Studie: Die meisten positiv Getesteten sind nicht infektiös

Für Kritiker ist es ein alter Hut: PCR-Tests belegen nicht, ob jemand ansteckend ist. Das fanden nun auch Forscher der Universität Duisburg-Essen heraus. Sie fordern andere Kriterien für das Verhängen von Maßnahmen. Das RKI aber interessiert sich nicht für solche Studien.
Studie: Die meisten positiv Getesteten sind nicht infektiösQuelle: www.globallookpress.com © Thomas Imo/photothek.net via www.imago-images.de

von Susan Bonath

Unabhängig von Symptomen gilt jeder positiv Getestete als COVID-19-Fall. Wer entsprechend getestet verstirbt, erscheint unabhängig von der Todesart als COVID-19-Toter auf dem Dashboard des Robert Koch-Instituts. Seit fast anderthalb Jahren dient der RT-PCR-Test weltweit als Goldstandard schlechthin, um diese Pandemie-Zahlen zu generieren. Mit diesen wiederum rechtfertigt die Politik ihre fortgesetzten Maßnahmen. Kritiker, darunter auch Fachleute, bezweifeln die Aussagekraft der Tests schon lange.

Nicht jeder, bei dem ein Viruspartikel nach Dutzenden Vervielfältigungszyklen nachgewiesen werde, sei zwangsläufig infiziert oder infektiös, so ihr Tenor. Nun, gut 15 Monate nach Beginn des ersten Lockdowns in der Bundesrepublik, bestätigen deutsche Forscher der Universität Duisburg-Essen selbiges: Die Ergebnisse von PCR-Tests sind laut ihrer neuen Studie "allein ungeeignet als Entscheidungsgrundlage für Pandemie-Maßnahmen".

Positiver Test keine Grundlage für Quarantäne, Isolation und Lockdown

Die Forscher hatten für ihre im renommierten Journal of Infection veröffentlichte Studie zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Münster und dem MVZ Labor Münster positive 190.000 PCR-Ergebnisse von 160.000 Menschen ausgewertet. "Ein positiver RT-PCR-Test allein ist nach unserer Studie kein hinreichender Beweis dafür, dass Getestete das Coronavirus auf Mitmenschen auch übertragen können", kommentierte Erstautor Andreas Stang, Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie des Universitätsklinikums Essen, die Auswertung. Er fügte hinzu:

"Die am Ende errechnete Zahl von SARS-CoV-2-positiv Getesteten sollte daher nicht als Grundlage für Pandemie-Bekämpfungsmaßnahmen wie Quarantäne, Isolation oder Lockdown benutzt werden."

Die Forscher bestätigten noch ein weiteres Problem, das nicht nur Kritikern seit Langem bekannt, sondern auch bei der Weltgesundheitsorganisation WHO inzwischen angekommen ist: Je mehr Vervielfältigungszyklen eine Probe in der PCR durchläuft, bis sie positiv ist, desto niedriger ist die Virenlast der Person. Und desto weniger wahrscheinlich ist es, dass der Betreffende infektiös ist, also andere Menschen anstecken kann. Über diesen Ct-Wert berichtete sogar die Tagesschau schon im vorigen Jahr.

Die Labore müssen ihn allerdings weiterhin nicht einmal an die Gesundheitsämter weitergeben. Und mit den so zustande gekommenen Positiv-Ergebnissen werden die sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz-Werte berechnet, mit denen die Politik alle Corona-Maßnahmen begründet. Auch das kritisieren die Forscher.

WHO sieht es ähnlich und plädiert für Standards

Die WHO forderte am 20. Januar 2021 auf ihrer Webseite, "schwach positive Ergebnisse" mit einem hohen Ct-Wert müssten "sorgfältig interpretiert" werden. "Die zum Nachweis des Virus erforderliche Zyklus-Schwelle (Ct) ist umgekehrt proportional zur Viruslast des Patienten", so die WHO.

Stimmen die Testergebnisse nicht mit dem klinischen Erkrankungsbild überein, also fehlen entsprechende Symptome, "sollte eine neue Probe entnommen und erneut getestet werden", empfiehlt die WHO in dieser Mitteilung. Ob Labore in Deutschland dies tatsächlich praktizieren, ist unbekannt. Einheitliche Vorgaben dazu gibt in Deutschland nach wie vor nicht, niemand kontrolliert das.

Forscher: Ct-Wert und Krankheitssymptome ermitteln

Die Wissenschaftler der Uni Duisburg-Essen belegen mit der Studie, dass Menschen ohne Symptome in aller Regel einen viel höheren Ct-Wert aufweisen. Bei ihnen hat der Test also erst nach viel mehr Zyklen angeschlagen. Von diesen "asymptomatischen" positiv Getesteten habe es vor allem in den Sommermonaten sehr viele gegeben, während in der Winterzeit der Anteil symptomatischer Getesteter mit geringeren Ct-Werten angestiegen war. Aber auch Letztere kämen keineswegs immer als Überträger in Betracht. So konstatieren die Autoren:

"Liegt der Ct-Wert bei positiv Getesteten bei 25 oder höher, geht man derzeit davon aus, dass diese nicht mehr ansteckend sind, weil die Viruslast zu gering ist."

