Russland

Wladimir: Ein Kleinod russischer Geschichte und Kultur erwartet seine Besucher

Entlang der Bahnstrecke von Moskau nach Nischni Nowgorod findet sich mit der 350.000-Einwohner-Stadt Wladimir ein architektonisches Juwel, das nicht nur dem WM-Touristen die Möglichkeit gibt, tief in das Erbe der russischen Kultur und Geschichte einzutauchen.
Wladimir: Ein Kleinod russischer Geschichte und Kultur erwartet seine Besucher

von Gert-Ewen Ungar

Etwa 200 Kilometer und damit eine gut zweistündige Zugfahrt von Moskau entfernt liegt die Stadt Wladimir. Die rund eintausend Jahre alte Stadt war einst politisches Machtzentrum und ist heute ein von Russen viel besuchtes touristisches Ziel. Wladimir liegt von Moskau aus mit der Bahn gut erreichbar auf der Strecke in die Millionenstadt Nischni Nowgorod, das ehemalige Gorki.

Nischni Nowgorod gehört zu den Austragungsorten der Fußball-WM 2018. Mit ihrer Lage auf der Achse von Moskau in die Wolgametropole lädt Wladimir die Fans, die sich von Moskau aus zu einem Spiel in die östlich von Moskau gelegene Stadt aufmachen, geradezu zu einem Abstecher ein.

Gegründet wurde Wladimir bereits vor gut eintausend Jahren. Zur Zeit der Mongolenkriege verlor Kiew als Gründungsort der Rus an politischem Einfluss. Bedingt durch die geschützte Lage stieg Wladimir vor allem infolge massiver Zuwanderung von Flüchtlingen zum politischen und ökonomischen Machtzentrum auf. Mit einigen anderen Städten, die nahezu zur selben Zeit gegründet wurden, liegt Wladimir auf dem sogenannten Goldenen Ring um Moskau. Hierzu zählen neben Wladimir die berühmten Städte Susdal, Rostow und Uglitsch. Doch während es sich bei den drei letztgenannten Städten mit ihren wenigen zehntausend Einwohnern eher um Freilichtmuseen handelt, die einen Einblick in die Architektur und das Leben zum Zeitpunkt des Aufstiegs des Wladimirer Fürstentums vermitteln, ist Wladimir selbst mit seinen knapp 350.000 Einwohnern auch heute noch ein wirtschaftliches Zentrum.

Bahnbrechende Sakralarchitektur und Goldenes Tor

In Wladimir finden sich die typischen Zeugnisse orthodoxer Architektur. Von herausragender Bedeutung ist die aus weißem Stein erbaute Maria-Entschlafens-Kathedrale, die das Stadtbild prägt. Sie gilt als Vorbild für eine große Zahl weiterer orthodoxer Sakralbauten. Signifikant sind die goldenen Kuppeln, die geradezu zum Symbol für spätere Bauten der orthodoxen Kirche wurden.

Unweit davon befindet sich die Kirche des Heiligen Demetrius, ein ebenfalls zu den "Weißen Monumenten" zählender Bau.

Weltbekannt und ebenso wie die Maria-Entschlafens-Kathedrale und die Kirche des Heiligen Demetrius Teil des Weltkulturerbes ist auch das Goldene Tor der Stadt. Es ist für alle Besucher der Stadt Pflicht, einmal hindurchzulaufen. Einst war es Teil der Befestigungsanlage von Wladimir, wichtiger Kontrollpunkt und Zugang zu den großen Handelswegen. Es war Katharina die Große, die einen Teil des sich unmittelbar an das Tor anschließenden Befestigungswalls abtragen ließ und so die Einfahrt in die Stadt verbreiterte. Das Tor selbst war zu schmal für ihre Entourage.

Museen und Galerien mit reichhaltigen thematischen Ausstellungen

Die Stadt liegt malerisch am Fluss Kljasma. Von der gut erhaltenen und mit viel Umsicht restaurierten Altstadt aus genießt man einen wundervollen Blick über das Tal. Das Zentrum der Stadt lässt sich zu Fuß gut erschließen. Ein ausgedehnter Spaziergang führt an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei. Vom in typisch sozialistischem Stil gebauten Bahnhof aus führt ein kurzer Fußweg hinauf ins Zentrum. Erst einmal dort, kann man die zahlreichen Sehenswürdigkeiten kaum verfehlen. Alles Sehenswerte liegt nah beieinander.

Sollte etwas Zeit bleiben, ist auch ein Besuch in der städtischen Galerie zu empfehlen. Dort finden sich auf drei Etagen unterschiedliche thematische Ausstellungen. Die Dauerausstellung zeigt historische und zeitgenössische Kunst mit Bezug zur Stadt. Auch Exponate von international bekannten russischen und sowjetischen Künstlern sind hier zu bestaunen. Sie eröffnen einen tieferen Zugang zur Geschichte der Stadt als ein bloßer Spaziergang. Auch das historische Museum lohnt einen Besuch, allein schon seiner architektonischen Besonderheit wegen. Das Backsteingebäude findet sich ebenfalls in unmittelbarer Nähe zum Zentrum der Stadt.

Pubs, Familienrestaurants und Hinterhöfe als Geheimtipps

Nach dem Kulturprogramm lässt es sich gut durch die zentrale Einkaufsstraße von Wladimir spazieren. In der Bolschaja Moskovskaja Uliza, der Großen Moskauer Straße, reihen sich Bars, Restaurants und Cafés aneinander. Es finden sich kleine Brauereien, die mit selbstgemachtem Bier locken und Restaurants mit einem für die Region typischen Angebot an Speisen. Es lässt sich hier gut verweilen. Auch lohnt sich ein Blick in die Hinterhöfe. Dort gibt es viel zu entdecken. Kleine Pubs locken mit einer großen Auswahl an internationalen Biersorten, dazu kommen familiengeführte Restaurants, spezialisiert auf Blini, russische Crêpes, oder Pelmeni, die russischen Tortellini.

Wladimir ist ein lohnendes Ausflugsziel für alle, die sich während der Weltmeisterschaft einen Tag Auszeit nehmen und diesen mit etwas anderem als dem Fußball füllen wollen. Es bietet sich an, Wladimir im Zuge einer Bahnreise nach Nischni Nowgorod zu besuchen. Ein Aufenthalt von einigen Stunden belohnt den Besucher mit einem Eindruck in das historische Russland und mit dem besonderen Flair dieser typisch russischen Stadt.

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