"Ich werde von Jens bezahlt": Über eine Edel-Impfärztin und Verbalschlachten am Bukephalos-Gymnasium
von Prof. Dr. Kai-Alexander Schlevogt
Verbale Saalschlacht am Bukephalos-Gymnasium: Wenn sogar Orgelpfeifen erröten
Mit einem Höllentempo nähert sich Deutschland wieder düsteren Zeiten von Schlachten in Sälen und Hallen.
Tatsächlich habe ich, kurz nach dem "Tag des Wissens", am Bukephalos-Gymnasium an einem denkwürdigen Elternabend teilgenommen. Dieser wäre beinahe in eine "Aulaschlacht" nach Art der mythischen Kentauromachie, in der Lapithen gegen Kentauren kämpften, ausgeartet (s. Fußnote 1).
Nachdem eine Stunde lang ruhig und sachlich über fachliche und organisatorische Themen gesprochen worden war, sprang plötzlich und unvermittelt eine blonde Frau mittleren Alters (als weibliches Pendant des thessalischen Kentauren Eurytion) auf. Sie erinnerte mich an die Beschreibung, die Boris Johnson vor seiner Zeit als britischer Premierminister für die ehemalige US-amerikanische Außenministerin Hillary Clinton verwendete: "Sie hat gefärbte blonde Haare und Schmolllippen und ein stahlhartes blaues Starren, wie eine sadistische Krankenschwester in einer psychiatrischen Klinik." (s. Fußnote 2)
In einem eindringlichen Ton rief die sichtlich erregte Dame aus: "Impft eure Kinder gegen Corona! Die Risiken der Impfung sind wirklich ganz gering!" Die moderierende Lehrerin pflichtete ihr sofort bei. Auf dem Gesicht der Extemporantin breitete sich Zufriedenheit aus.
Auf diesen pathetischen Aufruf vermochte ich (in der Rolle des Lapithenfreundes Theseus) gerade noch Folgendes zu entgegnen, wobei ich trotz der Kürze meiner Ausführungen mehrfach von der selbst ernannten, immer ausfälliger werdenden Impfsprecherin unterbrochen wurde: "Die Eltern sollten frei und ohne Druck von außen entscheiden, ob sie ihr Kind gegen das Coronavirus impfen lassen wollen. Übrigens ist diese Impfung mit nicht unbeträchtlichen Risiken verbunden. Beispielsweise sind nicht nur in Amerika schon zahlreiche Menschen kurz nach einer Corona-Impfung verstorben."
Danach spielten sich tumultartige Szenen in der Aula ab, die sogar die altehrwürdigen, hoch über den Geschehnissen thronenden Orgelpfeifen erschütterten und beschämten. Man hätte glauben können, ein Wespenvolk sei aufgescheucht worden. Die Impfbefürworter liefen ungeordnet durcheinander, schrien laut auf mich ein und kreischten wild herum, sichtlich erbost, dass ihre einseitige Botschaft neutralisiert worden war. Vereinzelt regte sich verschämter Beifall für meine Stellungnahme. Die Veranstaltung, die sich dem Ende zugeneigt hatte, wurde abgebrochen. Hinterher kamen Lapithen-Eltern zu mir und bedankten sich herzlich für meine Worte; ein Engländer konfrontierte mich jedoch mit dem Vorwurf, ich habe die Leute "aufgehetzt".
Aus dieser poikilischen (buntgestickten) und enargischen (anschaulichen) Szenenbeschreibung wird das Ausmaß der gesellschaftlichen Spaltung, Emotionalität und Aggressivität im Zusammenhang mit Corona-Maßnahmen in unserem Lande wie unter einem Mikroskop beispielhaft deutlich. Derzeit mutiert die Corona-Malaise zu einer hochansteckenden und hochgefährlichen sozialen Krankheit und regelrechten Gesellschaftskrise, die möglicherweise höhere Risiken birgt als die rein medizinische Bewährungsprobe.
Denn in ihrer Folge besteht sogar im Land der Dichter und Denker und der weltweit für ihren Gehorsam bekannten Untertanen wieder einmal die Gefahr, dass die Ereignisse in einer Spirale verbaler und physischer Gewalt aus dem Ruder laufen. Dann ist nicht mehr auszuschließen, dass es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommt, die von einem Diktator mit unbeschränkten Machtbefugnissen oder einer totalitären Oligarchie (Herrschaft der Wenigen) – jeweils im modernen Gewand – beseitigt werden könnten.
