Nordamerika

Auch Jahrzehnte nach Atombombentests: Radioaktiver Fallout in amerikanischem Honig

Eine neue Studie zeigt, dass sich auch heute noch Spuren radioaktiven Fallouts, der von den Nuklearwaffentests der 1950er und 1960er Jahre stammt, in amerikanischem Honig nachweisen lassen. Vor Jahrzehnten war die radioaktive Belastung vermutlich noch wesentlich höher.
Auch Jahrzehnte nach Atombombentests: Radioaktiver Fallout in amerikanischem HonigQuelle: www.globallookpress.com © imago stock&people

Laut einer neuen Studie zeigt sich in US-amerikanischem Honig immer noch radioaktiver Fallout von Nuklearwaffentests der 1950er und 1960er Jahre. Wie das Team um den Geologen James Kaste vom College of William & Mary erklärte, sei der Anteil an nachgewiesenen radioaktiven Isotopen nicht gefährlich. Er könnte in den 70er und 80er Jahren jedoch um einiges höher gewesen sein. Bei einem der nachgewiesenen radioaktiven Isotope handelt es sich um Cäsium-137, ein Nebenprodukt der Kernspaltung.

Während des Kalten Krieges führten die USA, die ehemalige Sowjetunion und andere Länder zahlreiche oberirdische Nuklearwaffentests durch. Bei diesen Versuchen wurde unter anderem Cäsium-137, ein radioaktives Cäsiumisotop, in der oberen Atmosphäre freigesetzt und vom Wind über die ganze Welt verteilt. Aufgrund der radioaktiven Verseuchung der Umwelt lassen sich auch noch heute in vielen Lebensmitteln Spuren von radioaktivem Cäsium finden. Es wurde jedoch nicht gleichmäßig über den ganzen Erdball verteilt: Durch regionale Wind- und Niederschlagsmuster war die Ostküste der USA beispielsweise sehr viel stärker vom radioaktiven Fallout betroffen.

Um herauszufinden, wie stark Pflanzen und andere Lebewesen den radioaktiven Schadstoff aufnehmen, gab Kaste seinen Studenten eine Aufgabe: Sie sollten lokal produzierte Lebensmittel aus den Orten, an denen sie ihre Ferien verbrachten, mitbringen. Diese wurden dann auf radioaktive Cäsium-Isotope untersucht. Einer der Studenten brachte Honig aus North Carolina für die Versuche mit. Zu Kastes Überraschung enthielt der Honig ein 100-mal höheres Level an radioaktiven Isotopen als der Rest der Lebensmittel:

"Ich habe es noch einmal gemessen, weil ich dachte, dass etwas mit dem Behälter passiert ist oder mein Detektor spinnt", sagte Kaste.

Daraufhin untersuchten Kaste und sein Team 122 Proben von lokal produziertem Honig aus den östlichen Bundesstaaten der USA auf Cäsium-137. In 68 der Proben ließ sich das radioaktive Isotop mit einer Dosis von 0,03 Becquerel pro Kilogramm nachweisen. Am höchsten war die radioaktive Belastung mit 19 Becquerel pro Kilogramm im Honig aus Florida. Die Untersuchungen, die im letzten Monat in der Fachzeitschrift Nature Communications publiziert wurden, zeigen deutlich, dass der radioaktive Fallout selbst mehr als 50 Jahre nach den Nuklearversuchen und Tausende Kilometer vom nächsten Bombenabwurfplatz die Nahrungsketten von Tieren und Pflanzen durchwandert.

Die Untersuchungen des Teams zeigten außerdem, dass Honig mit der höchsten Dosis an radioaktivem Fallout vor allem in Gegenden vorkommt, in denen der Boden arm an Kalium ist. Kalium und Cäsium weisen ähnliche chemische Eigenschaften auf, und wenn Pflanzen in kaliumarmen Böden nicht genug dieses Mineralstoffs vorfinden, absorbieren sie stattdessen radioaktives Cäsium. Auf diese Weise gelangen die radioaktiven Isotope in den Nektar, von dort werden sie an die Bienen weitergegeben. Dies führt wiederum dazu, dass sich die Konzentration von Cäsium-137 im Honig erhöht, der von den Insekten produziert wird.

Das gemessene Level an Radioaktivität liegt jedoch deutlich unter dem Level von 1.200 Becquerel pro Kilogramm, der in den USA von der Lebens- und Arzneimittelbehörde als Grenzwert für Radioaktivität festgelegt wurde. Der Verzehr des Honigs sei somit unbedenklich und nicht schädlich für den menschlichen Körper. Die Cäsium-137-Isotope unterliegen im Laufe der Zeit jedoch dem radioaktiven Zerfall, daher wäre die Radioaktivität des Fallouts vor Jahrzehnten noch wesentlich schädlicher und auch toxischer für Lebewesen und Menschen gewesen.

"Was wir heute sehen, ist ein kleiner Bruchteil der Strahlung, die in den 1960er und 1970er Jahren vorhanden war."

Den Forschern zufolge könnte das Level der Radioaktivität in den 70ern etwa zehn Mal höher gewesen sein. Die Ergebnisse der Untersuchungen werfen auch zahlreiche neue Erkenntnisse auf: Zum Beispiel sei unklar, inwiefern der radioaktive Fallout die Bienenpopulationen während des letzten halben Jahrhunderts beeinflusst hat. In den letzten Jahren haben das Bienensterben und der Rückgang anderer Insektenpopulationen besorgniserregende Ausmaße angenommen. In erster Linie ist dies auf den großflächigen Einsatz von Pestiziden zurückzuführen, doch auch andere menschengemachte Umweltschäden wie die Belastung durch radioaktiven Fallout könnten dazu beitragen. Nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl 1986 konnte man beispielsweise beobachten, dass die radioaktive Belastung die Fortpflanzungsfähigkeit von Bienenvölkern beeinträchtigte. Das Level an radioaktiver Belastung war jedoch etwa 1.000 Mal höher als in den Untersuchungen des Forscherteams um Kaste. In ihrer Studie schreiben die Wissenschaftler dazu:

"Angesichts der Tatsache, dass bestäubende Insekten lebenswichtige Dienste für das Ökosystem der Welt leisten und für die Aufrechterhaltung der globalen Nahrungsmittelsicherheit unerlässlich sind, ist mehr Forschung erforderlich, um besser zu verstehen, wie ionisierende Verschmutzung deren Gesundheit und deren Überleben bedroht."

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