Wirtschaft

"Wir sind die Größten": Deutsche Medien feiern Außenhandelsüberschuss - und ignorieren Risiken

Viele Medien haben mit Begeisterung auf neue Zahlen zum deutschen Außenhandel reagiert. Diese ungetrübte Freude verdeckt die destruktiven Folgen des Überschusses – und die Tatsache, dass der deutsche Normalbürger von solchen "Rekorden" nichts hat.
"Wir sind die Größten": Deutsche Medien feiern Außenhandelsüberschuss - und ignorieren RisikenQuelle: Reuters

„Deutscher Export unter Volldampf“ jubelt das Magazin Focus, der Tagesspiegel begrüßt ein „Rekordjahr“ und die Nachrichtenagentur dpa wittert eine neue „Bestmarke“. Zuvor hatte das  Statistische Bundesamt neue Zahlen zum deutschen Außenhandel vorgelegt: Demnach sind Deutschlands Exporte im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie seit 2011 nicht mehr. Die Unternehmen führten Waren im Rekordwert von 1.279,4 Milliarden Euro aus, was einem Plus von 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspreche. Laut den Statistikern war es das vierte Rekordjahr in Folge.

Die hier zitierten Wirtschaftsredakteure müssten es eigentlich besser wissen: Im Zusammenhang mit dem Außenhandels-Überschuss ist die Regel „je mehr, desto besser“ nicht anzuwenden. Denn, wie Alexander Ulrich von der LINKEN in einer aktuellen Reaktion sagt: „Die Überschüsse der einen sind die Defizite der anderen.“  Und weil die Deutschen seit Jahren weniger konsumieren als sie produzieren, während die Löhne nicht mit der Produktivität mithalten, werden eben immer mehr deutsche Waren ins Ausland verkauft – was etwa ärmere Länder der Euro-Zone stark unter Druck setzt.

Die LINKE fordert schon lange kräftige Lohnsteigerungen, um das Gefälle Deutschlands zu seinen Partnern auszugleichen und um die hiesige Binnennachfrage zu stärken. Und auch die EU-Kommission stellt Deutschland seit 2012 wegen der Überschüsse regelmäßig an den Pranger.

Doch davon wollen viele deutsche Wirtschaftsredaktionen scheinbar nichts wissen. Nicht nur tun sie fälschlich so, als würde der Handelsüberschuss den deutschen Bürgern im Alltag zu Gute kommen, als sei das also „unser“ Rekord. Auch schreiben sie über das hochkomplexe Gefüge von Importen, Exporten, Löhnen, Zöllen, Überschüssen und Defiziten als sei es ein Wettbewerb im Stabhochsprung, bei dem es darum gehe, den anderen abzuhängen.

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Doch die riskante Überheblichkeit kann auch Probleme verursachen, da sich unterlegene Länder zunehmend abschotten möchten. Und: Sind die Handelspartner und Nachbarländer tatsächlich erst einmal abgehängt, kaufen sie auch keine deutschen Waren mehr. Deutschland kann sich auf dem Gebiet der Überschüsse auch zu Tode siegen.

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