Moskau würde auf Sanktionen gegen Aeroflot mit aller Macht reagieren
Der ehemalige Doppelagent Sergej Skripal und dessen Tochter sollen in Großbritannien mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet worden sein. Die britische Regierung wähnt die Drahtzieher in Russland und löste daraufhin eine diplomatische Krise gegen Moskau aus. Bislang jedoch blieb London der Beweise schuldig. Washington bedient sich nun der Skripal-Affäre, um neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Ein entsprechender Gesetzentwurf liegt dem US-Kongress vor. Washington ist sich auch sicher, dass Moskau versuchen wird, sich in die anstehenden US-Halbzeitwahlen (Midterm Elections) einzumischen.
Falls die USA die russische Fluggesellschaft Aeroflot verbieten sollten, hätte Moskau genug Macht, um entsprechend zu reagieren, sagte Maxim Surajew, Mitglied des Staatsduma-Ausschusses für Verkehrs- und Bauwesen:
Wir können nicht zulassen, dass unser Unternehmen vom Markt verdrängt wird. Wir können Delta nicht Aeroflots Platz überlassen.
Das erste Sanktionspaket verbietet den Export sensibler Waren von Bedeutung für die nationale Sicherheit nach Russland. Der zweite Teil würde binnen drei Monaten gültig, es sei denn, Russland liefert "zuverlässige Zusicherungen", dass es in Zukunft keine Chemiewaffen einsetzen wird, und stimmt "Inspektionen vor Ort" durch die Vereinten Nationen zu. Zu den möglichen Einschränkungen der zweiten Sanktionsrunde gehört das Verbot von Aeroflot-Flügen in die USA. Allein Aeroflot bietet Direktflüge zwischen Russland und den USA an. Im März kündigte die amerikanische Luftfahrtgesellschaft Delta an, Flüge nach Moskau einzustellen. Delta hatte von Ende Mai bis September saisonal Flüge nach Russland angeboten. American Airlines und United Airlines haben diese Flugverbindungen bereits aus ihrem Programm gestrichen.
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Unmöglich Russland zu umfliegen
Surajew wies darauf hin, dass die Luftverkehrsverbindung zwischen Russland und den Vereinigten Staaten keinesfalls eingestellt würde und ein Anbieter aus einem Drittland die Lücke füllen könnte:
Wir werden einfach mit Lufthansa oder mit französischen Linien fliegen.
Die Aktien von Aeroflot reagierten prompt: Am Donnerstag stürzte sie um elf Prozentpunkte ab. Anschließend erholten sich die Werte langsam, am Nachmittag lagen sie um fünf Prozent niedriger als vor dem Kursfall.
Russland könnte auf neue US-Sanktionen reagieren, indem das Land die Kosten für die Nutzung des Luftraums durch US-Fluggesellschaften erhöht. Dies würde die Flugpreise für amerikanische Flüge über Russland in die Höhe treiben. Davon betroffen wären Flüge von Europa nach Asien. Aeroflot ist auch Hauptnutznießer der Lizenzgebühren für alle internationalen Flüge, die den russischen Luftraum nutzen. Das größte Land der Welt zu umfliegen, wäre schwierig.
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