Afrika

Boko Haram übernimmt Verantwortung für die Entführung von 400 Schülern in Nigeria

Am Dienstag übernahmen islamistische Terroristen die Verantwortung für die Entführung Hunderter Schüler im Norden Nigerias. Letzte Woche Freitag entführte die Boko Haram die Jungen aus der Government Science Secondary School in Kankara.
Boko Haram übernimmt Verantwortung für die Entführung von 400 Schülern in NigeriaQuelle: Gettyimages.ru © Mohammed Elshamy

Die islamistische Terrororganisation Boko Haram übernahm am Dienstag die Verantwortung für die Entführung Hunderter Jungen aus einer Sekundarschule im nordnigerianischen Bundesstaat Katsina. Die Entführung war eine der größten Angriffe der Boko Haram in den letzten Jahren.

Boko Haram ist berüchtigt, Mädchen und Frauen zu verschleppen. In diesem Fall waren es Meldungen zufolge ausschließlich Jungen. Es wird vermutet, dass Lösegeldforderungen hinter der Entführung stecken.

Noch werden mehr als 330 Schüler vermisst. Mit Sturmfeuergewehren bewaffnete Männer hatten letzte Woche in der Nacht zum Samstag die Government Science Secondary School in Kankara überfallen. Viele Schüler konnten entkommen, doch Hunderte wurden entführt.

Die Regierung verhandele mit den Entführern über das Schicksal der Jungen, so Garba Shehu, ein Sprecher des nigerianischen Präsidenten Muhammadu Buhari, der auch aus dieser Region stammt.

"Die Entführer hatten Kontakt aufgenommen und es wurden bereits Gespräche über die Sicherheit und Rückkehr der Kinder geführt",

sagte Shehu auf Twitter während der Gespräche mit Katsinas Gouverneur Aminu Masari.

Ob die Gespräche mit der Boko Haram oder einer anderen Gruppe geführt wurden, sagten die Behörden nicht.

Laut Masari teilten die Sicherheitsbehörden, die für Rettungseinsätze zuständig sind, ihnen auch mit, dass sie ihre Position lokalisiert hätten.

The Daily Nigerian berichtete, dass die Zeitung eine Audionachricht des Boko Haram-Anführers Abubakar Shekau bekommen hätten, in der er die Verantwortung für die Entführung übernehme, es gäbe jedoch noch keine unabhängige Verifizierung ihrer Echtheit.

In der Audionachricht zum Angriff am Freitag sagte Shekau, seine Gruppe habe die Schuljungen entführt, weil westliche Bildung gegen die Lehren des Islam sei.

Die islamistisch-extremistische Terrorgruppe hatte zuvor auch Massenentführungen aus Schulen durchgeführt. Die schwerwiegendste Entführung geschah im April 2014 in der Government Secondary School in Chibok in Borno State im Nordosten Nigerias, als mehr als 270 Schülerinnen aus ihren Schlafsälen geholt wurden. Etwa 100 Mädchen aus dieser Schule werden noch vermisst.

Im Februar 2014 wurden 59 Jungen in einem Boko Haram-Angriff im Federal Government College Buni Yadi im Bundesstaat Yobe getötet.

Mehr als 600 Schüler besuchen die Government Science-Schule. Viele konnten während des Schusswechsels zwischen den Angreifern und der Polizei entkommen, so der Polizeisprecher Gambo Isah.

Die Schüler bestätigten diese Darstellung in verschiedenen Nachrichtenagenturen und teilten mit, dass viele von ihnen gezwungen worden seien, in einen nahe gelegenen Wald zu gehen, wo einige dann fliehen konnten.

Im Norden Nigerias operieren viele bewaffnete Gruppierungen. Ursprünglich wurde vermutet, dass die Angreifer Banditen waren, die manchmal auch mit der Boko Haram zusammenarbeiten.

Seit einiger Zeit operieren diese Kriminellen im Nordwesten Nigerias und die Zahl der Entführungen ist in den letzten Jahren gestiegen. Amnesty International erklärte, dass mehr als 1.100 Menschen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 bei ihren gewalttätigen Aktionen getötet wurden.

Eine gemeinsame Rettungsaktion zwischen der nigerianischen Polizei, den Luftstreitkräften und der Armee begann am Samstag, nachdem sich das Militär ein Feuergefecht mit den Banditen geliefert hatte und ihr Versteck im Wald von Zango/Paula entdeckt wurde.

Wenn sich herausstellt, dass Boko Haram hinter der Entführung steckt, könnte dies bedeuten, dass in Nigeria eine neue Welle religiösen Extremismus auf dem Vormarsch ist. Tausende wurden bereits durch religiöse Gewalt in Nigeria getötet und über eine Million Menschen vertrieben. Seit mehr als zehn Jahren versucht die Gruppe durch diese blutige Kampagne strenge islamische Regeln einzuführen. Bisher war sie jedoch hauptsächlich im Nordosten Nigerias aktiv und nicht im Nordwesten, wo der Bundesstaat Katsina liegt. 

Die Entführung am Freitag hat einen Aufschrei bei denen ausgelöst, die die wachsende Gewalt in Nigeria satthaben. Die Menschen machen ihre Frustration bei Twitter öffentlich. Die Politik des Landes sei bisher nicht in der Lage gewesen, die Gewalt einzudämmen. Ähnlich wie bei der Entführung der Mädchen in Chibok 2014, wodurch die Kampagne "Bring back our girls" gestartet worden war und internationale Aufmerksamkeit gewann, läuft nun der Aufruf "Bring back our boys".

"Bisher haben Banditen und Entführer unseren Staat terrorisiert, aber es wurde wenig unternommen, um die Situation anzugehen", sagte Mallam Saidu Funtua, Mitglied einer lokalen Organisation der Zivilgesellschaft im Bundesstaat Katsina der Associated Press (AP).

Er fügte hinzu, dass die Entführung von Schülern der Höhepunkt des Ganzen sei. Es ist inakzeptabel und die Regierung müsse mehr tun, um Schüler und Bewohner zu schützen.

Der Angriff sei ein großer Rückschlag für Bildungseinrichtungen in Katsina, die allmählich Fortschritte bei der Einschreibung neuer Schüler machten, sagte Funtua und fügte hinzu: "Unsere Leute werden entmutigt sein, ihre Kinder zur Schule zu schicken."

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