Waffen des modernen Schlachtfelds: Neue russische Drohnen, Gewehre, Lenkraketen auf der Army-2020
Im Kongress- und Ausstellungszentrum Patriot in Kubinka bei Moskau wurde am Montag, dem 24. August das internationale militärisch-technische Forum "Army-2020" eröffnet. Etwa 1.500 Unternehmen aus 92 Ländern präsentieren hier über 28.000 Exponate. Dazu gehören auch zukunftsweisende neue Modelle von Rüstungsgütern russischer und ausländischer Hersteller.
Eines dieser Produkte ist ein leichtes manuelles Maschinengewehr RPL-20, dessen Prototyp der Kalaschnikow-Konzern der Öffentlichkeit vorstellte. Darüber hinaus führte das Unternehmen das Sturmgewehr AK-19 im NATO-Kaliber 5,56 x 45 Millimeter vor – diese Waffe kann in Dutzende von Ländern auf der ganzen Welt exportiert werden, die Munition dieses Kalibers verwenden. Das Sankt Petersburger Unternehmen Kronstadt präsentierte die schwere Angriffsdrohne Grom, und das Nowosibirsker Institut für angewandte Physik stellte den Lenkflugkörper S-8L vor – eine lasergelenkte Rakete im Format der üblichen Raketenbomben im 80-Millimeter-Kaliber. Wie Experten feststellen, entsprechen die auf der Armija-2020 präsentierten Muster den Bedürfnissen der russischen Streitkräfte wie auch ausländischer Kunden.
Vielseitigkeit und Ergonomie vom Kalaschnikow-Konzern
Traditionell weckten Ausstellungsstücke des Kalaschnikow-Konzerns großes Interesse bei den Forumsbesuchern. In diesem Jahr präsentierte das Unternehmen einen Prototyp des leichten Maschinengewehrs RPL-20 im russischen Sturmgewehr-Standardkaliber 5,45 x 39 Millimeter. Nach Angaben des Entwicklers ist diese auf Grundlage des RPK-16 entwickelte Waffe grundlegend neu in ihrer Klasse – dies kann man aus gleich zweifacher Sicht bestätigen:
Erstens für Russland, zumal hier das erste Modell eines russischen Maschinengewehrs in einem Sturmgewehr-Kleinkaliber mit Munitionszufuhr aus Gurten statt aus dem Magazin und mit Schnellwechsellauf vorliegt, das der Serienherstellung in Russland bisher am nächsten kam.
Denn zweitens ist es mit 5,5 Kilogramm Leergewicht an die zwei Kilogramm leichter als Vertreter derselben Klasse aus ausländischer Herstellung – beziehungsweise ähnlich schwer wie Maschinengewehre im selben (oder ähnlichen) Kaliber, die aber mit der Munitionszufuhr aus dem Magazin statt aus Gurten arbeiten. Diese Daten gab Wladimir Onokoi, in der Direktion für militärisch-technische Zusammenarbeit der Kalaschnikow-Gruppe für dieses Entwicklungsfeld zuständig, in einer Nachricht im russischen sozialen Netzwerk VKontakte an.
"Während der Sowjetzeit gab es Versuche, ein solches Maschinengewehr zu entwickeln, aber sie waren erfolglos. Die Kapazität des Gurtkastens beträgt 100 Schuss", erklärt Onokoi im Gespräch mit RT.
Das RPL-20 ist mit einem Teleskophinterschaft ausgestattet, dessen Länge entsprechend den Besonderheiten der Schutzausrüstung und den körperlichen Eigenschaften des Soldaten einstellbar ist. Darüber hinaus ist der Hinterschaft zur Seite einklappbar, um den Transport und das Absitzen aus Fahrzeugen beziehungsweise die Fallschirmlandung zu erleichtern.
