Wirtschaft

Wer profitiert eigentlich von den Sanktionen gegen den Iran?

Seit US-Präsident Trump den Rückzug der USA aus dem Atomdeal mit dem Iran angekündigt hat, drängt Washington seine Verbündeten dazu, alle Einfuhren von iranischem Öl bis zum 4. November einzustellen.
Wer profitiert eigentlich von den Sanktionen gegen den Iran?© Christian Hartmann / Reuters

Zudem war ein hoher Beamter des US-Außenministeriums in einem Briefing am 26. Juni fest davon überzeugt, dass die USA keine Verlängerungen oder Verzichtserklärungen zu diesem Zeitplan anbieten werden. Diese Aussage erzeugte ein Gefühl der Not, und die Ölpreise stiegen um mehr als 3,5 Prozent. Auch der iranische Ölminister Bijan Zanganeh gab in einem Interview mit CNN US-Präsident Trump die Schuld für die hohen Ölpreise. Letztlich ist der Preisanstieg im Interesse von Volkswirtschaften wie Saudi-Arabien, Russland und dem Irak, die vom Ölexport abhängig sind, zumal sie als Ersatz für iranisches Öl dienen können.

Der Iran ist der drittgrößte Ölproduzent in der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) und exportierte im Mai 2018 rund 2,7 Millionen Barrel Rohöl pro Tag (bpd). China, einer seiner größten Kunden, importierte fast 27 Prozent der gesamten iranischen Exporte, gefolgt von Indien mit 16 Prozent, Südkorea mit zehn Prozent, Japan mit sieben Prozent und der Türkei mit zehn Prozent. Wenn man bedenkt, dass die iranischen Exporte im Zeitraum von 2013 bis 2015 auf etwa eine bis anderthalb Millionen bpd sanken, könnte man erwarten, je nachdem, wie viele Länder heute dem Aufruf des Weißen Hauses zu Sanktionen folgen, dass die iranischen Exporte um zwischen 200.000 bpd und einer Million bpd zurückgehen.

Dieses Defizit würde die Länder der Region veranlassen, sich an andere Anbieter zu wenden, um die Lücke zu schließen. Zum Beispiel würde der Verzict auf iranisches Öl die Türkei der Gnade Russlands aussetzen.

Im Jahr 2017 importierte die Türkei insgesamt 24,9 Millionen Tonnen Rohöl. Fast 50 Prozent davon kamen aus dem Iran, der Rest aus dem Irak, Russland, Kuwait und Saudi-Arabien. Das ist vor allem deswegen der Fall, weil der Irak als potenzieller Öllieferant, der iranisches Öl ersetzen kann, eine volatilere und riskantere Wahl darstellt. Wenn die Türkei die von den USA geforderten Restriktionen umsetzt, wird Russland letztendlich mehr als 60 Prozent des türkischen Erdölbedarfs decken und den Großteil des Erdgases liefern, das Ankara benötigt.

Wenn wir das laufende Akkuyu-Kernkraftwerksprojekt, das von der russischen staatlichen Atomenergiebehörde Rosatom gebaut und betrieben wird, in diese Situation einbeziehen, kommen wir an einen Punkt, an dem die Türkei Gefahr läuft, sich fast vollständig an Russland zu binden, was Komplikationen für ihre NATO-Verpflichtungen schaffen würde. Unter Berücksichtigung dieser Umstände verkündete der türkische Wirtschaftsminister Nihat Zeybekçi am 29. Juni:

Die von den USA getroffenen Entscheidungen sind für uns nicht bindend. Wir werden sicherlich der Entscheidung der Vereinten Nationen folgen. In allen anderen Fällen folgen wir nur unseren eigenen nationalen Interessen.

Ein weiterer Gewinner, sofern die US-Sanktionen weithin angenommen werden, wäre Saudi-Arabien. Eine drastische Reduzierung der iranischen Ölexporte würde die saudische Produktion wahrscheinlich auf ein Niveau bringen, das seit Ende der 60er-Jahre nicht mehr erreicht wurde, um die Marktanforderungen zu erfüllen.

Südkorea kündigte bereits an, die iranischen Rohölimporte bis Ende Juli einzustellen. Laut Bloomberg lässt das dem Iran nur die Option, China, seinen größten Kunden, davon zu überzeugen, mehr iranisches Öl zu kaufen. Dies könnte ein unausgewogenes Verhältnis zwischen den beiden Ländern schaffen und den Iran von China abhängig machen. Dieses ungleiche Verhältnis könnte für China von Vorteil sein, da es zum größten Einzelabnehmer des iranischen Rohöls werden könnte, was dem Reich der Mitte eine starke Hebelwirkung auf die iranische Wirtschaft als Ganzes verleihen würde.

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