Kampfansage von LGBT-Aktivisten gegen Proud Boys auf Twitter
In der ersten TV-Debatte zwischen Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden vergangene Woche sind rechtsradikale Gruppen zur Sprache gekommen. Der Moderator fragte Trump, ob er bereit sei, Gruppen und Milizen zu verurteilen, zu deren Ansichten "White Supremacy" ("Überlegenheit der weißen Rasse") gehört.
Trump fragte daraufhin: "Wen soll ich verurteilen?" Biden warf den Namen der rechten Gruppe "Proud Boys" ("Stolze Jungs") in den Raum. Trump sagte daraufhin an die Adresse der Proud Boys, sie sollten sich zurückhalten und bereithalten ("stand back and stand by"). Was er mit "zurückhalten" und "bereithalten" meinte, blieb unaufgeklärt. Im TV-Duell fuhr Trump fort, jemand müsse etwas gegen die Antifa und die Linken unternehmen.
Nach dem TV-Duell behauptete Trump dann, gar nicht zu wissen, wer die Proud Boys seien. Er sagte: "Ich verurteile die Proud Boys. Ich weiß nicht viel über die Proud Boys, fast nichts, aber ich verurteile das." Die Proud Boys sind in den sozialen Medien stark präsent. Linksalternative Bewegungen versuchen nun, sich der Gruppe entgegenzustellen. Am Sonntag entwickelte sich der Hashtag #ProudBoys in Nordamerika zu einem Trend, da LGBT-Aktivisten diesen gekapert und ihre Twitter-Beiträge mit ihm versehen haben. Tausende homosexuelle Aktivisten fluteten den Hashtag auf Twitter mit Statements für die LGBT-Bewegung.
"Schau dir diese süßen, kleinen #ProudBoys an", schrieb Bobby Berk, Moderator der Netflix-Show Queer Eye, am Sonntag zu einem Foto, auf dem er und sein Ehemann abgebildet sind.
Look at these cute lil #ProudBoys (#retweet and make this hashtag about love, not hate) pic.twitter.com/AddflCUMpi
— Bobby Berk (@bobbyberk) October 4, 2020
Auch der offizielle Twitter-Account der kanadischen Streitkräfte in den USA teilte ein Bild eines Soldaten, der seinen Partner küsste, berichtete Reuters. Das Bild war versehen mit der kanadischen Flagge und der LGBT-Regenbogenflagge sowie dem Hashtag #ProudBoys. Die Aktion sei eine Antwort auf den Fokus, den die ultrarechte Gruppierung zuletzt durch US-Präsident Trump bekommen habe, nachdem dieser einen Appell an sie gerichtet habe, meldete n-tv.
Der Landesverband der Linkspartei in Nordrhein-Westfalen meldete sich ebenfalls zu Wort und feierte die Verbreitung des Hashtags #Proudboys auf Twitter.
Nazis Hashtags klauen, da sind wir dabei #ProudBoyspic.twitter.com/LBABMpFN2Z
— DIE LINKE. NRW (@DieLinkeNRW) October 5, 2020
Auch Fernsehmoderatorin Dunja Hayali bezog Stellung und zeigte ihre Unterstützung für homosexuelle Aktivisten.
ich bin gerne spielverderberin und mache auch mit 👻👏🏽 lassen sie uns #proudboys kapern! all right?#proudboys sind eine rein männliche, rechtsextreme, homophobe gruppe, die in den #usa beheimatet ist.schwung hat sie zuletzt durch #trump bekommen „stand back and stand by“. pic.twitter.com/BHZ1V4fkeF
— Dunja Hayali ❤️🇩🇪🇪🇺🧠 (@dunjahayali) October 4, 2020
Trump löste in der äußerst rechten Szene Amerikas Begeisterung aus, nachdem er sich geweigert hatte, rechtsradikale Gruppen zu verurteilen. Bei seinen Gegnern und vielen Zuschauern sorgten die Aussagen Trumps hingegen für Verstimmung. Die Proud Boys wurden 2016 vom rechten Aktivisten und Journalisten Gavin McInnes gegründet. Die Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center (SPLC) stuft die Gruppierung als "Hassgruppe" ein, als islam-, einwanderungs- und frauenfeindlich sowie gewaltbereit. McInnes bezeichnet die Proud Boys hingegen lediglich als "pro-westliche Bruderschaft", die sich der politischen Korrektheit des liberalen Lagers widersetze. Kritiker werfen Trump immer wieder vor, sich nicht klar genug von rechtsextremen Gruppen abzugrenzen. Seine Weigerung beim TV-Duell gegen Joe Biden, dies eindeutig zu tun, sorgte ebenfalls für ungewöhnliche Kritik von mehreren führenden Republikanern. Der republikanische Senator Tim Scott forderte vor Kurzem Aufklärung. "Ich denke, er hat sich versprochen", sagte Scott vor Journalisten in Washington.
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