Nordamerika

Übergewicht und Haarwuchsmittel des US-Präsidenten: Wenn Bodyshaming zur Nachricht wird

Nicht nur die US-Amerikaner, sondern auch Nachrichtenleser in aller Welt, erfahren in diesen Tagen pikante Details über den Körper des US-amerikanischen Präsidenten. Plötzlich fallen Boulevardthemen und sogar Bodyshaming in die Rubrik "Nachrichten".
Übergewicht und Haarwuchsmittel des US-Präsidenten: Wenn Bodyshaming zur Nachricht wirdQuelle: Reuters

Mit seinem Bestseller "Fire and Fury" hatte Michael Wolff Spekulationen um die körperlichen und geistigen Fähigkeiten des US-Präsidenten Donald Trump weiteren Auftrieb verliehen und die Hoffnungen jener, welche Trump nicht gern als Präsidenten sehen, bestärkt. Immerhin beschreibt doch der 25. Artikel der US-amerikanischen Verfassung einen Mechanismus, den Präsidenten des Amtes zu entheben, wenn er sich als physisch oder geistig unfähig erweisen sollte.

Teils auf Aussagen von Mitarbeitern des Weißen Hauses basierend, wurde in dem Buch angedeutet, dass Donald Trump geistig nicht qualifiziert sei, sein Amt auszuüben, ständiges Wiederholen oder unzusammenhängende Aussagen bereiteten seinen Vertrauten gar Sorge.

Körperlich könne er zudem nur ungesund sein, ernähre er sich doch zu viel von Burgern und Cola. Diese und weitere Faktoren sprächen dafür, dass Donald Trump dringend aus dem Weißen Haus vertrieben werden sollte.

Auch hatten Publikationen wie "The Dangerous Case of Donald Trump" mit einer Sammlung von psychologischen Ferndiagnosen ein besorgniserregendes Bild von Trumps Persönlichkeit gezeichnet. Auch weniger qualifizierte Menschen, Hobbypsychologen, erstellten ernste Diagnosen wie der narzisstischen oder anderer Persönlichkeitsstörung.

Doch der Militärarzt im Weißen Hauses, Ronny Jackson, attestierte dem Präsidenten am Dienstag, er sei körperlich und geistig in überragender Verfassung. Trump hatte sich freiwillig einem Test kognitiver Fähigkeiten unterzogen und erlangte tatsächlich die Höchstpunktzahl von 30 Punkten.

 Ich habe keinerlei Bedenken, was seine geistigen Fähigkeiten anbelangt" so Jackson.

Trump sei nach Einschätzung des Arztes, der bereits Präsident Obama untersuchte, für einen Mann seines Alters in bemerkenswert gutem, gesundheitlichen Zustand. Sowohl sein Ruhepuls (68), als auch sein Blutdruck (122/74) und die Einnahme von Cholesterinsenkern und Mittel gegen Haarverlust wurden in der beinahe einstündigen Pressekonferenz diskutiert.

Während der Bekanntgabe der positiven Gesundheitsdaten wurde Dr. Jackson gefragt, warum Trump trotz seines bekanntermaßen hohen Konsums an Fastfood und Cola so gute Gesundheitswerte habe. Der Arzt antwortetet: "Es sind die Gene." Und es komme Trump zu gute, dass er ein Leben lang Nichtraucher sei und keinen Tropfen Alkohol trinke.

Anwesende wollten wissen, ob Trump eine Bakterienphobie habe und sich ständig die Hände wasche? Jackson bestätigte dass Trump sich ständig die Hände wasche und auch ein Desinfektionsmittel benutze:

Er wäre ein Narr, wenn nicht, angesichts der vielen Hände, die er täglich schüttelt.

Jackson bestätigte anhand dieser Daten, es gebe keine gesundheitlichen Bedenken, warum Trump sein Amt nicht bis zum Ende seiner Amtszeit ausüben könne. Er könne aber etwas an seinem Gewicht arbeiten.

„Fett aber fit“- Von Spekulationen geistiger Fähigkeiten zu offenem Bodyshaming

Das hält jedoch weder die angelsächsische noch die hiesige Presse davon ab, sich an den Spekulationen, den Einzelheiten der Testergebnisse und dem Ernährungsplan des Präsidenten zu ergötzen. Vor allem der Aspekt der Fettleibigkeit wurde genüsslich ausgeweidet, aber auch die Angabe, dass der 71-jährige mit der berühmten Frisur ein Mittel gegen Haarverlust nutzen soll, zog einige Häme nach sich.

Aber ist es nicht eigentlich verwerflich, Menschen anhand ihrer körperlichen Merkmale zu bewerten?

Vor allem, als Donald Trump selbst sich über das Körperbild von Kim Jong Un mokiert und ihn "klein und fett" genannt haben soll, machte dies die Runde als Nachricht- schließlich zeige sich daran, dass Trump undiplomatisch und krude kommuniziert.

Nun ergötzen sich Nutzer sozialer Medien an Diskussionen darüber, wie Trump die Fakten um sein Körpergewicht manipuliert habe, um die Einstufung als übergewichtig zu umgehen.

Die Frage, ob Donald Trump adipös ist, steht aber auch in der vermeintlich seriösen Presse vor der Frage nach den Inhalten seiner Politik.

Hierzulande zog zum Beispiel Spiegel Online den Test der kognitiven Fähigkeiten durch den Kakao und bedient sich den Einschätzungen unbenannter Fachleute und Experten, um Trump eine ernsthafte psychologische Störung zu diagnostizieren. Auch bemühen die Autorinnen des Artikels ihre Kenntnisse des BMI (Body-Mass-Index), um immerhin die Grenze zur Fettleibigkeit darzulegen. Mit besonderer Recherche weisen sie sogar auf, dass Trump laut Führerscheindaten diese gar überschritten habe.

Mehr lesen-Spiegel Online und der manipulative Umgang mit Quellen - Teil 1

Hatten wir nicht gerade erst, teils dank ebendieser Presse gelernt, dass das Gewicht, Körperbild und andere Menschen zu deren Privatsache zählt, die unangetastet bleiben sollte? Zum einen, um diesen Menschen eben den befürchteten psychischen Schaden zu ersparen, aber nicht zuletzt um sich zu bestätigen, dem zivilisierten Teil einer Gesellschaft anzugehören?

So erklärt die Huffington Post zum Beispiel:

Bodyshaming erreicht in unserer Zeit einen neuen Maßstab an Absurdität. Längst geht es nicht mehr nur um dick oder dünn, sondern auch um dein Geschlecht, schöne oder hässliche Körperteile und kleine Makel, die doch einfach ein jeder von uns hat.

Der US-Präsident ist aber nicht ein jeder von uns, vor allem wenn er Donald Trump heißt. In dem spezifischen Fall gehen Ferndiagnosen und Bodyshaming, nicht nur in sozialen Medien sondern in der seriösen Presse in Ordnung. Als Nachrichtenwert.

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