Nordamerika

Kriegsindustrie, Neocons & Energie-Riesen: Sie alle stellten sich gegen ein Trump-Putin-Treffen

US-Präsident Donald Trump hat den jüngsten Vorfall in der Straße von Kertsch vorgeschoben, als er das Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin absagte. Experten, die mit RT sprachen, bezweifeln, dass dies der eigentliche Grund für den in letzter Minute erfolgten Rückzug ist.
Kriegsindustrie, Neocons & Energie-Riesen: Sie alle stellten sich gegen ein Trump-Putin-Treffen Quelle: AFP

Offiziell sagte Trump das Treffen ab, weil ukrainische "Schiffe und Matrosen nicht aus Russland in die Ukraine zurückgeführt wurden", das schrieb der US-Präsident auf Twitter am Donnerstag und bezog sich auf die drei Schiffe, die von der russischen Küstenwache beschlagnahmt wurden, nachdem diese versucht hatten, unberechtigt vom Schwarzen Meer zum Asowschen Meer über russische Gewässer zu gelangen.

"Ich denke, wenn es der Grund für die Absage des Treffens war, war es ein schlechter Grund", sagte Dan Kovalik, Professor für Menschenrechte an der University of Pittsburgh School of Law, im Gespräch mit RT. Er fügte hinzu:

Egal wie man die Situation in der Meerenge von Kertsch einschätzt, und wer dort schuld war, ich denke, es ist an der Zeit, ein Treffen zwischen den USA und Russland zu organisieren, um diesen Vorfall zu klären und zu versuchen, all die Spannungen, die überall in Europa zwischen Russland und der NATO herrschen, wieder zu überwinden."

Kovalik argumentierte auch, dass Trump sich unter Druck gesetzt fühlen könnte, nicht so auszusehen, als würde er mit Putin "konspirieren" – ein Vorwurf, der von seinen demokratischen Kritikern erhoben wurde, noch bevor er Hillary Clinton bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016 besiegt hat. Seitdem wird die Legitimität seiner Präsidentschaft in Frage gestellt.

"Es geht sicherlich darum, eine schlechte Öffentlichkeitswahrnehmung zu vermeiden. Wie Sie bemerkt haben, wurde er beim letzten Treffen mit Putin irgendwie als Verräter dargestellt. So verrückt sind die Dinge in diesem Land geworden, sagte er RT.

Die US-Medien reagierten empört auf das Trump-Putin-Treffen im Juli im finnischen Helsinki. Trump erwähnte beim Treffen mit Putin eben nicht, dass sich Russland angeblich bei den Wahlen 2016 "eingemischt" hat. Diese Annahme ist in den USA zu einer Art Glaubensdogma geworden, obwohl es keine konkreten Beweise dafür gibt, dass Russland jemals intervenierte.

Der ehemalige US-Diplomat Jim Jatras kommentierte auf Anfrage von RT, dass die Absage "eine schreckliche Entwicklung" sei."Ich denke, es ist mehr als nur eine Ablenkung", sagte er und glaubt, dass es mehr mit dem Erscheinen von Trumps ehemaligem Anwalt Michael Cohen vor dem Bundesgericht und dessen Plädoyer über Pläne für einen Trump Tower in Moskau zu tun haben könnte, über die "alle Anti-Trump-Leute heute reden".

"Ich denke, das ist der atmosphärische Grund, warum er denkt, dass er dieses Treffen absagen muss", fasste Jatras zusammen.

Anstatt ein Staatsmann zu sein und auf dem Gipfel ein Gespräch mit den Führern Russlands, Indiens und Chinas zu beginnen, um Spannungen vom Schwarzen Meer bis zum Südchinesischen Meer zu lösen, wird Trump von "diesen kleinen politischen Problemen im Inland geschwächt, die einfach dazu bestimmt sind, Trumps Präsidentschaft zu untergraben – und es tut mir leid zu sagen, dass er wie ein Affe an einer Schnur tanzt", sagte Jatras.

"Ich glaube, er hat Angst", fügte der ehemalige US-Diplomat hinzu.

Der Journalist Neil Clark meinte, die einzige Überraschung am Rückzug sei, dass jeder davon überrascht ist. Es gibt eine allgemein vorherrschende Atmosphäre in Washington, die "Stimmungsmusik", die Trump dazu drängt, eine harte Linie gegen Russland einzuschlagen, und er geht mit, erklärte Clark. Er zeigte sich auch skeptisch, dass die derzeitigen Spannungen zwischen den USA und Russland in einem einstündigen Treffen hätten gelöst werden können.

"Hier sind ganz andere Kräfte im Spiel", sagte Clark zu RT. "Wir haben den militärisch-industriellen Komplex, wir haben die neokonservativen Thinktanks, wir haben die US-Energiewirtschaft, die sehr daran interessiert ist, Russland aus dem europäischen Energiemarkt zu drängen."

Er sagte auch, dass die Ukraine den Vorfall in der Straße von Kertsch inszeniert haben könnte, um das Treffen zu sabotieren, aus Angst, dass Trump und Putin tatsächlich miteinander auskommen und einige Spannungen zwischen Washington und Moskau beseitigen könnten.

"Es gibt eine Menge Leute da draußen, die nicht wollen, dass das passiert", sagte Clark. "Sie wollen wirklich nicht, dass Russland und die USA bessere Beziehungen haben."

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