In diesem Zusammenhang darf ich nicht verschweigen, dass die Verbalschlacht nicht die einzige kriegerische Auseinandersetzung an dem humanistischen Traditionsgymnasium war.
Abwehrschlacht gegen Edel-Impfärztin: Aufklärungsbrief an Dr. Pferdefuß
Nachdem der umtriebige und gehorsame Schuldirektor Herr Bleibtreu teure Impfbusse bestellt hatte, um eine große Zahl von Bukephalos-Schützlingen zu Corona-Impfzentren befördern zu lassen, wurde den Eltern die Hoffnung gemacht, dass bald eine Corona-Impfärztin, Frau Dr. Lebewohl, an die Schule gerufen werde. Daraufhin verfasste ich den folgenden apologetischen Brief an den Verbreiter dieser möglicherweise nicht allzu frohen Botschaft, wobei die Elternschaft in Kopie gesetzt wurde (s. Fußnote 3):
"Sehr geehrter Herr Dr. Pferdefuß,
da Sie um eine Rückmeldung von den Eltern bezüglich Ihres Angebotes, einen Arzt an das Bukephalos-Gymnasium zu holen, der Corona-Schutzimpfungen durchführen soll, gebeten haben, möchte ich meine Einschätzung mit Ihnen teilen. Die wichtigste offene Frage ist übrigens nicht, ob sich genug Bereitwillige finden würden, sondern ob die Aktion überhaupt wünschenswert ist.
Ich – und eine Vielzahl anderer Eltern – lehnen Ihren Vorstoß strikt ab. Im Weiteren werde ich mein Urteil detailliert begründen – es geht dabei nicht um 'Werbung' für bestimmte Positionen, sondern um eine Erklärung meiner eigenen Position, zu der ich berechtigt bin. Alle Einschätzungen beziehen sich dabei auf die jetzige Situation und können sich im Zuge der etwaigen Veröffentlichung neuer verlässlicher Informationen ändern.
Begründung:
Die Frage der Corona-Impfung ist eine höchstpersönliche Entscheidung. Die Schule und andere Außenstehende sollten keinen Druck auf unsere Kinder ausüben. Alle Eltern haben die Möglichkeit, ihr Kind – nach einer persönlichen, auf das Kind zugeschnittenen Beratung und Aufklärung (engl. informed consent) – bei einem Arzt ihrer Wahl impfen zu lassen.
Es ist somit nicht erkennbar, warum ein Arzt an die Schule geholt werden soll, der Impfungen durchführt, (a) ohne den medizinischen Hintergrund der Kinder genau zu kennen, (b) ohne vorher einen Antigen-Test durchgeführt zu haben (auf dessen Grundlage sich eine Corona-Impfung möglicherweise als unnötig erweisen würde) und (c) ohne ein ausführliches Beratungs- und Aufklärungsgespräch bezüglich der Risiken und Nebenwirkungen und Alternativen mit dem Kind – im Beisein der Eltern! – durchgeführt zu haben.
Sehr wohl kann aber durch ein solch 'niederschwelliges' Angebot der Entscheidungsprozess auf Kosten der Qualität beschleunigt werden. Dabei könnte durch einen Arzt am Bukephalos-Gymnasium ein unerwünschter Imitationseffekt entstehen (man sollte sich nicht impfen lassen, nur weil alle anderen dies tun) und Gruppendruck ausgeübt werden. Gesundheitspolitische Faktoren sollten die persönliche Entscheidung nicht verzerren. In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass sich geimpfte Personen doch eigentlich aufgrund ihres Schutzes nicht vor Ungeimpften zu fürchten brauchen.
Darüber hinaus ist die Corona-Impfung selbstverständlich ein großartiges Geschäft für Ärzte (bitte teilen Sie uns in diesem Zusammenhang das Tageshonorar eines Impfarztes mit). Auf welcher Grundlage sollte es einem einzigen Arzt auf Empfehlung einer Privatperson gestattet werden, am Bukephalos-Gymnasium, einer staatlichen Einrichtung, Impfungen durchzuführen und somit enorme Umsätze zu erzielen? Im Zusammenhang mit der Vergabeentscheidung könnten durchaus Interessenskonflikte auftreten, die wir Eltern rechtlich prüfen lassen würden.
