Russland

Russland: Moderatorin Sobtschak flieht nach Litauen, ihr Mitarbeiter wegen Erpressung festgenommen

Russische Behörden ermitteln gegen die Journalistin und Moderatorin Xenija Sobtschak. Sie hat Russland mittlerweile verlassen. Die Behörden nahmen ihren kaufmännischen Leiter unter dem Vorwurf der Erpressung fest.
Russland: Moderatorin Sobtschak flieht nach Litauen, ihr Mitarbeiter wegen Erpressung festgenommenQuelle: AP © Denis Tyrin

Russische Nachrichtenagenturen berichteten am Mittwoch zunächst über Durchsuchungen in Sobtschaks Haus unweit von Moskau. Sie selbst soll zuvor mehrere Flugtickets gekauft haben, um die Behörden zu verwirren. Wie am Mittwochabend bekannt wurde, hatte sie Russland über Weißrussland verlassen und hält sich derzeit in Litauen auf. Litauische Behörden bestätigten am Donnerstag die Einreise. Sie besitze die israelische Staatsbürgerschaft und habe daher visumfrei nach Litauen einreisen dürfen.

Ein in den sozialen Netzwerken veröffentlichtes Video zeigt, wie Sobtschak angeblich zu Fuß die Grenze zu Litauen überquert:

Die Nachrichtenagenturen TASS und RT meldeten unter Berufung auf die Polizei, dass Sobtschak verdächtigt wird, in einen schweren Fall von Erpressung verwickelt zu sein. Kirill Suchanow, der kaufmännische Leiter ihres Medienunternehmens, wurde am Mittwoch festgenommen und bleibt laut einem Gerichtsbeschluss bis zum 24. Dezember in Untersuchungshaft. Suchanow wird beschuldigt, von Sergei Tschemesow, dem Chef der Rüstungsholding Rostech, 11 Millionen Rubel (rund 177.000 Euro) erpresst zu haben. Wie ein Ermittler vor Gericht erklärte, wurde Suchanow festgenommen, als er von Vertretern der Firma 800.000 Rubel erhielt.

Laut TASS sagte Suchanow vor Gericht: "Ich bin bereit, mich beim Opfer zu entschuldigen und zuzugeben, dass ich 800.000 Rubel von ihm verlangt habe, aber nur diesen Betrag". Ein zweiter Angeklagter, der ehemalige Chefredakteur des Magazins Tatler, muss ebenfalls in Untersuchungshaft bleiben.

Sobtschak bezeichnete die Vorwürfe als Unsinn. "Ich glaube überhaupt nicht daran und hoffe, dass sie jetzt schnell alles klären und sicherstellen, dass das alles ein Unsinn ist. Wenn nicht, dann ist es offensichtlich, dass es sich um eine Razzia in meiner Redaktion handelt: der letzten freien Redaktion in Russland, die niedergeschlagen werden musste", schrieb sie auf Telegram. Zu ihrer Abreise ins Ausland machte sie keine Angaben.

Sobtschak zählt zu den bekanntesten Prominenten Russlands. Die 40-Jährige ist Tochter des ehemaligen Bürgermeisters von Sankt Petersburg, Anatoli Sobtschak, dessen Mitarbeiter in den 1990er Jahren Wladimir Putin war. Ihre Karriere startete mit einer Realtity-Show, danach arbeitete sie mehrere Jahre für den Fernsehsender Doschd und nahm als Korrespondentin des Senders an Putins Pressekonferenzen teil. Im Jahr 2018 nahm Sobtschak an den Präsidentschaftswahlen teil. Spekulationen, dass ihre Kandidatur mit dem Kreml vereinbart worden war, um auf die Wahlen aufmerksam zu machen, bestreitet sie. Vor drei Jahren startete die Journalistin ihren eigenen Youtube-Kanal und veröffentlicht dort Interviews.

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