Marke Honor stoppt Lieferungen nach Russland und sucht neue Wege für den Vertrieb in dem Land

Der chinesische Technikhersteller Honor hat seine Lieferungen nach Russland ausgesetzt, um mögliche Sanktionsrisiken zu mindern. Medienberichten zufolge suche das Unternehmen nun Wege, über Vertriebspartner in der GUS auf den russischen Markt zurückzukehren.

Obwohl die chinesische Marke Honor bislang keine offiziellen Angaben über ihren Ausstieg aus dem russischen Markt gemacht hat, soll sie sämtliche Lieferungen von Geräten nach Russland eingestellt haben. Dies teilte eine Quelle gegenüber der Zeitung Wjedomosti am 30. Juni mit. Laut der Zeitung gebe es bereits seit März keine Warentransporte mehr nach Russland.

Derzeit sei das chinesische Unternehmen auf der Suche nach Vertriebspartnern in Armenien und Georgien, um seine technischen Produkte über Parallelimporte nach Russland einzuführen. Eine Vereinbarung mit Usbekistan sei bereits getroffen worden, so die Zeitung.

"Der Ausbau des Vertriebsnetzes in den GUS-Ländern könnte darauf hindeuten, dass Honor die Lieferungen nach Russland wieder aufnehmen wird", meinte der anonyme Gesprächspartner der Wjedomosti.

Wie der Vertreter des Forschungsunternehmens Data Insight, Fjodor Wyrin, weiß, bedeuten die Unterbrechungen der Lieferungen aus China nach Russland nicht, dass das Unternehmen den Markt verlassen will. Die Gründe lägen in logistischen Problemen, meint er gegenüber Wjedomosti:

"Es ist jetzt sehr teuer und schwierig, etwas nach Russland zu bringen. Es gibt keine Container, die billigen Seewege sind geschlossen, die Bahnstrecken sind verstopft und nicht alle Grenzübergänge funktionieren."

Die Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern in der GUS werde es Unternehmen ermöglichen, die derzeitigen Sanktionsrisiken zu mindern, erläuterte der Generaldirektor von Infoline Analytics, Michail Burmistrow, gegenüber der Zeitung. Unterhaltungselektronik unterliegt zwar keinen Sanktionen, jedoch zeigten sich die chinesischen Unternehmen vorsichtig.

"In Anbetracht der möglichen negativen Folgen von Sekundärsanktionen erscheint diese Form der Risikominimierung für sie am logischsten. Die Verringerung von Risiken im Umgang mit Russland und die Begrenzung von Lieferungen ohne lautstarke Äußerungen ist derzeit die Strategie vieler chinesischer Unternehmen", sagte Burmistrow gegenüber Wjedomosti weiter.

Honor kann auf eine lange Erfahrung mit US-Sanktionen zurückblicken. Im Jahr 2019, als die Marke noch dem Konzern Huawei gehörte, hatte das US-Handelsministerium das chinesische Unternehmen auf die schwarze Liste gesetzt. Daraufhin beendete Google die Zusammenarbeit mit beiden Unternehmen. Um wenigstens Honor von den Sanktionsmaßnahmen zu befreien, hatte Huawei im Jahr 2020 die Marke an Shenzhen Zhixin New Information Technology Co. verkauft.

Mehr zum Thema - IKEA verkauft alle Fabriken in Russland