Ich persönlich (und eine Vielzahl anderer Eltern) lehnen einen möglichen Impfdruck an Schulen ab, nicht weil ich ein 'Impfgegner' bin. Ich habe mich und meine Kinder bisher gemäß den Empfehlungen der STIKO mit allen notwendigen Präparaten impfen lassen. Es geht selbstverständlich auch nicht darum, dass ich aus Trägheit eine Impfung aufschiebe.
Vielmehr halte ich die Corona-Impfung – die sich allein schon dadurch, dass es sich bei den meisten Präparaten um experimentelle Impfstoffe handelt, von den traditionellen Impfungen unterscheidet – zum jetzigen Zeitpunkt auf der Basis einer rationalen Kosten-Nutzen-Abwägung gerade für Kinder und Jugendliche für nicht sinnvoll. Wie gesagt, ist dies meine persönliche Einschätzung, und alle Eltern sollten selbst entscheiden, was sie für ihr Kind wollen. Im Weiteren werde ich meine Einschätzung begründen.
Geringes Corona-Risiko für Kinder und Jugendliche
Im Jahre 2020 gab es in Deutschland laut Angaben des RKI rund zehn Corona-Tote in der Alterskohorte von null bis 19 Jahren (siehe Abbildung unten). Selbst in diesen Fällen dürfte vermutlich noch der abschließende Nachweis, dass eine Infektion mit dem Coronavirus todesursächlich war, fehlen.
Im Jahre 2020 umfasste diese Alterskohorte rund 15 Millionen Kinder- und Jugendliche. Der Anteil der mit Corona verstorbenen Menschen von null bis 19 Jahren betrug also 0,00007 Prozent.
Geringe absolute Risikoreduktion durch Corona-Impfstoffe
Die Analyse einer Impfstoffstudie von BioNTech und Pfizer mit ca. 44.000 Testpersonen zeigt, dass sich 99,5 Prozent der Teilnehmer überhaupt nicht mit dem Coronavirus angesteckt haben (egal ob sie geimpft oder ungeimpft waren). Eine Impfung mit dem Präparat dieser Anbieter verringerte das absolute Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus, das ohnehin schon sehr gering ist, in Bezug auf die Gesamtbevölkerung um ca. 0,8 Prozent (im Vergleich zu einer relativen Wirksamkeit von 95 Prozent, die sich aber nur auf infizierte Personen bezieht und vom RWI im Dezember 2020 zur 'Unstatistik des Monats' gekürt wurde). Es müssen dabei rund 125 Menschen geimpft werden, damit eine Person geschützt wird. Wohlgemerkt geht es hier lediglich um eine Infektion. Die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs und gar eines tödlichen Ausganges ist noch deutlich geringer. Die Einzelheiten können Sie in der angesehenen medizinischen Zeitschrift Lancet (und nicht auf 'Corona-Leugner'-Webseiten) nachlesen.
Zudem geben die Erfahrungen in Israel und anderen Ländern, in denen es einen vergleichsweise hohen Durchimpfungsgrad gibt, aber aufgrund von Impfdurchbrüchen wieder hohe Infektionszahlen aufgetreten sind, berechtigten Anlass zu Zweifeln an der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit vieler Impfstoffe. Die obigen Ausführungen zeigen, dass gerade für Kinder- und Jugendliche das mit einer COVID-19-Erkrankung verbundene Todesrisiko extrem gering ist und dass eine Impfung eine relativ geringe Verringerung eines ohnehin schon sehr kleinen Risikos ermöglicht.
Risiken einer Corona-Impfung
Dieser geringe Nutzen muss in einer Güterabwägung mit den möglichen Risiken und Nebenwirkungen von Corona-Impfungen verglichen werden, die in der Mehrzahl nur mit experimentellen Präparaten durchgeführt werden, für die die Hersteller selbst keine Haftung übernehmen (warum nicht?).
Tatsache ist, dass es – im Unterschied zu bewährten, traditionellen Impfstoffen – für keinen auf dem Markt befindlichen Corona-Impfstoff Langzeitstudien gibt, die Aufschluss über langfristige Risiken und Nebenwirkungen von Corona-Impfungen geben könnten. Dieser Hinweis ist besonders wichtig angesichts der Tatsache, dass zum Teil revolutionäre Methoden, wie z. B. die Verwendung einer Boten-Ribonukleinsäure (mRNA), eingesetzt werden. Die Aussage, das Risiko einer Corona-Impfung sei 'ganz gering' ist somit nach jetzigem Erkenntnisstand nicht belegbar.
