten Vektoren, geimpft werden. Ginzburg sagte:

"Die erste Komponente ist leichter herzustellen als die zweite. Es ist wahr, dass technologische Probleme bestehen. In den Bioreaktoren wird pro Liter mehr von der ersten Komponente produziert als von der zweiten. Denn die erste Komponente, ein Adenavirus, wächst 2,5-mal besser. Viele Hersteller installieren nun mehr Bioreaktoren für die zweite Dosis. Wenn Ihr Reaktor weniger pro Liter produziert, brauchen Sie mehr Kapazität."

Russland plant, Argentinien im Jahr 2021 insgesamt 10 Millionen Dosen zu schicken. Außerdem soll der Bedarf durch die Produktion von örtlichen Pharmabetrieben gedeckt werden. Mindestens 12,5 Millionen Menschen müssten nach Berechnungen der Regierung immunisiert werden (bei einer Gesamtbevölkerung von 44,5 Millionen).

Argentinien hat auch einen Vertrag mit der britischen AstraZeneca und der Universität Oxford abgeschlossen, weitere Abkommen werden noch verhandelt, darunter mit Pfizer/BioNTech. Doch die Forderung der Pharmakonzerne, die Staaten müssten den Schadensersatz für Nebenwirkungen bei Geimpften übernehmen, hat dazu beigetragen, dass sich Argentinien überwiegend für das russische Medikament entschied.

Brasilien will für die Region produzieren

In Brasilien bestellte der Bundesstaat Bahia 50 Millionen Impfeinheiten beim russischen Gamaleja-Institut. Der Bundesstaat Paraná erhielt von Russland die Rechte für die Produktion des Medikaments durch das Technologieinstitut von Paraná, TecPar. Insgesamt soll durch diese Zusammenarbeit rund die Hälfte des brasilianischen Bedarfs abgedeckt werden. Dmitriew äußerte sich vor der Presse über die Lieferungen nach Lateinamerika.

"Unsere bedeutendste Einschränkung heute ist der begrenzte Umfang der Herstellungskapazitäten. Deshalb arbeiten wir aktiv mit vielen Ländern zusammen, um ausserhalb Russlands produzieren zu können. Wir haben bereits in Ländern wie Indien, Brasilien, China und Korea damit begonnen. Mitte des Jahres 2021 wird es in Argentinien so weit sein. Es gibt dort sehr starke Laborbetriebe."

Ginzburg sagte, dass Sputnik V auch gegen die neue Mutation des Virus sicher sei. Auf die Frage, ob der Stoff auch bei über 60-Jährigen angewendet werden kann, antwortete er:

"Die Testverfahren, an denen die Gruppe der über 60-Jährigen teilnahm, endete vor wenigen Tagen. Wir haben die Ergebnisse protokollgemäß dem Gesundheitsministerium übergeben. Die Ergebnisse sind sehr positiv, sie sind nicht schlechter als die in der ersten, zweiten und dritten Phase der klinischen Studien in anderen Altersgruppen. Wir können sagen, dass in den nächsten Tagen die Entscheidung über die Verwendung des Impfstoffs für Personen über 60 getroffen wird."

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