Je nach Analyse-Zeitpunkt habe sich sogar bei 60 bis 78 Prozent der mit Symptomen Erkrankten, die Asymptomatischen nicht mitgezählt, ein Ct-Wert von über 25 herausgestellt. Diese seien ebenfalls "sehr wahrscheinlich nicht mehr ansteckend", betonte Studienautor Stang. Er empfiehlt, die Positiven gezielt nach COVID-19-Symptomen abzufragen. Dies "würde helfen, die Ergebnisse von RT-PCR-Tests besser bewerten zu können".

Charité-Virologe Drosten behauptet das Gegenteil

Der erste PCR-Test, der Partikel des neuen Coronavirus identifizieren sollte, wurde unter Mitwirkung des Charité-Virologen Drosten, auf dessen Expertise sich die Bundesregierung wesentlich beruft, im Januar 2020 auf Basis einer Vorgänger-Variante, dem sogenannten SARS-CoV (1), entwickelt. Diese Variante wurde 2003 in China gefunden. In ihrem am 23. Januar 2020 veröffentlichten Protokoll empfehlen die Wissenschaftler um Drosten sogar 45 Ct-Zyklen und damit besonders viele Zyklen zur Vervielfältigung.

Zu Beginn dieses Jahres hatte die Rechtsanwältin Beate Bahner in einem Gerichtsverfahren in Heidelberg ein Gutachten zu diesen PCR-Tests von Drosten angefordert. Der Richter hatte dem stattgegeben, Monate später lieferte Drosten. Bahner wollte im Wesentlichen wissen, ob die Methode nachweisen könne, ob jemand Virusüberträger sei, und welche Rolle die Ct-Werte dabei spielten. Im Gegensatz zur WHO-Auffassung und zu den jüngsten Studienergebnissen gilt das in der Bundesrepublik als gesetzt.

Drosten umschiffte alle Fragen zum Ct-Wert und zur Übertragung. An einer Stelle führt er beispielsweise aus, dass ein fachlich richtig angewendeter PCR-Test nur dann Genmaterial des Virus nachweisen könne, wenn es in die Körperzellen eingedrungen sei und sich vermehre. Nach Infektionsschutzgesetz wäre damit auch jede Quarantäne positiv Getesteter ohne Abwägung erlaubt. Bahner widerspricht dem, das Verfahren läuft.

Drosten-Kollege widerspricht: Hälfte ist nicht ansteckend

Allerdings stellt Drosten sich damit nicht nur gegen die WHO und seine Kollegen der Universität Duisburg-Essen, sondern auch gegen einen Mitautor seiner eigenen PCR-Studie namens Olfert Landt. Landt ist Geschäftsführer des Berliner Unternehmens TIB Molbiol, das unter anderem PCR-Tests produziert.

Wie der Nordkurier berichtete, hatte dieser bereits im Dezember 2020 erklärt, dass "die Hälfte aller Corona-Positiven nicht ansteckend" sei. Landt führte demnach etwa aus: Um gefährlich für Dritte zu sein, müsse man etwa "100-mal mehr Viruslast in sich tragen als die Nachweisgrenze der Tests".

RKI: Kein Kommentar, kein Zweifel

Dass die Praxis anhand dieser wissenschaftlichen Ergebnisse in Deutschland geändert werden könnte, ist aber nicht zu erwarten. Die Bundesregierung stützt sich letztlich auf die Expertise ihres hauseigenen Robert Koch-Instituts (RKI), und das befindet sich auf einer Linie mit Drosten. Auf Anfrage der Autorin führte RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher mit Verweis auf hauseigene Interpretationen am Freitag aus:

"Das RKI kommentiert generell keine einzelnen Untersuchungen. Es gibt für uns keinen Grund, an der Qualität der PCR-Ergebnisse in Deutschland zu zweifeln."

Bereits in früheren Antworten an die Autorin hatte das RKI jeden Zweifel von sich gewiesen. Mehrfach hatte die Behörde auf Nachfrage erklärt, dass die PCR-Methode sicher sei, ohne auf die Zweifel einzugehen. Zwar sei ein positiv Getesteter ohne Symptome im klinischen Sinne auch nicht krank, führte sie im Sommer 2020 darüber hinaus aus. Aber man führe trotzdem jeden Positivfall als Erkrankten, also COVID-19-Fall, um die Pandemie nicht zu unterschätzen. Ähnlich verfahre man mit den Todesfällen. Wie die Pandemie unter diesen Umständen allerdings je zu Ende gehen soll, war aus der Behörde bislang nicht herauszubekommen.

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