Gleichzeitig sind schon jetzt beispielsweise in den USA an das "Meldesystem für Impfstoffnebenwirkungen" (Vaccine Adverse Event Reporting System, abgekürzt: VAER) der CDC und FDA bereits 13.911 Todesfälle nach einer Corona-Impfung gemeldet worden (Stand: 23. August 2021; auf europäischer Ebene gibt es ein vergleichbares Meldesystem mit ähnlichen Meldungen).
Dabei sind der plötzliche Anstieg der Todeszahlung nach Beginn der Massenimpfungen (siehe Abbildung unten) und der Umstand, dass 40 Prozent der Todesfälle in den ersten drei Tagen nach der Impfung aufgetreten sind, zumindest auffällig.
Diese Zahlen müssen aus verschiedenen Gründen mit Vorsicht behandelt werden (siehe auch den diesbezüglichen Haftungsausschluss). Beispielsweise muss grundsätzlich ein zeitlicher und kausaler Zusammenhang unterschieden werden, und die einzelnen Fälle müssen noch von Experten detailliert untersucht werden. Außerdem ist die hohe Zahl der bereits geimpften Personen zu berücksichtigen. Aber die Zahlen sollten zumindest dazu anregen, ein naives Vertrauen in die angebliche Sicherheit der Corona-Impfstoffe skeptisch zu hinterfragen und weitere detaillierte Untersuchungen anzumahnen.
Fazit
Abschließend komme ich persönlich zu dem Schluss, dass der etwaige Nutzen einer Corona-Impfung gerade für Kinder und Jugendlichen die potentiellen Risiken, die noch gar nicht quantifizierbar sind, nicht rechtfertigt. Es wäre äußerst bedauerlich, wenn Lehrer und andere Personenkreise, die Eltern eine Corona-Impfung von Minderjährigen dringend empfehlen, sich später bei denjenigen Vätern und Müttern, deren Kinder aufgrund dieser Impfung schwer erkrankt oder verstorben sind, für ihr vorschnelles Werben entschuldigen müssten. Daher plädiere ich für eine freie Entscheidung der Eltern bezüglich der Corona-Impfung, ohne entscheidungsverzerrende Anreize wie niederschwellige Impfangebote an Schulen.
Mit freundlichen Grüßen
Kai-Alexander Schlevogt"
Als Reaktion schrieb eine vor Wut rasende Mutter, Frau Agaue, sie wisse definitiv, dass "eine 'Vielzahl anderer Eltern' die auf Halbwissen und selektiver Faktenwahrnehmung basierende politische Privat-Propaganda von Herrn Schlevogt mehr als leid" sei. Sie rief dazu auf, meine Nachricht und zu erwartende weitere E-Mails "schlicht zu ignorieren".
Die in eine Mänade verwandelte Opponentin ging dabei weder auf meine sachlich vorgetragenen, logischen und substantiierten Argumente ein, noch präsentierte sie wie auch immer geartete Gegenargumente mit belastbaren Belegen. Es stellt sich die berechtige Frage, ob die Schüler des Bukephalos-Gymnasiums, darunter auch das Kind von Frau Agaue, meinen rationalen Brief oder die emotionale Triebreaktion als besseres Vorbild für einen wissenschaftlichen Diskurs ansehen würden.
Im Nachgang erfuhr ich, dass die geschäftstüchtige Impfärztin 160 Euro pro Stunde für sich und 80 Euro pro Stunde für ihre Krankenschwester berechnen wollte. Das großzügige Angebot einer zu supererogatorischen Handlungen geneigten Mutter, die staatlich geprüfte Krankenschwester ist, zum Zwecke der Kosteneinsparung die Funktion der Assistentin zu übernehmen, wurde von der Impfärztin brüsk abgelehnt. Frau Dr. Lebewohl verkündete dabei noch stolz: "Ich werde direkt von Jens Spahn bezahlt!"
Die Edel-Impfärztin forderte somit – ohne vorherige öffentliche Ausschreibung! – für eine Zeitspanne von acht Stunden ein Honorar von 1.280 Euro pro Tag für sich und 640 Euro pro Tag für ihre Assistentin. Dies entspräche theoretisch, wenn es tatsächlich genug Impfwillige gäbe, einer monatlichen Vergütung in Höhe von 25.600 Euro für die Impfärztin und 12.800 Euro für die Krankenschwester. Dies sind zumindest auf den ersten Blick erstaunlich hohe Summen, insbesondere wenn man bedenkt, dass der Schwierigkeitsgrad einer Impfung deutlich unter denjenigen Anforderungen liegt, die beispielsweise an einen Herzchirurgen gestellt werden!