Das RPL-20 verfügt laut des Nachrichtenportals Regnum.ru über Schnellwechselläufe, die zusammen mit der Gurtzufuhr intensiveres Feuer über längere Zeit ermöglichen. Diese Läufe gibt es in zwei Längen – der längere Lauf bietet eine höhere Geschwindigkeit des Geschosses und höhere effektive Feuerreichweite. Der verkürzte Lauf wiederum eignet sich für urbane Kampfeinsätze, bei denen eher auf kurze Entfernungen geschossen wird, und macht das RPL-20 um weitere 300 Gramm leichter. Onokoi kommentiert:
Vielseitigkeit, Ergonomie und Benutzerfreundlichkeit – das sind die Faktoren, auf die wir achten und die wir in unseren Waffen materialisieren. Aus diesem Grund verfügt das RPL-20 über einen sehr bequemen Schaft […] und eine Befestigungsschiene zum Anbringen zusätzlicher Ausrüstung für bestimmte Aufgaben. Diese Waffe ist maximal an die Bedingungen der modernen Kampfführung angepasst.
Dass das Gewicht des RPL-20 niedriger ausfällt als das ähnlicher ausländischer Modelle, ist zum Teil der Tatsache geschuldet, dass bei seiner Entwicklung bewusst nicht allzu sehr auf eine Vereinheitlichung mit Sturmgewehren geachtet wurde. Dies ist der Hauptunterschied zwischen dem neuen Maschinengewehr und seiner Entwicklungsgrundlage, dem RPK-16, das Kastenmagazine der AK-74-Familie für 30 und 45 Schuss verwenden kann. Onokoi erklärt:
RPL-20 und RPK-16 sind Vertreter verschiedener Konzepte von leichten Maschinengewehren. Es gibt auf der Welt eine Diskussion darüber, welches Konzept das bessere ist. Wir können dem Kunden jedoch beide Optionen anbieten.
Das leichte Maschinengewehr RPL-20 des Kalaschnikow-Konzerns durchläuft im Moment die Werkserprobungen. Seine vom russischen Verteidigungsministerium in Auftrag gegebene Entwicklung soll spätestens innerhalb des kommenden Jahres abgeschlossen sein, schreibtRIA Nowosti mit Verweis auf den Generaldirektor des Kalaschnikow-Konzerns Dmitri Tarassow.
Sie haben angefragt? Das neueste Kalaschnikow-Gewehr AK-19 im NATO-Kaliber bereit für den Export
Zu den weiteren Kalaschnikow-Neuheiten, die auf dem Forum in Kubinka vorgestellt wurden, gehört das Sturmgewehr AK-19, das für die Munition im Sturmgewehr-Kleinkaliber der NATO, 5,56 x 45 Millimeter, ausgelegt ist. Die Waffe wurde auf der Grundlage des AK-12 entwickelt, das in die Arsenale der russischen Streitkräfte in den russischen Sturmgewehr-Kalibern 5,45 x 39 Millimeter und 7,62 x 39 Millimeter geliefert wird. Diese Neuentwicklung stellt eine Reaktion des Kalaschnikow-Konzerns auf die Anfrage auf dem Markt dar – und zwar auf Anfragen im wahrsten Sinne des Wortes.
Onokoi führt aus:
Als das AK-12 erstmals in die russischen Streitkräfte geliefert wurde, gab es im Ausland ein großes Interesse an ihm. Unser Unternehmen begann, Anfragen auf eine Version im Kaliber 5,56 x 45 Millimeter zu erhalten, das in etwa hundert Ländern auf der ganzen Welt verwendet wird. Infolgedessen wurden wir beauftragt, umgehend ein Modell für den Export zu entwickeln – nun stellen wir es vor.
