Nordamerika

Angst vor Hyperschallraketen: STRATCOM-Chef fordert Modernisierung der US-Raketenabwehr

Der Chef des Strategischen Kommandos der Vereinigten Staaten, Admiral Charles Richard, hat angesichts neuer Gefahren gefordert, die US-Raketenabwehr "neu zu bewerten und anzupassen". Die USA müssten das "wirklich" in Angriff nehmen, so Richards.
Angst vor Hyperschallraketen: STRATCOM-Chef fordert Modernisierung der US-RaketenabwehrQuelle: www.globallookpress.com © U.S. Air Force

Der Kommandeur des Strategischen Kommandos der Vereinigten Staaten, Admiral Charles Richard, hat angesichts der wachsenden Bedrohung durch Hyperschallwaffen und andere Marschflugkörper eine Neubewertung sowie Modernisierung der zur strategischen Abschreckungsstrategie gehörenden Raketenabwehr der Vereinigten Staaten gefordert. Die Bewältigung der Herausforderungen durch neuartige und immer häufiger auftretende Bedrohungen sei Teil der strategischen Abschreckungsstrategie der USA und beginne mit der Notwendigkeit, "unsere Raketenabwehr neu zu bewerten und anzupassen", erklärte Richard vergangene Woche auf dem Space and Missile Defense Symposium, einer Bildungs-, Weiterbildungs- und Networking-Veranstaltung der Weltraum- und Raketenabwehrgemeinschaft, in Huntsville.

Dazu gehöre auch eine bessere Raketenwarnung. Sie sei von wesentlicher Bedeutung, "damit ich weiß, was zu tun ist und wie ich meine Streitkräfte aufstellen und disponieren muss, und zwar aufgrund dieser sich rasch ausbreitenden und weiterentwickelnden Bedrohungen: Hyperschallwaffen, Marschflugkörper mit potenziell interkontinentaler Reichweite, unbemannte Luftfahrtsysteme, die Verbreitung ballistischer Raketen mit kürzerer Reichweite und verschiedene neuartige Waffensysteme".

Der chinesische Test im letzten Jahr, bei dem die Chinesen eine Hyperschallrakete mit fraktioniertem Orbitalbeschuss getestet hatten, sei etwas, das die Welt noch nie gesehen habe, so Richard. "Ich bin nicht davon überzeugt, dass wir die Auswirkungen dieses Waffensystems vollständig durchdacht haben." Der Test sei ein Paradebeispiel für neue Waffensysteme gewesen. "Wenn ein Gegner über solche Waffen verfügt, sehen sich die USA mit verkürzten Warnzeiten, Schwierigkeiten bei der Zuordnung und einer erhöhten Bedrohung für unsere traditionellen Weltraum- und Raketenabwehrkräfte konfrontiert", erklärte er. Doch auch "gewöhnliche" Waffen wie ein "gewöhnlicher Marschflugkörper auf einem leisen U-Boot" seien eine unterschätzte Bedrohung und hätten ernsthafte Auswirkungen auf die strategische Abschreckung der USA, fügte der Admiral hinzu.

Angesichts dessen sei es von entscheidender Bedeutung, die US-Raketenwarnsysteme zu modernisieren und anzupassen. Dies bedeute, dass sich die USA künftig kritischer mit den Themen "Streuung, Abhärtung, Redundanz, Mobilität, Erschwerung gegnerischer Angriffspläne, Verringerung der Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Angriffs, Anhebung der Schwelle für einen potenziellen Konflikt und Schaffung eines größeren Entscheidungsspielraums für unsere hochrangigen Entscheidungsträger durch die Begrenzung der durch Angriffe verursachten Schäden" auseinandersetzen müssten, mahnte Richard. 