Befremdlich ist dabei auch, dass nicht, wie üblich, über die Krankenkassen, sondern direkt mit "Jens Spahn" abgerechnet werden sollte. Vielleicht darf man diese Formulierung nicht überinterpretieren. Jedoch entsteht unweigerlich der erste Eindruck, dass hier nicht eine amtliche Bürokratie entscheidet und kontrolliert. Vielmehr könnte man glauben, dass Bundesgesundheitsminister Spahn (gegen den schon früher unterschiedliche, glaubwürdige Korruptionsvorwürfe erhoben worden sind) gleichsam wie ein charismatischer Pate seine ihm streng untergebenen Vertrauten versorgt und mit geborgter Macht ausstattet. Dieser Beigeschmack wäre sicherlich nicht entstanden, wenn die Ärztin in unpersönlicher Form vom "Gesundheitsministerium" als Zahlmeister gesprochen hätte.
Auf jeden Fall gibt es wirtschaftliche Fehlanreize, denn Ärzte haben bei solch hohen Vergütungen ein sehr starkes wirtschaftliches Interesse daran, ungeachtet der Risiken und Nebenwirkungen möglichst viele Impfungen zu verabreichen. In gewisser Hinsicht kann man hier – abhängig von der Definition – sogar von Bestechung sprechen. Wenn in Kursen zur interkulturellen Führung beispielsweise diskutiert wird, ob Geschenke, die gerade in vielen fernöstlichen Ländern üblich sind, eine Form der Bestechung darstellen, wird häufig folgender Grundsatz gelehrt: Wenn ein Akteur aufgrund einer Zuwendung befangen wird und gleichsam nicht umhinkann, im Interesse des Schenkenden zu handeln, liegt der Tatbestand der Bestechung vor. Durch die oben genannten hohen Vergütungen für Impfärzte und deren Erfüllungsgehilfen kann leicht ein Gefühl der Dankbarkeit und eine "moralische" Verpflichtung zur Erwiderung entstehen.
Aber wie ist unser Epyllion nun ausgegangen? Glücklicherweise konnte – zumindest dieses Mal – eine unheilvolle Verflechtung von Schule, Politik und Medizin nahezu in letzter Minute noch einmal abgewehrt werden.
Für die Impfbusse, in denen sich die Kinder theoretisch noch auf der Fahrt hätten gegenseitig anstecken können, meldeten sich insgesamt klägliche drei Personen. Was die "Heimsuchung" durch die hochdotierte Impfärztin anbelangt, war es vielen Eltern zwar außerordentlich peinlich, dass sie deren Dienstleistung nicht in Anspruch nehmen konnten. Dabei listeten sie sogar alle bisherigen Impfungen mit Datum und verabreichendem Arzt als Entschuldigungsgrund auf. Das Ergebnis war aber auch hier aus "medizin-laizistischer" Sicht außerordentlich erfreulich und ließ sogar die Orgelpfeifen erleichtert aufatmen: Von der Edel-Impfärztin von Jensens Gnaden wollte sich zumindest am Bukephalos-Gymnasium niemand eine Spritze verabreichen lassen!
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Prof. Dr. Kai-Alexander Schlevogt (Ph.D. Oxford; Univ.-Prof. SPbU a. D.) ist Experte für strategische Führung und Krisenmanagement. Er war u.a. Professor an der Sankt Petersburg State University, National University of Singapore und Peking University. Er arbeitete auch als Unternehmensberater für McKinsey & Co. in Großchina und fungierte als Berater des malaysischen Premierministers hinsichtlich des Aufbaus einer "elektronischen Regierung" (electronic government). Prof. Schlevogt ist Autor von sechs Büchern, darunter "The Art of Chinese Management" (Oxford University Press), "The Innovation Honeymoon" (Pearson Prentice Hall) und "Brave New Saw Wave World" (Pearson/FT Press). Webseite: www.schlevogt.com; Telegram-Kanal: https://t.me/profkai.
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Fußnoten:
(1) Zur Anonymisierung wurden mit Ausnahme des Autorennamens durchgehend fiktive Namen gewählt.
(2) Auf Englisch: "She's got dyed blonde hair and pouty lips, and a steely blue stare, like a sadistic nurse in a mental hospital."
(3) Dieser Brief könnte gegebenenfalls als Musterschreiben für ähnliche Fälle verwendet werden.
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