Wie der Vertreter des Kalaschnikow-Konzerns bemerkte, sind am AK-19 auch viele Staaten interessiert, die noch nie Kalaschnikow-Sturmgewehre im Arsenal führten. Hier sei angemerkt, dass Sturmgewehre nach Kalaschnikow-Muster in diesem NATO-Kaliber auch zuvor schon vor- und hergestellt wurden; Herstellerländer waren von Russland selbst über diverse osteuropäische Länder bis hin zu Finnland und Israel breit gefächert. Das AK-19 hat jedoch Alleinstellungsmerkmale: Dies sind, wie schon beim AK-12, etwa der freischwebende Lauf zum Zwecke höherer Einzelschusspräzision, der verstellbare Hinterschaft und die zwei Befestigungsschienen für Zusatzausrüstung unten am Vorderschaft sowie oben vom Vorderschaft bis ganz zum hinteren Ende des Systemkastendeckels – alles erstmals serienmäßig an einem Sturmgewehr, das zudem auch noch die legendäre Zuverlässigkeit seiner Vorfahren aus der Kalaschnikow-Familie übertrifft. Ein weiteres solches Merkmal sieht Onokoi im eleganten Erscheinungsbild des Sturmgewehrs, das auch die anspruchsvollsten Waffenliebhaber zufriedenstellen könne.
"Genauigkeit gewährleisten" – Schwere Hochgeschwindigkeits-Angriffsdrohne "Grom" mit Stealth-Eigenschaften
Im Bereich der unbemannten Fahrzeuge wurde auf der Army-2020 erstmals das schwere schnellfliegende Bodenkampf-Drohnensystem "Grom" (dt.: Donner. Anm. d. Red.) vorgestellt, dessen Entwicklung die Kronstadt-Unternehmensgruppe in Sankt Petersburg begann. Nun befinden sich die Arbeiten am unbemannten Bodenkampfflugzeug in der Phase der Vorprojektanalyse. Die Entwickler legen die Maschine darauf aus, auf dem Schauplatz militärischer Operationen mit bemannten Flugzeugen unmittelbar zusammenzuarbeiten. Solcher Einsatz im gemeinsamen Flugverband mit traditionellen Flugzeugen wird die Aufgabe erleichtern, Systeme und Einrichtungen der Feld- und Objektluftverteidigung aufzudecken und zu bekämpfen.
Die Kronstadt-Unternehmensgruppe legt die Drohne auf ein Arsenal von gelenkten wie frei fallenden Bomben mit einem Gewicht von 100, 250 und 500 Kilogramm sowie Lenkflugkörpern aus – einschließlich Anti-Radar-Munition. Für die Anbringung von Waffen am Luftfahrzeug sind vier Aufhängepunkte vorgesehen: zwei unter den Tragflächenkonsolen und zwei unter dem Rumpf.
Es ist der Einsatz von laser-, elektrooptik- und satellitengelenkter Munition vorgesehen. Damit wird die Bekämpfung von Bodenzielen in taktischer und operativer Tiefe sowie von Seezielen und Küstenobjekten ermöglicht.
Zusätzlich zu diesen typischeren Funktionen soll Grom auch für Aufklärungsmissionen eingesetzt werden – ob dafür die Sensorensuite an Bord verwendet werden soll oder zusätzlich Radare, Wärmebildkameras und andere Sensoren in Containern an Bord genommen werden sollen, ist bislang unbekannt.
Von den Abmessungen her wird die Grom nah an taktischen Flugzeugen liegen: eine Flügelspannweite von zehn Metern, eine Länge von 13,8 Metern, eine Höhe von 3,8 Metern sowie ein Startgewicht von sieben und eine Nutzlast von zwei Tonnen werden angepeilt. Der Einsatzradius soll 700 Kilometer betragen. Die unbemannte Maschine soll eine Einsatzflughöhe von zwölf Kilometern und eine Geschwindigkeit von 1.000 Stundenkilometern erreichen können.
Die Grom zeichnet sich durch stromlinienförmige Geometrie aller Strukturelemente und breiten Einsatz funkwellenabsorbierender Materialien aus, was typisch für Luftfahrzeuge mit Stealth-Technologie ist.
Wladimir Woronow, Direktor des Zentrums für Perspektivstudien der Kronstadt-Unternehmensgruppe, erklärt im Gespräch mit RT, dass die Grom aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit und geringer Radar-Sichtbarkeit an der Spitze eines Angriffs eingesetzt werden kann. Den Zweck eines solchen Geräts sieht er in einer Verringerung der Verluste in der bemannten Luftfahrt.
