Nordamerika

Geschichtsvergessen: Joe Biden nennt Trump "ersten Rassisten" im US-Präsidentenamt

In gut drei Monaten wird in den USA gewählt. Wie üblich werden im Vorfeld keine Nettigkeiten zwischen den Kontrahenten ausgetauscht. Jetzt bezeichnete Trumps Herausforderer Biden den Präsidenten als ersten Rassisten im Weißen Haus. Eine Wahlkampfmanagerin rudert zurück.
Geschichtsvergessen: Joe Biden nennt Trump "ersten Rassisten" im US-PräsidentenamtQuelle: Reuters © Leah Millis

Der wahrscheinliche Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden, macht im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen am 3. November erneut von sich reden. Laut dem ehemaligen Vizepräsidenten unter Barack Obama handelt es sich bei US-Präsident Donald Trump um den "ersten rassistischen Präsidenten des Landes".

Wir hatten Rassisten, es gab sie. Sie haben versucht, sich zum Präsidenten wählen zu lassen. Er ist der Erste, der es geschafft hat", wusste Biden zu berichten.

Zugleich warf Biden Trump vor, Rassismus in der Gesellschaft zu verbreiten und diese zu spalten.

Die Äußerungen fielen am Mittwoch in einem virtuellen Gespräch mit Mitarbeitern der Gewerkschaft Service Employees International Union. In dem Gespräch wurde Biden nach seiner Einschätzung zu der Tatsache befragt, dass Trump im Zusammenhang mit dem Coronavirus immer wieder von einem "Wuhan-Virus" oder "China-Virus" spreche.

Die Art, wie er mit Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft (...) umgeht, ist absolut widerwärtig. Kein amtierender Präsident zuvor hat das je getan. Kein republikanischer Präsident und kein demokratischer Präsident", erklärte Biden.

Zuvor hatte eine aus Asien stammende Teilnehmerin gesagt, in ihrem Umfeld gebe es wachsende Spannungen wegen Trumps wiederholter Behauptungen, China sei schuld am Coronavirus.

Ich habe mehr für schwarze Amerikaner getan als jeder andere, mit der wahrscheinlichen Ausnahme von Abraham Lincoln", entgegnete Trump laut USA Today Bidens Äußerungen.

Katrina Pierson, eine Wahlkampfberaterin Trumps, nannte Bidens Kommentare derweil "eine Beleidigung der Intelligenz der schwarzen Wähler". Damit spielte Pierson auf eine frühere Zusammenarbeit Bidens mit Regierungsmitgliedern an, die eine Trennung von Bevölkerungsgruppen aus religiösen, ethnischen oder sozialen Gründen vorantreiben wollten.

Biden sah sich im vergangenen Jahr Kritik ausgesetzt, als er betonte, er habe stets gut mit Senatoren zusammenarbeiten können, die für die Rassentrennung eintreten. Zudem erntete er Empörung, als er Barack Obama als "den ersten Mainstream-Afroamerikaner" bezeichnete, "der artikuliert und hellwach und sauber ist und ein gut aussehender Typ".

Präsident Trump liebt alle Menschen, arbeitet hart, um alle Amerikaner zu ermächtigen, und wird von mehr schwarzen Wählern unterstützt als jeder republikanische Präsidentschaftskandidat in der modernen Geschichte. Niemand sollte Vorträge über Rassengerechtigkeit von Joe Biden anhören", erklärte Pierson entsprechend.

Obwohl Biden Trump als den ersten Rassisten bezeichnete, der US-Präsident wurde, spricht die US-Geschichte eine gänzlich andere Sprache. Bereits in der Vergangenheit gab es US-Staatsoberhäupter, die entweder offen rassistisch waren, wie z.B. Sklavenhalter, eine rassistische Sprache verwendeten, rassistische Ansichten äußerten oder eine rassistische Politik verfolgten.

Symone Sanders, eine leitende Beraterin im Wahlkampfteam Bidens, räumte folglich ein, dass Trump zwar nicht der erste rassistische Präsident, aber in der modernen Geschichte dennoch einzigartig sei.

Es hat eine Reihe rassistischer amerikanischer Präsidenten gegeben, aber Trump sticht – vor allem in der modernen Geschichte – hervor, weil er das Kandidieren mit Rassismus und Spaltung zu seiner Visitenkarte gemacht und gewonnen hat", so Sanders.

Im März 2020 sorgte Biden für Empörung, als er erklärte, dass man als Afroamerikaner "nicht schwarz" sei, wenn man Schwierigkeiten mit der Entscheidung habe, bei den bevorstehenden Wahlen ihn oder US-Präsident Trump zu unterstützen. Biden drückte später sein Bedauern über die "unbekümmerte" Bemerkung aus. Es ist bei Weitem nicht die erste "unbekümmerte" Aussage des voraussichtlichen Präsidentschaftsbewerbers über schwarze US-Amerikaner. 

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