Greenpeace-Studie: Aus Brasilien importiertes Obst ist belastet mit Pestiziden "Made in EU"
Jede zweite Frucht aus Brasilien ist mit in der EU verbotenen Pestiziden belastet. Zu diesem Schluss kommt Greenpeace Österreich in einer aktuellen Studie, in der aus Brasilien importiertes Obst (Mangos, Papayas und Melonen) untersucht wurde. Ein großer Teil der eingesetzten Pestizide wird von EU-Unternehmen nach Brasilien exportiert.
Für den Test wurden zwölf Stichproben aus verschiedenen Supermarktketten (Hofer, Billa, Metro und Transgourmet) in Wien genommen – fünf Mangos, vier Papayas und drei Melonen – und in einem unabhängigen Labor für Lebensmittelsicherheit, der LVA GmbH, auf Pestizidrückstände untersucht. Das Ergebnis fällt deutlich aus:
Drei Viertel der Früchte waren allgemein mit Pestiziden belastet und in jeder zweiten Probe konnten Pestizide nachgewiesen werden, die in der EU verboten sind. Zwei dieser nachgewiesenen Pestizide überschritten dabei sehr deutlich den Grenzwert und machen den Fall damit äußerst heikel. [...] Bis zu vier verschiedene Pestizide konnten auf einer einzigen Frucht festgestellt werden!
Im Labortest konnten insgesamt zwölf verschiedene Pestizide nachgewiesen werden – sieben davon sind in der EU für den Einsatz verboten:
- Bifenthrin: Insektengift, das von der EU als Nervengift eingestuft wird und vermutlich krebserregend wirkt
- Carbendazim: Pilzgift mit organschädigender und reproduktionstoxischer Wirkung, das "ungeborene Kinder im Mutterleib schädigen" kann
- Chlorothalonil: Pilzgift mit krebserregender Wirkung
- Cyromazin: Insektengift, das Unfruchtbarkeit hervorrufen kann
- Dimethoat: Insektengift mit möglicherweise erbgutschädigender Wirkung – sein Abbauprodukt ist Omethoat
- Imidacloprid: Insektengift, hochgiftig für Bienen
- Omethoat: Insektengift, gilt als hormonell wirksam und neurotoxisch – "das heißt, es könnte Schäden im Menschlichen Nervensystem verursachen"
Besonders die Gifte Dimethoat und Omethoat werden von Greenpeace hervorgehoben. Eine Mangoprobe enthielt Werte weit über den erlaubten Grenzwerten (Dimethoat: 120 Prozent des EU- Grenzwertes, Omethoat: 170 Prozent des EU-Grenzwertes). Die Zulassung eines Grenzwertes an Giftkonzentration sei generell zu kritisieren. Obwohl die agrarische Nutzung der beiden Giftstoffe in der EU verboten ist, ist ein bestimmter Wert in importierten Lebensmitteln erlaubt.
Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace Österreich, spricht sich daher für ein generelles Verbot schädigender Giftstoffe in Lebensmitteln aus:
Derzeit ist es vollkommen legal, Lebensmittel in die EU zu importieren, auf denen in der EU verbotene Pestizide nachweisbar sind. Es ist aber vollkommen unlogisch, wenn wir gefährliche Pestizide zu Recht in der Europäischen Union verbieten, diese Gifte aber auf importierten Lebensmittel wieder zurück auf unsere Teller holen. In Zukunft sollten daher Pestizide, die in der EU verboten wurden, auch auf importierten Lebensmittel gar nicht mehr erlaubt sein.
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EU-Unternehmen exportieren Pestizide, die in der EU verboten sind
Allein im Jahr 2019 haben Unternehmen aus der EU Pestizide im Wert von 915 Millionen Euro in den Handelsraum der Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay) exportiert. Der Anteil deutscher Konzerne beträgt ca. 147 Millionen Euro, jener französischer Konzerne 342 Millionen Euro. Der Umsatz wird sich durch das im Sommer beschlossene Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten wahrscheinlich weiter steigern. Dieses sieht vor, dass zukünftig EU-Chemieexporte von Zöllen befreit werden.
Seit dem Regierungsantritt des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro kam es zu einem sprunghaften Anstieg der in Brasilien eingesetzten Pestizide. In seiner Regierungszeit wurden bislang 826 neue Pestizide freigegeben – mindestens 149 davon sind in der EU für den Einsatz verboten. Sie werden dennoch von EU-Unternehmen hergestellt und nach Brasilien exportiert. Die marktführende Position wird dabei vom deutschen Chemiekonzern Bayer und dem 2018 von ihm übernommenen Unternehmen Monsanto eingenommen. Bayer/Monsanto steht aufgrund von für den Menschen schädigende Gifte beständig in der Kritik, da deren Einsatz in der EU und/oder den USA verboten ist, sie aber dennoch in Entwicklungsländer exportiert werden.
Nichtregierungsorganisationen in Brasilien kritisieren die verheerende Wirkung der Giftstoffe auf Menschen und Umwelt. Der brasilianische Aktivist Alan Tygel schätzte die Lage bereits im Jahr 2018 als dramatisch ein:
In Brasilien sind es jedes Jahr 6.000 Menschen, die wegen Pestizidvergiftung medizinisch behandelt werden müssen. Aber wir wissen, dass die realen Zahlen zehnfach größer sind. Denn die Mehrzahl der Vergiftungen geschieht auf dem Land – dort, wo es keinen oder kaum Zugang zu medizinischer Versorgung gibt.
Für die EU ist der verstärkte Pestizideinsatz in den Entwicklungsländern ein integraler Bestandteil des "Green Deal". Dieser sieht vor, Europa bis 2050 zum "ersten klimaneutralen Kontinent" zu machen. Dafür soll der Pestizideinsatz in der EU auf ein Minimum reduziert werden. Als Ausgleich dazu steigen die Agrarimporte aus der Nicht-EU-Landwirtschaft, in denen massiv Pestizide zum Einsatz kommen.
Richard Fuchs, Klimaforscher vom Karlsruher Institut für Technologie, hält die Ziele der EU für "wichtig und sinnvoll", kritisiert aber gleichzeitig die Folgen für die Entwicklungsländer. Die EU lagere "Umweltschäden einfach in andere Regionen aus, während sie gleichzeitig die Lorbeeren für die grüne Politik in den eigenen Ländern einheimst". Er spricht sich für einen "Green Deal für den gesamten Planeten" aus.
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