Ukrainische Flankenverteidigung bei Kurachowo bricht zusammen
Von Boris Roschin
Nach dem Stand vom 20. November 2024 fällt es dem ukrainischen Militär immer schwerer, die Flanken des Kurachowo-Vorsprungs zu halten, was auf eine Wiederholung der Lage bei Awdejewka, Karlowka und Ugledar hindeutet. Damals machten derartige Durchbrüche an den Flanken die Befreiung dieser wichtigen Orte durch Russlands Streitkräfte möglich.
Die Lage um Kurachowo kann in mehrere Komponenten aufgeteilt werden.
1. Im Süden stützen sich die russischen Truppen auf das Umland von Maximowka und Jasnaja Poljana. Sie führen Angriffe in Richtung der Straße Konstantinopol – Kurachowo durch und tasten sich an die ukrainische Verteidigung in Richtung der Straße Kurachowo – Welikaja Nowosjolka heran. Auch nördlich von Bogojawlenka rücken die russischen Truppen vor und stürmen den Ort Trudowoje. Ebenso läuft der Sturm auf Jelisawetowka. Darüber hinaus hat die Besetzung von Dalneje faktisch für die Unterbrechung der Straße Kurachowo – Uspenowka gesorgt. Damit wurde der befestigte Raum in Uspenowka von Kurachowo abgeschnitten, wodurch für einen Teil des ukrainischen Truppenverbands in Kurachowo die Gefahr der Einkesselung entstand.
2. In Kurachowo selbst setzen die russischen Truppen die ukrainische Verteidigung in der Stadt zunehmend unter Druck und rücken in den Wohngebieten bis zum Getreidespeicher und zum Stadtzentrum vor. Das ukrainische Militär verliert langsam, aber sicher seine Stellungen in der Stadt. Die Gegenangriffe unter Einsatz von Panzerfahrzeugen zeigen immer weniger Wirkung.
3. Nördlich des Stausees sind die russischen Truppen nach der Befreiung von Iljinka, Nowaja Iljinka und Nowoselidowka einer Befreiung der Siedlung Berestki nahe, was ihnen ermöglichen wird, zur Siedlung Staryje Terny am westlichen Ufer des Stausees vorzurücken. Der Vormarsch an diesem Abschnitt eröffnet auch die Möglichkeit, westliche Zufahrten in die Stadt unter Feuerkontrolle zu nehmen. Sollte die ukrainische Verteidigung in Solnzewo durchbrochen werden, können sich die Ereignisse hier beschleunigen.
Damit besteht das Risiko eines Zusammenbruchs der Flanken des ukrainischen Truppenverbands in Kurachowo nach dem Szenario der Schlacht um Ugledar. Dies stellt das ukrainische Kommando vor eine schwierige Wahl: entweder bis zum Ende auszuharren und die Gefahr der Einkesselung in Kauf zunehmen, oder die Truppen nach Westen zurückzuziehen und Kurachowo und etwa ein Dutzend weiterer Ortschaften aufzugeben. Ich vermute, dass, wie im Fall von Ugledar, die Entscheidung über einen Rückzug zu spät kommen wird. Zahlreiche ukrainische Quellen kündigen seit Wochen offen an, dass Kurachowo in strategischer Hinsicht dem Untergang geweiht sei und es vor allem darauf ankomme, die Truppen zu bewahren. Faktisch versucht das ukrainische Militär, durch seinen Widerstand am Vorsprung von Kurachowo Zeit zu gewinnen, um andere Frontabschnitte zu befestigen.
Doch nach dem unvermeidlichen Fall von Kurachowo, mit dem meiner Einschätzung nach noch vor dem neuen Jahr zu rechnen ist, können Russlands Streitkräfte den Gegner südlich von Krasnoarmeisk noch intensiver unter Druck setzen. Damit eröffnet sich für sie unter anderem die Perspektive eines Vormarschs ins Gebiet Dnjepropetrowsk. Außerdem könnten sie Maßnahmen zur Einkesselung von Welikaja Nowosjolka einleiten und die Einsätze nördlich von Welikaja Nowosjolka mit einer Offensive am Vorsprung von Wremewka synchronisieren. Damit würde, wie im Fall von Ugledar, der Sturm auf einen stark befestigten Raum vermieden und das ukrainische Militär gezwungen, diesen zu verlassen, um der Gefahr der Einkesselung zu entgehen.
Im Übrigen wird die Befreiung von Kurachowo die Intensität der Artillerieangriffe auf Donezk und mehrere weitere Orte in der DVR vermindern und die logistischen Möglichkeiten der russischen Streitkräfte im westlichen Donbass erweitern. Ugledar wird endgültig zum Hinterland, und Bedrohungen, die das ukrainische Militär für Wolnowacha und Mariupol zu schaffen versuchte, werden endgültig ihre Aktualität verlieren.
Übersetzt aus dem Russischen. Verfasst am 20. November speziell für RT.
Boris Roschin ist Experte am Zentrum für militärpolitische Journalistik. Man kann ihm auf seinem Telegram-Kanal folgen.
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