Laut dem Admiral ist es deshalb auch notwendig, neue Systeme zur Abwehr von Raketenbedrohungen zu entwickeln, die bereits reagierten, bevor sie überhaupt gestartet werden. Ein solches Konzept sei zwar nicht neu, aber die USA müssten es "wirklich" in Angriff nehmen. "Wir müssen in der Lage sein, Marschflugkörper und Hyperschallangriffe auf das Heimatland zu erkennen und zu verfolgen, sie abzuschießen, zuzuordnen, uns zu verteidigen und angemessen zu reagieren", sagte Richard:

"Frühwarnung ist unerlässlich – oder wir werden keine Frühwarnung bekommen und nicht in der Lage sein, darauf zu reagieren."

Frühwarnkapazitäten müssen reaktionsschnell, beständig, widerstandsfähig und kosteneffizient sein und über ein integriertes Führungs- und Kontrollsystem verfügen, so Richard weiter. Der Schwerpunkt sollte zudem auf der Abwehr einzelner Raketen und nicht nur auf einer aktiven Raketenabwehr liegen, wie sie die USA derzeit gemeinsam mit US-Verbündeten betrieben. Dazu gehöre auch, über eine "plattformzentrierte Verteidigung (Raketenschutzschilde) hinauszugehen und zu einem umfassenderen Ansatz überzugehen, bei dem wir alle unsere Fähigkeiten einsetzen und zu einer gemeinsamen Einheit verschmelzen können", so Richard.

USA testen Minuteman-III-Rakete

Auf die Frage nach dem für Dienstagmittag geplanten Minuteman-III-Raketentest bekräftigte der Admiral:

"Die Minuteman-III-Tests sind genau wie andere Tests unserer strategischen Systeme. Diese Tests sind wirklich wichtig. Wir führen sie immer wieder durch. Wir machen drei bis fünf pro Jahr. Wir führen sie in allen Bereichen der nuklearen Triade durch."

Richard betonte, er brauche diese Tests, um "das Vertrauen in die Zuverlässigkeit" der 50 Jahre alten Minuteman III aufrechtzuerhalten, die angesichts ihres hohen Alters zunehmend technische Probleme aufweisen. Die landgestützte Rakete ist eine der Säulen der nuklearen Triade der Vereinigten Staaten, zu der auch U-Boot-gestützte ballistische Raketen und strategische Luftbomber gehören.

Die unbewaffnete Rakete startete vom Weltraumbahnhof Vandenberg in Kalifornien aus, wie das Air Force Global Strike Command, ein Hauptkommando der US-Luftwaffe, das Teil der US-Atomstreitkräfte ist, am Dienstagmittag mitteilte. "Luftwaffenangehörige des Air Force Global Strike Command starteten am 16. August um 12.49 Uhr Pazifischer Zeit von der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien eine unbewaffnete Minuteman-III-Interkontinentalrakete mit einem Test-Wiedereintrittsfahrzeug, um die Bereitschaft der US-Nuklearstreitkräfte zu demonstrieren und das Vertrauen in die Tödlichkeit und Wirksamkeit der nuklearen Abschreckung der Nation zu stärken", teilte das Kommando über seine Webseite mit. 

Laut Angaben des Global Strike Commands ist das Teststartprogramm Teil der routinemäßigen und regelmäßigen Aktivitäten des US-Militärs, mit denen gezeigt werden soll, dass die "nukleare Abschreckung der Vereinigten Staaten sicher, zuverlässig und wirksam ist, um Bedrohungen des 21. Jahrhunderts abzuschrecken und unsere Verbündeten zu beruhigen". Er sei demnach nicht das "Ergebnis aktueller Weltereignisse" gewesen. "Unsere Teststarts werden lange im Voraus geplant und sind keine Reaktion auf das Weltgeschehen", wird Major Armand Wong in der Mitteilung zitiert:

"Ein akribischer Planungsprozess für jeden Start beginnt sechs Monate bis ein Jahr vor dem Start."

Mehr zum Thema - Chef der US-Nuklear-Abschreckung findet USA nicht mehr abschreckend genug

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