Nordamerika

USA: Jeder Zweite hatte ein Familienmitglied im Gefängnis

Was hat das kleine El Salvador mit dem großen Nachbarn USA gemeinsam? Gemessen am Anteil der Bevölkerung werden nirgendwo sonst auf der Welt so viele Menschen ins Gefängnis geworfen, wie in diesen zwei amerikanischen Ländern. Das hat gravierende Folgen.
USA: Jeder Zweite hatte ein Familienmitglied im GefängnisQuelle: AFP © Aaron P. Bernstein

Die Auswirkungen der US-Politik der vergangenen 65 Jahre in Mittelamerika spüren die Menschen in Guatemala, Honduras, Nicaragua und El Salvador noch heute. Die durch den Geheimdienst CIA unterstützen Staatsstreiche und offenen militärischen Interventionen haben nicht nur zehntausende Menschen das Leben gekostet, sondern die Entwicklung dieser Länder für lange Zeit zum Stillstand gebracht. "Die Vereinigten Staaten sind mitschuldig an der Schaffung der grassierenden Bandengewalt, schlimmen Armut, Vertreibung und Migration aus El Salvador", sagt Xochitl Sanchez vom Central American Resource Center (CARECEN) in Los Angeles.  

Wie schlimm die Lage in dem kleinen El Salvador tatsächlich ist, einem Land mit knapp 6,4 Millionen Einwohnern, zeigt auch die Gefängnisstatistik. Pro 100.000 Einwohner sitzen 597 Personen (Stand Oktober 2018) im Gefängnis. Zum Vergleich: Im Iran sind es 284 Personen, in Thailand 534, in der Russischen Föderation 394 und in Deutschland 76 Personen pro 100.000 Einwohnern. Nirgendwo sonst sitzen aber so viele Menschen im Gefängnis, wie in dem Land, das sich gerne als Champion der Menschenrechte betrachtet und nicht selten die Verteidigung selbiger anführt, um in einen Krieg zu ziehen: die Vereinigten Staaten von Amerika.

Laut einer neuen Studie der FWD.us, einer 2013 gegründeten überparteilichen Organisation, die sich für die Reformierung des Immigrations- und Strafjustizsystems in den Vereinigten Staaten einsetzt, sitzen 701 Personen pro 100.000 Einwohner im Gefängnis. Ein trauriger Weltrekord. Insgesamt saßen laut offizieller Statistik des US-Justizministeriums Ende 2016 über 2,1 Millionen Menschen in Bundes-, Staats- oder Lokalgefängnissen ein.

Was das für Auswirkungen auf die Gesamtbevölkerung hat, stellte FWD.us mit einigen Zahlen dar: Jeder zweite US-Amerikaner hatte ein nahes Familienmitglied im Gefängnis, jeder vierte hatte einen Bruder oder eine Schwester im Gefängnis, jeder fünfte einen Elternteil und von jedem achten saß bereits ein Kind ein. Während im Jahr 1980 bei einer Gesamtbevölkerung von 226,5 Millionen Menschen 350.000 davon eingesperrt waren, waren die 2,1 Millionen aus dem Jahr 2016 Teil einer Gesamtbevölkerung von 323,4 Millionen. Das bedeutet also, dass exponentiell mehr Menschen in die Gefängnisse gesteckt wurden, als die Bevölkerung in diesem Zeitraum gewachsen ist.

Mit dieser Entwicklung einhergehend sind auch privat geführte Gefängnisse wie Pilze aus dem Boden geschossen. Rund acht Prozent der Gefängnisinsassen, also etwa 172.000 Personen, werden laut Professor Ruth Wilson von der City University of New York durch Privatdienstleister "betreut". Bei den Auffanglagern für Migranten sieht das Bild ganz anders aus: Dort werden 62 Prozent aller Betten von Privatdienstleistern geführt, verglichen mit 25 Prozent im Jahr 2005. Überhaupt hat sich in den USA rund um die Gefängnisinsassen ein riesiges Geschäft entwickelt, wo Mobilfunkanbieter, Krankenkassen oder Finanzdienstleister um die Insassen und deren Geld buhlen.

Ein weiterer Aspekt, der im krassen Gegensatz zur US-Politik steht, die auf die Einhaltung von Menschenrechten bei manchen Regierungen pocht, ist der Missbrauch der Gefängnisinsassen als billige Arbeitskräfte. So produzieren sie für das Pentagon Militärhelme, Shirts, Munitionsgürtel und sogar kugelsichere Westen für einen Stundenlohn von 0,23 US-Dollar pro Stunde, um sich für die Ausgaben im Gefängnis etwas dazu zu verdienen. Von "moderner Sklaverei" ist sogar die Rede, weswegen Insassen immer wieder in Einzelhaft und sogar in die Todeszelle gesteckt wurden, weil sie diese Bezeichnung benutzt hatten. Auch die Senatorin Karen Carter Peterson aus New Orleans benutzte das Wort "Sklaverei", als der Senat von Louisiana im Mai 2018 dafür stimmte, dass Gefängnisinsassen für öffentliche Arbeiten herangezogen werden sollen. Als "Ausgleich" sollen sie zwischen 0,04 und 0,70 US-Dollar pro Stunde erhalten.

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