Österreich

Wien gegen Handysucht in Schulen: Wird Wiens Handyverbot zum EU-Standard?

Wien setzt auf ein Handyverbot in Volksschulen, ähnlich wie Kärnten und die Steiermark. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr fordert Handysafes und prüft eine Ausweitung auf Mittelschulen. Auch andere Bundesländer diskutieren strengere Regeln. Wird Wiens Modell zum Vorbild für ganz Europa?
Wien gegen Handysucht in Schulen: Wird Wiens Handyverbot zum EU-Standard?Quelle: Legion-media.ru © MiS

Die Debatte über das Handyverbot an Schulen gewinnt an Dynamik: Der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) setzt sich dafür ein, dass Mobiltelefone in Volksschulen während des Unterrichts nicht mehr genutzt werden dürfen. In Kärnten und der Steiermark sind ähnliche Regelungen bereits in Vorbereitung, nun könnte auch Wien nachziehen.

Wiederkehr bezeichnet die verstärkte Nutzung von Handys und sozialen Medien als "Aufmerksamkeitskiller", der die Konzentration der Schülerinnen und Schüler beeinträchtige.

In einem Gespräch mit Krone.tv schlug er vor, Handys während des Unterrichts in speziellen Safes zu deponieren. Die Geräte sollen erst beim Verlassen des Schulgebäudes wieder abgeholt werden können.

Sollte sich das Verbot in Volksschulen bewähren, könnte es auch auf Mittelschulen ausgeweitet werden. In anderen Bundesländern gibt es bereits ähnliche Überlegungen. In Kärnten soll ein Erlass künftig die Handynutzung an Volksschulen untersagen, für Zehn- bis 14-Jährige ist eine regulierte Nutzung vorgesehen. Auch die Steiermark arbeitet an einer einheitlichen Regelung.

Derzeit liegt die Entscheidung über Handyverbote bei den einzelnen Schulen. Im Rahmen der Schulautonomie können diese entsprechende Regelungen in Hausordnungen oder Klassenverträgen festlegen. Viele Schulen setzen bereits Einschränkungen um, auch in den Pausen.

Mit einer klaren, bundesweit einheitlichen Regelung soll nun eine rechtliche Grundlage geschaffen werden, um die Ablenkung durch Handys im Schulalltag zu minimieren.

Wiederkehr schlägt vor, das Handyverbot zunächst in den Volksschulen einzuführen, um zu beobachten, wie sich die Regelung auswirkt. Sollte sich das Verbot bewähren, könnte es auch auf andere Schulformen, etwa Mittelschulen, ausgeweitet werden. Ein solcher Schritt würde die Diskussion über die Handynutzung an Schulen weiter anheizen, da immer mehr Bildungsreferenten in verschiedenen Bundesländern ähnliche Überlegungen anstellen.

Für Wiederkehr ist das Ziel klar: Die Schüler sollen im Unterricht nicht durch ihre Handys abgelenkt werden. Die Nutzung der Geräte für Unterrichtszwecke, etwa zum Recherchieren oder für digitale Lernmaterialien, bleibt dabei selbstverständlich möglich.

In seiner jüngsten Aussage in der Tageszeitung Heute plädierte er sogar für eine bundesweite Regelung, die ein altersangemessenes Handyverbot an Schulen etablieren soll. Es geht ihm dabei vor allem um den Schutz der Schüler vor den negativen Auswirkungen der ständigen Verfügbarkeit von Social Media und Online-Inhalten.

Bundesländer ziehen nach – aber auch Schulen haben bereits Spielraum

Wien ist nicht das erste Bundesland, in dem die Handynutzung an Schulen stärker reglementiert werden soll. Kärnten hat bereits angekündigt, per Erlass ein Verbot für Volksschulen einzuführen, während für die Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen eine "regulierte Nutzung" vorgesehen ist. In der Steiermark wird derzeit ein Erlass ausgearbeitet, der das Handyverbot während des Unterrichts bis zur siebenten Schulstufe vorschreibt.

Die Entscheidung, wie streng die Handynutzung in den einzelnen Schulen gehandhabt wird, liegt aktuell noch in der Hand der jeweiligen Schulleitungen. Im Rahmen der Schulautonomie können Schulen bereits jetzt Regeln in ihrer Hausordnung festlegen.

Die Empfehlungen des Bildungsministeriums gehen in die Richtung, dass der Unterricht grundsätzlich eine "handyfreie Zeit" sein sollte, es sei denn, das Handy wird für spezifische Lernzwecke benötigt. Viele Schulen haben solche Regelungen bereits in ihre täglichen Abläufe integriert.

Handyregeln als präventive Maßnahme für eine gesunde Nutzung

Laut der Initiative "Safer Internet" gibt es an vielen Schulen schon jetzt Regelungen, die einem Verbot nahekommen. Besonders während der Pausen wird die Nutzung eingeschränkt, um den Schülern zu ermöglichen, sich stärker miteinander zu beschäftigen und ihre sozialen Fähigkeiten zu fördern. In einer Zeit, in der digitale Geräte immer stärker in den Alltag von Jugendlichen eingreifen, könnte ein solches Verbot eine präventive Maßnahme für den gesunden Umgang mit Smartphones darstellen.

