Wirtschaft

"Financial Times": Russland übertrifft die USA bei Gaslieferungen nach Europa

Trotz aller antirussischen Sanktionen spielt russisches Erdgas und russisches LNG weiterhin eine wichtige Rolle im europäischen Energiemix. Überraschenderweise bezogen europäische Länder zuletzt wieder mehr Gas aus Russland als aus den USA.
"Financial Times": Russland übertrifft die USA bei Gaslieferungen nach EuropaQuelle: Gettyimages.ru © Gerard Bottino/SOPA Images/LightRocket

Die europäischen Gasimporte aus Russland haben im Mai zum ersten Mal seit fast zwei Jahren die Lieferungen aus den USA überholt, berichtet die Financial Times unter Berufung auf Daten der Beratungsfirma ICIS.

Im vergangenen Monat machten die Lieferungen von verflüssigtem Erdgas (Liquified Natural Gas, kurz LNG) aus den USA Berichten zufolge 14 Prozent der gesamten Lieferungen in die Region aus, was den niedrigsten Stand seit August 2022 darstellt. Russisches Pipelinegas machte im selben Zeitraum dagegen zusammen mit LNG-Lieferungen aus Russland 15 Prozent der Gesamtlieferungen nach Europa aus, das heißt in die EU, das Vereinigte Königreich, die Schweiz, nach Serbien, Bosnien und Herzegowina sowie Nordmazedonien.

Der Zeitung zufolge wurden die US-Lieferungen im Mai durch mehrere Faktoren beeinträchtigt, darunter eine Betriebsunterbrechung in einer großen US-amerikanischen LNG-Exportanlage sowie ein erhöhter Zustrom von russischem Gas über die TurkStream-Gaspipeline im Vorfeld geplanter Wartungsarbeiten, die vom 5. bis 12. Juni durchgeführt wurden. In der Zwischenzeit ist die Gasnachfrage in der Region laut FT relativ schwach geblieben, während die Speicherbestände für diese Jahreszeit nahe an einem Rekordhoch liegen.

Trotz des starken Rückgangs der russischen Gaslieferungen aufgrund der Sanktionen gegen Moskau und der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines sind einige europäische Länder weiterhin in hohem Maße auf russisches Gas angewiesen.

Der Transit über die Ukraine und der europäische Zweig von TurkStream sind derzeit die einzigen beiden Kanäle, über die russisches Gas nach Mittel- und Südeuropa geleitet wird. Kiew hatte zuvor erklärt, dass es das aktuelle Transitabkommen mit dem russischen Energieriesen Gazprom, das Ende 2024 ausläuft, nicht verlängern werde.

Im vergangenen Monat berichtete die russische Wirtschaftszeitung Wedomosti unter Berufung auf Daten des Europäischen Netzes der Gastransportsystembetreiber (ENTSOG), dass die russischen Gaslieferungen in die Region über TurkStream in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um fast 40 Prozent auf 5,11 Milliarden Kubikmeter gestiegen sind.

Im Mai billigte der Europäische Rat eine Verordnung für erneuerbares Gas, Erdgas und Wasserstoff, die es den EU-Mitgliedstaaten ermöglichen wird, die Gaslieferungen aus Russland und Weißrussland ab 2026 auszusetzen. Sie gibt der Europäischen Kommission außerdem die Möglichkeit, Erdgas- oder LNG-Lieferungen aus beiden Ländern für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr vorübergehend auszuschließen.

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