Russland

Ex-Vize-Ministerpräsident Russlands spricht sich gegen Ukraine-Krieg aus – Kritik vom Roskosmos-Chef

Der ehemalige stellvertretende russische Ministerpräsident Dworkowitsch hat sich gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen und die Sinnlosigkeit der Sanktionen gegen Russland angeprangert. Roskosmos-Chef Rogosin kritisierte ihn für diese Haltung und dafür, dass er Russland von Boeing und Airbus "abhängig" gemacht habe.
Ex-Vize-Ministerpräsident Russlands spricht sich gegen Ukraine-Krieg aus – Kritik vom Roskosmos-ChefQuelle: Gettyimages.ru © ermingut

Arkadi Dworkowitsch, Vorsitzender der Skolkowo-Stiftung, Chef des Internationalen Schachverbands (FIDE) und ehemaliger stellvertretender russischer Ministerpräsident, hat in einem Interview mit Mother Jones gesagt, er sei gegen die militärischen Maßnahmen in der Ukraine.

Dworkowitsch zufolge will FIDE dafür sorgen, dass in Russland und Weißrussland keine offiziellen Schachturniere abgehalten werden und dass Schachspieler diese Länder bei Wettbewerben nicht vertreten dürfen. Der ehemalige stellvertretende russische Ministerpräsident betonte:

"Ich weiß, dass viele Bindungen bereits zerbrochen sind. Und manche Freundschaften werden wohl kaum wiederhergestellt werden können. Aber mein Traum ist, dass ukrainische und russische Schachspieler wieder zusammen antreten. Nicht gegeneinander, sondern miteinander."

Er bezeichnete auch die westlichen Sanktionen gegen Russland als hart, aber sinnlos. Dworkowitsch erklärte, Russland sei bereit, mit "technologischen Innovationen und eigenen Weiterentwicklungen" zu reagieren. Er sagte:

"Ich kann ausländische Unternehmen, die den russischen Markt verlassen haben, nicht respektieren. Einige von ihnen haben meinen Respekt für eine sehr lange Zeit verloren, möglicherweise für immer. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, uns aus der technologischen Abhängigkeit zu befreien. Dies kann nur durch Teamarbeit erreicht werden, an der jeder beteiligt ist, der fähig ist, eine Führungsrolle zu übernehmen – jeder an seinem Platz."

Dmitri Rogosin, der Chef der russischen Weltraumorganisation Roskosmos, reagierte seinerseits auf die Worte von Dworkowitsch, der sich gegen militärische Maßnahmen ausgesprochen hat, mit Kritik an seiner Arbeit zur Importsubstitution. In seinem Telegram-Kanal schrieb Rogosin:

"Beantworte lieber die Frage, warum du unter deiner Aufsicht über das Verkehrsministerium und Aeroflot den Kauf russischer Flugzeuge abgelehnt hast und uns alle von Boeing und Airbus abhängig gemacht hast? Was hast du dir dabei gedacht, 'Friedensstifter'?"

Rogosin wies darauf hin, dass Dworkowitsch den zivilen Teil der russischen Industrie und die entsprechende wirtschaftspolitische Arbeit in der Regierungskommission für Importsubstitution überwachte. Er schrieb:

"Glaubst du, dass du dich hinter einem Schachbrett vor den Fragen von Millionen Menschen verstecken kannst, deren Recht auf Bewegung du und deinesgleichen in Frage gestellt haben?"

Dworkowitsch sagte nach Rogosins Äußerungen, er habe während seiner Arbeit in der Regierung dafür gesorgt, "dass die Sanktionen kein Hindernis, sondern eine Chance waren, unsere eigene Wirtschaft aufzubauen". Auf die gegen ihn gerichtete Kritik reagierte er mit folgenden Worten:

"Die Ergebnisse dieser Arbeit in vielen Sektoren haben das Sprungbrett für die nationale Sicherheit geschaffen, die wir heute in der Landwirtschaft und im Bauwesen, im Energiesektor und in der Petrochemie sowie bei der Entwicklung der Infrastruktur haben."

Ende Februar hatte der Internationale Schachverband die Weltschacholympiade in Russland verschoben. Sie sollte vom 26. Juli bis 8. August in Moskau stattfinden. Darüber hinaus verbot FIDE russischen und weißrussischen Schachspielern, unter der Flagge ihres Landes an Wettbewerben unter der Schirmherrschaft des Verbandes teilzunehmen.

Dworkowitsch ist seit Oktober 2018 FIDE-Präsident. Zuvor war er in der russischen Regierung und der Präsidialverwaltung tätig. Von 2008 bis 2012 war er Berater des ehemaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew. Anschließend war er sechs Jahre lang (2012-2018) als stellvertretender Ministerpräsident für den Brennstoff- und Energiekomplex zuständig. Bevor er zur FIDE kam, leitete er drei Jahre lang den Vorstand der Russischen Eisenbahnen.

Mehr zum Thema - Eckpunkte eines Friedensabkommens mit der Ukraine – neutraler Status wie bei Österreich im Gespräch

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.