In Deutschland und anderen europäischen Ländern wird das Thema Handyverbot an Schulen unterschiedlich gehandhabt, wobei die Regelungen von Bundesland zu Bundesland oder von Land zu Land variieren. Hier ist ein Überblick:

Deutschland

In Deutschland liegt die Entscheidung über das Handyverbot in der Regel bei den Schulen oder den jeweiligen Bundesländern. Viele Schulen haben bereits eigene Regelungen eingeführt, die den Gebrauch von Handys im Unterricht entweder einschränken oder ganz verbieten.

  1. Baden-Württemberg hat im Jahr 2020 ein landesweites Handyverbot in Schulen eingeführt. Es gilt für alle Schüler, und nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel für schulische Zwecke, dürfen Handys genutzt werden.
  2. Bayern verfolgt eine ähnliche Linie und hat bereits seit Jahren ein Verbot für Handys im Unterricht. Es gilt für alle Schüler und wird durch Schulordnungen und Verträge zwischen Lehrern und Schülern unterstützt.
  3. In Berlin und Brandenburg wird das Thema ebenfalls intensiv diskutiert, jedoch gibt es hier keine landesweiten Regelungen, sodass jede Schule ihre eigenen Entscheidungen trifft. In einigen Schulen wird das Handy nur während der Pausen oder im Unterricht eingeschränkt.
  4. Nordrhein-Westfalen hat eine etwas flexiblere Haltung. Hier gibt es keine generellen Verbote, jedoch haben viele Schulen bereits eigene Regelungen eingeführt, die den Umgang mit Handys im Schulalltag betreffen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass viele Schulen in Deutschland den Handykonsum regulieren, aber eine einheitliche Regelung auf Landesebene noch aussteht.

Europa

In anderen europäischen Ländern gibt es ähnliche, aber oft auch unterschiedliche Regelungen:

  1. Frankreich hat im Jahr 2018 ein landesweites Handyverbot an Schulen bis zur Sekundarstufe eingeführt. Schüler dürfen ihre Handys nicht während des Unterrichts benutzen. Dies gilt für Grundschulen und Sekundarschulen.
  2. In Großbritannien wird die Handynutzung in Schulen weitgehend den Schulleitungen überlassen. Einige Schulen haben strikte Verbote eingeführt, während andere den Schülern erlauben, ihre Handys während Pausen zu nutzen.
  3. In Spanien gibt es keine landesweite Regelung für ein Handyverbot an Schulen. Die Handhabung variiert je nach Region und Schule, wobei viele Schulen den Gebrauch von Handys während des Unterrichts einschränken.
  4. Italien hat, ähnlich wie Frankreich, ein Verbot von Handys in vielen Schulen eingeführt, besonders im Süden des Landes. Die Regelungen sind in den letzten Jahren strenger geworden, und Handys sind nur noch in Ausnahmefällen erlaubt.
  5. Schweden hat ein etwas lockereres Vorgehen. Handys werden hier nicht generell verboten, aber in vielen Schulen gibt es klare Vorgaben, dass sie nur für schulische Zwecke verwendet werden dürfen.

Russland: Strengere Regeln, aber kein landesweites Verbot

In Russland gibt es keine landesweite Regelung zum Verbot von Mobiltelefonen in Schulen. Die Entscheidung darüber liegt bei den einzelnen Schulen oder den regionalen Bildungsbehörden.

Im Jahr 2021 hat das russische Bildungsministerium jedoch empfohlen, die Nutzung von Mobiltelefonen im Unterricht stark einzuschränken. Diese Empfehlung basiert auf einer Untersuchung der russischen Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadzor, die zu dem Schluss kam, dass Smartphones die Konzentration der Schüler beeinträchtigen und zu Ablenkung führen.

Viele Schulen setzen mittlerweile auf spezielle Handyboxen oder verlangen, dass Mobiltelefone während des Unterrichts ausgeschaltet bleiben. In einigen Regionen wurden Regeln eingeführt, die die Nutzung von Smartphones während der Pausen ebenfalls untersagen, um die direkte soziale Interaktion zwischen den Schülerinnen und Schülern zu fördern.

Trotz der Einschränkungen wird in Russland großer Wert auf digitale Bildung gelegt. Viele Schulen setzen Tablets oder Computer im Unterricht ein, und es gibt staatliche Programme zur Digitalisierung des Bildungssystems. Die Regierung unterstützt zudem eigene Online-Lernplattformen, um Schülern digitale Bildungsangebote zugänglich zu machen. Insgesamt geht der Trend in Russland, ähnlich wie in anderen europäischen Ländern, in Richtung einer stärkeren Regulierung der Handynutzung im Schulalltag, ohne jedoch ein vollständiges Verbot auf nationaler Ebene durchzusetzen.

Insgesamt zeigt sich in Europa ein Trend hin zu strengeren Regelungen bezüglich der Handynutzung in Schulen. Einige Länder, wie Frankreich und Italien, haben ein landesweites Verbot eingeführt, während andere, wie Deutschland und Großbritannien, stärker auf lokale Regelungen setzen. Der allgemeine Fokus liegt darauf, Schüler vor der Ablenkung durch Handys zu schützen und eine konzentrierte Lernumgebung zu schaffen.

Das Thema bleibt jedoch komplex: Es gibt viele Befürworter eines strikten Verbots, aber auch Kritiker, die der Meinung sind, dass die Handynutzung nicht pauschal verboten, sondern vielmehr in geordnete Bahnen gelenkt werden sollte. 

Mehr zum Thema – Nach Verbot in Frankreich: Debatte über Handyverbot an Schulen in Deutschland

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