Nordamerika

Vermarkten um jeden Preis: McKinsey bezahlt für die Befeuerung der Opioid-Krise

Die prominente US-Beratungsfirma McKinsey hat sich bereit erklärt, 573 Millionen Dollar zu zahlen, um Untersuchungen über ihre Arbeit mit Big Pharma beizulegen, nämlich ihre Rolle bei der Förderung des Verkaufs des starken Opioid-Narkotikums Oxycodon.
Vermarkten um jeden Preis: McKinsey bezahlt für die Befeuerung der Opioid-KriseQuelle: AFP © Brendan Smialowski / AFP

Die auch hierzulande nicht unbekannte US-Unternehmensberatung McKinsey hat wegen ihrer Arbeit für Pharmafirmen bei der Vermarktung süchtig machender Schmerzmittel einen hohen Vergleich akzeptiert. McKinsey zahlt zur Beilegung von US-Klagen 573 Millionen Dollar (479 Millionen Euro), wie am Donnerstag aus Gerichtsdokumenten hervorging.

"McKinseys zynische und kalkulierte Marketing-Taktiken halfen dabei, die Opioid-Krise zu befeuern", verkündete New Yorks Generalstaatsanwältin Letitia James.

McKinsey war aufgrund seiner Beratertätigkeit für Purdue Pharma – dem Hersteller des wegen seiner Suchtgefahr berüchtigten Schmerzmittels Oxycontin – und dessen Eigentümerfamilie Sackler in den Fokus der Ermittlungen geraten. Dem Vergleich schlossen sich 47 Bundesstaaten sowie der Regierungsbezirk Washington, DC und fünf US-Territorien an. Die zivilrechtlichen Verfahren gegen McKinsey werden nun eingestellt.

Purdue hatte im Oktober bei einem Deal mit der US-Regierung einem Vergleich über rund 8,3 Milliarden Dollar zugestimmt. Purdue wurde beschuldigt, Schmerzmittel unter Verschleierung von Suchtgefahren vermarktet und so der Opioid-Epidemie Vorschub geleistet zu haben. Ob der Konzern zahlen kann, ist aber wegen eines Insolvenzverfahrens unklar. Viele US-Kläger kritisierten den Vergleich als zu lasch.

McKinsey hatte Purdue und die Sacklers bei der umstrittenen Marketing-Kampagne beraten und sich im Dezember öffentlich für seine Rolle in der Opioid-Krise entschuldigt. Die Berater halfen dem Pharma-Unternehmen, die OxyContin-Verkäufe auf verschiedene Weise zu steigern, unter anderem bei der Gestaltung des Marketings, um "emotionale Botschaften von Müttern mit Teenagern, die eine Überdosis des Medikaments genommen haben" entgegenzuwirken, wie aus den im letzten Jahr veröffentlichten Gerichtsdokumenten hervorgeht. McKinsey schlug auch vor, "Rabatte" an Purdues Vertriebspartner für jede OxyContin-Überdosis zu zahlen, die mit den von ihnen verkauften Pillen zusammenhing. Es ist jedoch unklar, ob der Plan jemals in die Tat umgesetzt wurde, da die Hauptvertriebshändler CVS und Anthem bestreiten, jemals für Überdosierungen entschädigt worden zu sein.

Obwohl Oxycodon einst für Todkranke und andere Menschen mit schweren Erkrankungen reserviert war, haben Big-Pharma-Firmen wie Purdue in den letzten Jahren zunehmend medizinisches Fachpersonal dazu gedrängt, das Medikament an normale Schmerzpatienten zu verschreiben. In den Werbematerialien des Unternehmens, die sich in der Regel an Ärzte richten, wurde jahrelang behauptet, dass das Suchtrisiko von OxyContin "extrem gering" sei, selbst als das Medikament zu einem der am meisten missbrauchten Opioide im Land wurde.

Der Gesundheitsbehörde CDC zufolge führte die Epidemie in den USA seit der Jahrtausendwende bereits zu mehr als 450.000 Toten durch Überdosierungen und richtet weiterhin in vielen Regionen des Landes großes Unheil an. McKinsey, das weltgrößte Beratungsunternehmen, ist hierzulande auch aus dem Berater-Skandal im Bundesverteidigungsministerium bekannt, der die Steuerzahler laut Bundesrechnungshof einen dreistelligen Millionenbetrag kostete. Das US-Unternehmen bietet seine Dienste in ganz verschiedenen Sektoren an und vermarktet Profit unter anderem in Bereichen, in denen das Gemeinwohl auf dem Spiel steht.

Mehr zum Thema - Drogen-Epidemie in den USA: Mehr Tote als je zuvor - Pharmaindustrie als wichtiger Faktor 

(dpa/ rt de)

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