Russland

"Gesundheitsschädlich": In Russland kommt der Schutz der Bürger vor Palmöl auf die Tagesordnung

Die gesundheitsschädliche Wirkung von industriell verarbeitetem Palmöl wird von Ernährungsberatern und Medizinern seit längerem beklagt, der sehr geringe Preis des Produktes führt trotzdem dazu, dass es von Lebensmittelherstellern weltweit verwendet wird. In Russland will man dem nun, zuerst durch Aufklärung der Verbraucher, den Kampf ansagen.
"Gesundheitsschädlich": In Russland kommt der Schutz der Bürger vor Palmöl auf die TagesordnungQuelle: Gettyimages.ru © Edwin Remsberg

In Russland wurde vorgeschlagen, Palmölprodukte künftig mit einer Warnung über ihre Schädlichkeit zu kennzeichnen. 

Die Ernährungswissenschaftlerin und Leiterin des Zentrums für gesunde Lebensweise, Irina Pissarewa, hat sich in einem Appell (der RT vorliegt) an den Sprecher der Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, gewandt, in dem sie vorschlägt, Produkte, die Palmöl enthalten, in gleicher Weise zu kennzeichnen wie Zigarettenpackungen. Ihrer Meinung nach sei es notwendig, eine Aufschrift auf der Verpackung anzubringen, die den Verbraucher über die Auswirkungen solcher Produkte auf die Gesundheit informiert.

Pissarewa wies darauf hin, dass der Kampf für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen eines der Ziele ist, die im Erlass "Über die nationalen Entwicklungsziele der Russischen Föderation für den Zeitraum bis 2030" genannt werden. Doch leider sei für einige Lebensmittelhersteller die persönliche Bereicherung wichtiger als die Gesundheit der Bürger, betonte die Expertin.

Ihr zufolge gebe es zahlreiche Studien und Gutachten, die die Schädlichkeit von Palmöl belegen.

Im Text des Appells heißt es unter anderem: 

"Im Rahmen der Vorbereitung von Gesetzesänderungen bitte ich Sie, die Frage der Kennzeichnung von palmölhaltigen Produkten nach dem Prinzip der Zigarettenkennzeichnung zu prüfen. Das heißt, es sollten Krankheitsbilder und eine Aufschrift angebracht werden, die den Verbraucher warnt: 'Übermäßiger Konsum von Produkten, die Palmöl enthalten, kann zu gefährlichen Krankheiten führen'."

Die Ernährungswissenschaftlerin schlug vor, dass dies, zusammen mit der auferlegten Haftung, die Hersteller zum Nachdenken anregen und zumindest die Menge des verwendeten Ersatzstoffes reduzieren könnte. Gleichzeitig werden sich mehr Verbraucher über die gesundheitlichen Folgen des Verzehrs solcher Produkte im Klaren sein, schloss Pissarewa.

Zuvor hatte der Vorsitzende der russischen Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, vorgeschlagen, eine strafrechtliche Verantwortung für die Verwendung von Ersatzstoffen, einschließlich Palmöls, bei der Herstellung von Lebensmitteln einzuführen.

Palmöl ist im Vergleich zu tierischen Fetten oder traditionellen pflanzlichen Ölen billig und wird daher von zahlreichen Lebensmittelherstellern weltweit verwendet. Nach seiner industriellen Verarbeitung ist es jedoch für das menschliche Verdauungssystem schwerer behandelbar, was zu Verfettung, Gewichtszunahme und in der Folge Herz- und Kreislaufkrankheiten sowie Geschwüren in Magen und Darm führen kann. Außerdem leiden Nieren und Leber, die mit dem Abbau von zu viel Palmöl überfordert werden. Einige der bei der industriellen Herstellung entstehenden Nebenstoffe gelten als krebserregend. 

Die AOK schreibt dazu in ihrem Gesundheitsratgeber

"Gesundheitlich problematisch wird Palmöl durch die industrielle Verarbeitung. So gehen beim Raffinationsprozess durch die große Hitze von 200 Grad Celsius nicht nur wertvolle Inhaltsstoffe verloren, sondern es können auch große Mengen an Fettschadstoffen entstehen. Hierzu zählen Glycidyl-, 3-Monochlorpropandiol-Fettsäureester (3-MCPD) sowie 2-Monochlorpropandiol-Fettsäureester (2-MCPD). Bei der Verdauung kann das als krebserregend geltende Glycidol aus den Glycidol-Fettsäureestern abgespalten werden. 3-MCPD gilt als möglicherweise nierenschädigend und krebserregend, 2-MCPD als eventuell nieren- und herztoxisch."

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