US-Navy-Pilot stirbt bei Absturz – Was steckt hinter den zunehmenden Problemen bei US-Kampfjets?
Eine Analyse von Desiree Lambert
Ein US-Navy-Pilot ist am Freitag beim Absturz einer F/A-18E Super Hornet in der Nähe des Testgeländes der Naval Air Weapons Station China Lake im US-Bundesstaat Kalifornien ums Leben gekommen. Das teilte die US-Marine am Freitag über ihre Webseite mit. In der Region ist es nicht der erste Vorfall dieser Art. Erst im Oktober 2020 war eine Maschine desselben Typs bei einem Übungsflug verunglückt. Ob dem jetzigen Unfall menschliches Versagen, technische Probleme oder gar andere Einwirkungen zugrunde liegen, ist derzeit noch unklar. Eine Spurensuche.
Das auf der Naval Air Station Lemoore, Kalifornien, stationierte Kampfflugzeug, stürzte demnach gegen 14.30 Uhr Ortszeit in der Nähe der US-Stadt Trona ab. "Der Pilot ist nachweislich verstorben", heißt es in der Erklärung der US-Marine. Bei dem Vorfall seien keine Zivilisten verletzt worden. Wie ein Sprecher des Marine-Stützpunkts in Lemoore gegenüber dem US-Sender USNI News mitteilte, ergaben erste Untersuchungen lediglich, dass keine weiteren Flugzeuge in den Absturz verwickelt waren.
Der in der Mojave-Wüste in Südkalifornien gelegene Marine-Stützpunkt beherbergt unter anderem das Strike Fighter Wing Pacific, ein Geschwader der US-Marine, das mit seiner F/A-18 Hornet-Staffel die Pazifikflotte der USA rund um Japan unterstützt. Die Boeing F/A-18 kann sowohl als konventionelles Kampfflugzeug als auch als Bodenkampfflugzeug eingesetzt werden.
Der Auftrag der Naval Air Station Lemoore besteht mitunter darin, kampfbereite Angriffsjagdgeschwader bereitzustellen, die für trägergestützte Allwetter-, Angriffs-, Jagd- und Unterstützungseinsätze ausgebildet sind. Gemeinsam mit der Naval Air Weapons Station China Lake, einer Forschungs-, Test- und Evaluierungseinrichtung der US-Marine in der Nähe von Lemoore, ist der Stützpunkt zudem in Waffentests der US-Marine eingebunden.
Ein tragischer Unfall?
Die weitläufige Mojave-Wüste in Kalifornien dient als wertvolles Test- und Übungsgelände für eine Reihe von US-Militäreinrichtungen. Neben der Naval Air Station Lemoore und der Naval Air Weapons Station China Lake beherbergt sie auf letzterem auch die Naval Air Warfare Center Weapons Division (NAWCWD), eine Forschungseinrichtung der US-Marine, die mit der Entwicklung, Beschaffung, Erprobung und Bewertung von US-Militärwaffen beauftragt ist.
Die NAWCWD verantwortet unter anderem die Entwicklung, Erprobung und Evaluierung von Lenkflugkörpern, Freifallwaffen, Unterstützungsausrüstung sowie Besatzungssystemen zur elektronischen Kampfführung. Des Weiteren ist das Testzentrum für die Integration von Waffen und Avionik in taktische Kampfflugzeuge zuständig. Zu den Waffensystemen, die von der Forschungseinrichtung auf dem US-Marinestützpunkt China Lake entwickelt wurden, gehören unter anderem das Advanced Medium-Range Air-to-Air Missile-System (AMRAAM), ein Luft-Luft-Lenkflugkörper mittlerer Reichweite zur Bekämpfung von Flugzielen. Auch die High-Speed Antiradiation Missile (HARM), eine Luft-Boden-Rakete zur Bekämpfung von bodengestützten Radaranlagen sowie die Vertical Launch Anti-submarine Rocket (VLA), eine Anti-U-Boot-Rakete wurden hier konstruiert.
Das in der Mojave-Wüste gelegene Testzentrum, das mehr als 1,1 Millionen Hektar Land, 17.000 Quadratmeilen gesperrten Luftraum, mehr als 2.000 Gebäude und sämtliche für die Ausbildung von Streitkräften benötigten möglichen Ziele umfasst, bietet eine große Vielfalt verschiedenster geografischer Merkmale. "Nur wenige Gebiete auf der Welt bieten eine solche Vielfalt an geografischen Merkmalen in unmittelbarer Nähe: Berge, Wüsten, Schluchten, Höhlen und Wälder. Die unzugänglichen Luft- und Landbereiche am China Lake bieten unübertroffene geografische Bedingungen, um Waffensysteme zu entwickeln und zu testen und Taktiken für Wüsten- und Gebirgsumgebungen zu erforschen", heißt es auf der Webseite des Naval Air Systems Command, ein Kommando, das für die Materialunterstützung von Flugzeugen sowie luftgestützte Waffensysteme zuständig ist.
