Nordamerika

USA: Der Lohn für die im Blaumann – Trumps große Märchenstunde

US-Präsident Donald Trump wird nicht müde, die Erfolge seiner Wirtschaftspolitik zu preisen. Zwar hält das Wirtschaftswachstum in den USA weiterhin an. Doch das Geld kommt bei den sogenannten "Blue Collar", die Trump maßgeblich zum Sieg verholfen haben, nicht an.
USA: Der Lohn für die im Blaumann – Trumps große MärchenstundeQuelle: Reuters © Kevin Lamarque

Das US-amerikanische Arbeitsministerium veröffentlichte am 7. Februar neue Zahlen zur Gehaltsentwicklung in den USA. Auf den ersten Blick sind demnach die nominalen Stundenlöhne in den USA im Januar 2020 um satte 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das klingt zunächst nach einer guten Nachricht. Doch schaut man genauer hin, bleibt von dem vermeintlichen Erfolg nicht viel übrig. Im Gegenteil.

Unter Nominallohn versteht man als Geld ausgezahltes Einkommen für geleistete Arbeit ohne Berücksichtigung der Kaufkraft, also ohne Berücksichtigung von möglicher Inflation oder Deflation. Berechnet man dies jedoch im vorliegenden Fall der neuen Zahlen aus den USA mit ein, kann keine Rede mehr sein von einem angeblichen "Blue-Collar-Boom", den Trump während seiner Rede zur Nation stolz verkündete.

Das US-Arbeitsministerium veröffentlicht zwei unterschiedliche Datensätze zur Entwicklung von Löhnen und Gehältern. In einer monatlichen Statistik tauchen nur die nominalen Zahlen auf. Ein vollständigerer Satz von Lohn- und Gehaltsdaten wird vierteljährlich vorgelegt. Die letzte Veröffentlichung dieser aussagekräftigeren Art erschien im Dezember 2019, und zwar für das dritte Quartal. Diese Zahlen sind nicht nur inflationsbereinigt, sondern enthalten auch die Lohnnebenleistungen, die in den USA sogar knapp ein Drittel der Gesamtvergütungen ausmachen.

Demnach stiegen von Dezember 2016 bis September 2019 die Nominallöhne in den USA um 6,79 Prozent von 22,83 US-Dollar auf 24,38 US-Dollar pro Stunde. Nach Berücksichtigung der Inflation haben sich die Durchschnittslöhne jedoch kaum verändert und sind in diesem Zeitraum lediglich um 0,42 Prozent gestiegen. Berücksichtigt man noch die sogenannten "fringe benefits", also die geldwerten Lohnnebenleistungen, sieht die Bilanz noch einmal deutlich schlechter aus.

Der inflationsbereinigte, also reale Wert der Nebenleistungen, zu denen auch die Vergütungen in Form von Krankenversicherung, Rentenanteilen und Boni gehören, ging in dem genannten Dreijahreszeitraum um 1,7 Prozent zurück. Insgesamt bedeutet dies, dass die reale Gesamtvergütung von Ende 2016 bis September 2019 effektiv um 0,22 Prozent gesunken ist. Zwar haben sich Löhne und Gehälter in verschieden Sektoren auch unterschiedlich entwickelt, doch gerade die von Trump immer wieder zitierten "Blue Collar", also die Arbeiter "im Blaumann" in der verarbeitenden Industrie, profitieren eben keineswegs von der Entwicklung.

Denn die nominalen Daten für die Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe zeigen zwar einen Anstieg von 2,22 Prozent seit dem Amtsantritt von Donald Trump. Die bereinigten Daten zeigen jedoch andererseits, dass die Löhne in diesem Zeitraum um 3,88 Prozent gesunken sind. Noch drastischer ist es, wenn man wieder die Lohnnebenleistungen mitberücksichtigt, weil das einen Rückgang um 4,33 Prozentpunkte belegt. Für einen Präsidenten, der vorgibt, den "kleinen Mann" gegen das verhasste Establishment zu verteidigen, ist das zweifellos eine lausige Bilanz.

Und es könnte noch deutlich schlimmer kommen. Trump plant massive Einsparungen bei den Sozialleistungen, bei Bildung und im Umweltschutz und will den Bau seiner Mauer an der Grenze zu Mexiko aus dem Verteidigungsetat finanzieren. So sieht es der Entwurf für das Haushaltsjahr 2021 vor, der vergangene Woche veröffentlich wurde. Demnach soll der Etat für Sozialausgaben gekürzt werden, dagegen sollen die Militärausgaben wieder einmal steigen. Insgesamt umfasst das Budget mehr als 4,8 Billionen Dollar (4,4 Billionen Euro).

Zwar hat der Entwurf in dieser Form kaum eine Chance, das US-Repräsentantenhaus zu passieren, weil dort die Demokratische Partei der USA die Mehrheit hat, doch es zeigt einmal mehr und deutlicher denn je, dass Trump sich de facto wenig um den "kleinen Mann" schert, der ihn 2016 maßgeblich mit ins Amt gehievt hatte.

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