Roskosmos will ISS-Ausstieg aufschieben: Rote Zahlen und große Pläne für Russlands Weltraumbranche
Der Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos hat in einem Interview für die Zeitung Wedomosti und in einem Kommentar für den Fernsehsender Rossija 24 die Pläne seiner Organisation für die kommenden Jahre enthüllt. Entgegen seiner Erklärung von Ende Juli, wonach der Ausstieg Russlands aus der Internationalen Raumstation (ISS) nach dem Jahr 2024 bereits beschlossen worden sei, gab Juri Borissow nun bekannt, dass Roskosmos den Betrieb der ISS bis zum Jahr 2028 offiziell beantragt habe.
"Natürlich werden wir unsere Präsenz so lange wie möglich aufrechterhalten, aber niemand weiß, wie sich die Station fernerhin verhalten wird."
Die russische Raumfahrtbehörde habe nicht vor, auf die internationale Kooperation und ihre internationalen Verpflichtungen einseitig zu verzichten. Roskosmos sei bereit, mit allen Ländern zusammenzuarbeiten, die daran interessiert seien.
Ende Oktober hatte Russlands Minister für Industrie und Handel, Denis Manturow, erklärt, dass die ISS-Mitgliedschaft Russlands eigentlich bis zum Jahr 2028 möglich sei, da der Raketenbaukonzern Energija keine technischen Probleme festgestellt habe, die den Betrieb des russischen ISS-Segments nach dem Jahr 2024 behindern könnten.
Im Interview ging Borissow auch die Entwicklung einer eigenen russischen Raumstation an. Zwar habe Roskosmos noch keine Finanzierung für das Projekt erhalten, die Behörde halte jedoch an solchen Plänen fest, da niemand derzeit genau sagen könne, wie es gegen das Jahr 2030 um die ISS bestellt sein werde.
"Wir müssen eine Alternative haben, um unsere bemannte Raumfahrt mit Blick auf künftige Flüge zum Mond und in den fernen Weltraum fortzusetzen."
Der Roskosmos-Chef wollte über keine Bautermine spekulieren, teilte allerdings mit, dass er am 12. April 2023, dem Tag der Raumfahrt der Regierung und dem Präsidenten "erschöpfende Unterlagen" zum Projekt vorlegen und damit die Notwendigkeit der neuen Raumstation beweisen wolle.
Ferner kündigte Borissow seine Pläne an, zwei Werke für die Massenproduktion von Satelliten errichten zu lassen. Die Betriebe sollten voraussichtlich im Gebiet Moskau und in der sibirischen Stadt Krasnojarsk entstehen. Dem Roskosmos-Chef zufolge müsse Russland seine Satellitenproduktion bis zum Jahr 2026 von 15 Apparaten pro Jahr auf 200 bis 250 aufzustocken. Bis zum Jahr 2030 müsse ein Satellit pro Tag vom Fließband gehen.
Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, werde Roskosmos im Jahr 2023 Obligationen im Wert von zehn Milliarden Rubel (etwa 130 Millionen Euro) emittieren, sagte der Roskosmos-Chef. Das maximale Volumen der in den kommenden Jahren zu emittierenden Schuldverschreibungen werde bis zu 50 Milliarden Rubel (etwa 660 Millionen Euro) betragen. Ihre Frist werde sich auf 15 bis 20 Jahre belaufen.
Gleichzeitig gab Borissow zu, dass die russische Raumfahrtbranche rote Zahlen schreibe. Im Jahr 2021 habe sich der Verlust auf 31 Milliarden Rubel (etwa 410 Millionen Euro) belaufen. Bis Ende 2022 werde ein Verlust von über 50 Milliarden Rubel (etwa 650 Millionen Euro) prognostiziert.
"Heute spricht die finanzielle und wirtschaftliche Situation in Roskosmos davon, dass hier gelinde gesagt nicht alles in Ordnung ist."
Der Roskosmos-Chef verwies in diesem Zusammenhang auf den Ausbruch des Ukraine-Krieges am 24. Februar. Ihm zufolge seien seitdem mehrere internationale Verträge aufgekündigt worden. Dies betreffe den Export von Raketentriebwerken und kommerzielle Raketenstarts. Die roten Zahlen seien jedoch grundsätzlich auf das Missmanagement in der Branche zurückzuführen. Einige Unternehmen hätten zum Beispiel Staatsaufträge übernommen, diese aber nicht rechtzeitig erfüllt. Der Grund seien nicht nur ausbleibende Lieferungen von elektronischen Komponenten, sondern auch eine mangelhafte Organisation des Arbeitsprozesses und eine schwache Arbeitsdisziplin gewesen.
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