Wir haben die globalen Trends und die Lage in unserem Land analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass es in unseren Truppen eine Nische für ein solches Gerät gibt. Die Vorarbeit, die wir während der Entwicklungsarbeiten an der Orion geleistet haben, ermöglicht uns die Umsetzung des Grom-Projekts. Wenn wir über das Triebwerk sprechen, dürfte es sich vermutlich um dasselbe Triebwerk wie bei der Jakowlew Jak-130 handeln.
Wenn ein Panzerabwehr-Lenkflugkörper zu viel ist: Laser-Präzision für kleine Raketenbomben
Ein weiterer Debütant auf der Army-2020 war der lasergelenkte Flugkörper S-8L im Format der eigentlich ungelenkten Luft-Boden-Raketen der S-8-Familie im Kaliber von 80 Millimetern. Solche Raketen werden von Hubschraubern und Flugzeugen sowjetischer beziehungsweise russischer Herstellung in Siebenfach- und 20-fach-Startbehältern geführt. Das Abfeuern der neuen Lenkflugkörper ist aus herkömmlichen 20er-Behältern der Typen B8B20A und B8M1 vorgesehen.
Alexei Kartunow, der stellvertretende Leiter der 7. Konstruktionsabteilung des Instituts für Angewandte Physik in Nowosibirsk, wo die Lenkrakete entwickelt wird, erklärt RT:
Im Gegensatz zu anderen von unserem Institut entwickelten Modellen [dieser Reihe] wird die S-8L im Flug mithilfe von zwei aerodynamischen Rudern ferngelenkt. Ihr Zweck ist, eine bessere Zielgenauigkeit zu gewährleisten und damit den Munitionsverbrauch zu reduzieren.
Die Sprengstoffkapazität, Fluggeschwindigkeit und vor allem die neugewonnene Präzision der S-8L ermöglichen also die Bekämpfung von Einzel- und Gruppenzielen, einschließlich mobiler Ziele, unter drastisch verringertem Verbrauch von Munition – von der im Vergleich zu "echten", größeren Panzerabwehr-Lenkflugkörpern auch noch ungleich mehr mitgeführt werden kann.
Hubschrauber können die S-8L aus einer Höhe von 50 bis 1.000 Metern und Flugzeuge aus einer Höhe von 400 bis 1.100 Metern einsetzen. Die Konstrukteure schätzen die maximale Reichweite der Lenkrakete von Drehflügelmaschinen aus auf vier Kilometer, die von Bodenkampfflugzeugen und Bombern aus auf sechs Kilometer.
Das Projekt befindet sich im Entwicklungsstadium.
Neues von einem alten Bekannten – "Bulat"-Lenkflugkörper mittlerweile in Flugerprobung
Ein ähnlicher Ansatz wird beim Lenkflugkörper "Bulat" verfolgt, der auf der Armija-2017 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Diese Rakete befindet sich aktuell in Entwicklung – und durchläuft im Moment die Flugerprobung, so RIA Nowostimit Verweis auf die Entwicklerfirma, die Holding Wysokototschnyje Komplexy (dt.: Hochpräzisionssysteme), eine Rostech-Tochtergesellschaft: "Im Moment laufen Flugerprobungen dieser Rakete auf einem Testgelände – stabile Flüge unter Wahrung der Lenkbarkeit auf maximale Distanz wurden erzielt."
Bulat stellt kein eigenständiges System dar, sondern ist ein leichter Lenkflugkörper, der vom Panzerabwehrsystems Kornet abgefeuert wird. Hierbei stellt er vor allem gegen leicht gepanzerte und ungepanzerte Fahrzeuge eine Alternative dar, für die ein teurerer und schwererer althergebrachter Kornet-Lenkflugkörper zu schade ist, schreibt das russische Magazin Nauka i Technika (dt.: Wissenschaft und Technik). Auch hier können von den kleineren Lenkraketen bei gleicher angenommener Transportkapazität mehr mitgeführt werden.
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