Viertreichster Mann Russlands will deutschen Reisekonzern TUI retten
Nach einer Kapitalerhöhung und einer dritten Finanzspritze in Höhe von 1,8 Milliarden Euro von der Bundsrepublik und privaten Investoren in nur zwölf Monaten versucht nun Mordaschow, den Reisekonzern mit seinem Hotelportfolio, den Kreuzfahrtlinien, sechs europäischen Fluggesellschaften und dem Vertriebsnetz samt Reisebüros zu erhalten. Tausende Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Dazu gehören über 400 Hotels und Resorts mit Premium-Marken wie RIU, TUI Blue und Robinson sowie 15 Kreuzfahrtschiffe – von der MS Europa und der MS Europa 2 in der Luxusklasse und Expeditionsschiffen bis hin zur "Mein Schiff"-Flotte der TUI Cruises und Kreuzfahrtschiffen bei Marella Cruises in England.
Mit seiner nunmehr erreichten Beteiligung von 24,9 Prozent steht der russische Milliardär und Stahlproduzent, der erstmals 2007 rund 3 Prozent der Aktien des Konzerns aus Hannover gekauft hatte, heute im Zentrum der Bemühungen. Mordaschows Heimatstadt Tscherepowez, knapp 400 Kilometer nördlich von Moskau, ist auch der Sitz seiner Firma. Seine Eltern arbeiteten dort früher im Tscherepowezer Metallurgischen Kombinat. Sohn Alexej begann dort nach einem Wirtschaftsstudium zu arbeiten, erwarb mit der Privatisierung des Werks eine Kontrollmehrheit und wurde Chef.
Trotz der Pandemie gewannen seine Anteile von Severstal-Aktien im letzten Jahr rund 40 Prozent an Wert. Der Konzern wird an der Börse derzeit auf rund 15 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die rund 266 Millionen Euro teure Aufstockung seiner Anteile bei TUI kann er sich also durchaus leisten.
Zusammen mit zwei Hilfskrediten der KfW werden der siebenfache Vater Mordaschow und dessen Familie nun ihre Beteiligung an TUI auf bis zu 36 Prozent ausweiten. Wie hoch genau der Anteil zu beziffern sein wird, klärt sich erst Ende Januar. Fest steht, dass er auch bei der laufenden Kapitalerhöhung seinen Anteil auf jeden Fall halten kann. Ende Januar endet die Bezugsfrist für neue Aktien, der genaue Anteil der Kleinanleger und der institutioneller Investoren wird dann endgültig bekannt gegeben.
TUI-Sprecher Martin Riecken versicherte gegenüber RT DE:
"Herr Mordaschow ist wohl in der Lage, bei dieser Kapitalerhöhung mitzugehen. Gegenüber der TUI haben die Familie und ihre Investmentgesellschaften dies ausdrücklich als Möglichkeit genannt."
Durch die Umsetzung der Komponenten des dritten Finanzierungspakets wird außerdem eine Verlängerung eines Teilbetrags der bestehenden KfW-Kreditlinie in Höhe von 500 Millionen Euro gewährt. Diese wäre anderenfalls am 1. April 2021 weggefallen. Dieser Teilbetrag hat nun ebenfalls eine Laufzeit wie die andere bestehende KfW-Kreditlinie (Juli 2022), sobald der ausstehende Senior Bond mit den Mitteln aus der Kapitalerhöhung abgelöst wird.
Im Rahmen des dritten Finanzierungspakets beteiligt sich die KfW darüber hinaus an einer zusätzlichen Darlehensfazilität gemeinsam mit privaten Banken in Höhe von 200 Millionen Euro. Das dritte Finanzierungspaket hat ein Gesamtvolumen von rund 1,8 Milliarden Euro.
Die Bundesrepublik stützt TUI mit insgesamt 4,3 Milliarden Euro, die sich in rund drei Milliarden Euro Kredit der staatlichen KfW-Bank und bis zu 1,3 Milliarden Euro Kapitalzuschuss in Form von stillen Einlagen aufteilen.
Mordaschow ist auch Vizepräsident der deutsch-russischen Auslandshandelskammer und spricht fließend Deutsch. Er könnte auch ohne Einwilligung der Finanzaufsicht BaFin seinen TUI-Anteil noch weiter ausbauen. Erst wenn er mehr als 50 Prozent erreicht, ist er nach deutschem Aktienrecht zu einer Meldung am Kapitalmarkt verpflichtet.
Der in Moskau lebende Mordaschow ist darüber hinaus an einem Goldkonzern, einer Supermarktkette, einem Online-Handel und an Gesundheits-und Bildungsunternehmen beteiligt. Sein Plan ist eine Vernetzung dieser Teilbereiche zu einer Art russischem Multikonzern nach dem Vorbild von Amazon.
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