Im Zuge der Waffentests feuerte die US-Marine in dem Gebiet sowohl Raketen als auch Munition auf eine Vielzahl von Zielen, darunter Flugzeuge und sogar Fahrzeuge, die auf Anhängern über eine Strecke gezogen werden, um bewegliche Ziele zu simulieren. Könnte es sich bei dem Flugunglück somit um einen tragischen Unfall im Zuge eines missglückten Waffentests gehandelt haben? Durch einige Medienberichte ist bekannt, dass der verunglückte Pilot mit seiner F/A-18E Super Hornet vor seinem Absturz einen Trainingsflug über dem weitläufigen Testgelände absolvierte. Dass der Pilot seinen Schleudersitz nicht aktivierte, könnte letztlich also auch die Schuld eines Blindgängers sein, der überraschend die Flugroute des Kampfjets kreuzte.
Zuletzt stürzte im Jahr 2020 eine F/A-18E in derselben Wüste ab, wobei der Pilot der Maschine allerdings nur leichte Verletzungen erlitt, da er noch rechtzeitig den Schleudersitz betätigte. Allerdings könnte der jetzige Absturz auch mit den massiven Mängeln der tragenden Flugzeugstruktur sowie bekannter Probleme mit der Technik der F/A-18 zusammenhängen.
Grobe Strukturprobleme
Bekannt ist, dass die heutigen F/A-18 nach riskanten Manövern immer wieder gravierende Risse in der tragenden Flugzeugstruktur aufweisen, die auf Metallkorrosion zurückzuführen sind. Wie das Office of the Inspector General of the Department of Defense, eine Aufsichtsbehörde des US-Verteidigungsministeriums, in einem Bericht mitteilte, mussten die US-Streitkräfte im Zeitraum von 2017 bis 2020, mehr als 2 Milliarden US-Dollar für die Bekämpfung von Korrosion an F/A-18 Hornets und Super Hornets ausgeben. Zudem wurde in dem Bericht bemängelt, dass wichtige Inspektionen auf Rost an den Maschinen nicht immer durchgeführt würden.
Die Marine ist demnach verpflichtet, alle 84 Tage Inspektionen durchzuführen, um Probleme im Zusammenhang mit Korrosion zu beheben, heißt es in dem Bericht. Mehrheitlich erklärten die Verantwortlichen der Geschwader, "dass sie die vorgeschriebenen 84-Tage-Inspektionen durchführten, die damit verbundenen Wartungsmaßnahmen abschlossen und technische Richtlinien umsetzten", um Korrosionsprobleme zu beheben oder die Kampfflugzeuge dagegen zu schützen. Es gab jedoch einige Ausnahmen.
Im Bericht ist zu lesen, dass die Instandhalter des Marineministeriums, die vorgeschriebenen 84-Tage-Inspektionen bei einigen Flugzeugen nicht durchgeführt haben. Stichhaltige Gründe dafür, warum die Inspektionen nicht stattgefunden haben, wurden nicht angegeben. Zudem gab es auch keine Aufzeichnungen, die belegten, dass die vorgeschriebenen Inspektionen durchgeführt worden sind. Darüber hinaus bemängelte die Aufsichtsbehörde des Pentagons, dass die Beamten, die die Inspektionen und Wartungsarbeiten auf Geschwader-Ebene beaufsichtigten, zudem "nicht immer Arbeiten identifizierten und korrigierten, die nicht den Standards entsprachen".
Nicht nur Korrosion ist ein Thema bei der F/A-18. Bei Piloten dieses Kampfjets ist ein stetiger, jährlicher Anstieg dessen zu verzeichnen, was die Marine als "physiologische Episoden" aufgrund von Sauerstoffmangel und Dekompression in der Kabine bezeichnet. Soldaten der US-Marine, die vor dem Unterausschuss für bewaffnete Dienste des Repräsentantenhauses aussagten, bezeichneten diese gesundheitlichen Schädigungen als "Sicherheitsproblem Nr. 1".
Noch besorgniserregender ist die Tatsache, dass es kaum Anhaltspunkte für die Ursache dieses Problems zu geben scheint. Der "Mangel an allgemeinen Fortschritten" sei "sehr besorgniserregend", sagte die Abgeordnete Niki Tsongas, die führende Demokratin im Ausschuss, gegenüber dem US-Sender Bloomberg News.
Ältere Versionen des Flugzeugs, die Modelle A bis D, haben Probleme mit dem Kabinendruck, während die Probleme bei der Super Hornet und dem Growler "auf das bordseitige Sauerstofferzeugungssystem" hinzuweisen scheinen, an dem die Marine bereits Änderungen vorgenommen hat.
Es ist nicht klar, ob auch andere internationale Hornet-Nutzer diese Problematik kennen. Und ob eine der genannten Möglichkeiten zu den Abstürzen der Kampfjets geführt hat, lässt sich nicht abschließend sagen.
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