Ent-Transatlantifizierung: Unabhängigkeitsbewegung für einen freien Friedensstaat "Ostdeutschland"
Von Jürgen Cain Külbel
Es ist eine Tragödie in ihrer klassischen Form – mit dem tragischen Moment der Verstrickung der Ostdeutschen in ein Schicksal, das ihnen aufgezwungen wurde: Uns Ostdeutschen klebt seit 1990 Blut an den Händen! Meine Generation, die Generation unserer Kinder, die im "Sozialistischen Friedensstaat DDR" groß geworden war, lebte vierzig Jahre lang den Grundsatz, dass "von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen darf". Für die DDR, ihre Bürger war das Potsdamer Abkommen, von den Vertretern der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges: Churchill, Truman, Stalin am 2. August 1945 unterzeichnet, bindend. Es galt, ein demokratisiertes, entmilitarisiertes, entnazifiziertes, antifaschistisches, dekartellisiertes Deutschland aufzubauen, "damit es niemals mehr seine Nachbarn oder die Erhaltung des Friedens in der ganzen Welt bedrohen kann". Die Erhaltung und Sicherung des Friedens war – so lange die DDR existierte – oberste Staatsdoktrin. Folgerichtig, dass die Armee der DDR, die Nationale Volksarmee, als eine reine Verteidigungsstreitkraft keinen einzigen Krieg führte.
Junge Ostdeutsche als Kanonenfutter
Unsere Nachgeborenen hingegen, unsere Enkel und Urenkel, junge Menschen, die im "Anschlussgebiet" zwischen Rügen und Erzgebirge geboren wurden, ziehen – aus Mangel an beruflichen Perspektiven militaristischen Werbern der Bundeswehr auf den Leim gegangen – heutzutage gegen den Willen ihrer Väter und Mütter in völkerrechtswidrige Kriege, die das Terrorbündnis Washington-NATO in Syrien, Afghanistan und anderswo angezettelt haben.
Oder sie beteiligen sich an irgendwelchen gefährlichen "Auslandseinsätzen", wo sie ebenfalls ihr Leben aufs Spiel setzen, indem sie für das "wiedervereinigte Deutschland" kämpfen und morden, sprich: für die geostrategischen Interessen Washingtons, der NATO, der Transatlantiker, für die Interessen des Großkapitals, für ein reaktionäres neoliberales System, das mittels Austeritätspolitik, Rüstung, Rüstungsexport, verstärkter Interventionspolitik seinen Reibach macht. Verschleiert noch immer durch die zeitlos rattenfängerhafte und regierungskriminelle Behauptung eines Ex-SPD-Verteidigungsministers Peter Struck aus dem Jahre 2004: "Unsere Sicherheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt."
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An Traurigkeit nicht zu überbieten: Die sogenannte "deutsche Einheit", jener undemokratische, 1990 ohne Volksabstimmung erfolgte Anschluss der DDR an die BRD, ein Deal zwischen wenigen Abgesandten, dessen 30jähriges "Jubiläum" im Herbst 2019 nach Kräften gefeiert werden soll, ermöglichte die Scheußlichkeit, dass nun auch noch Ostdeutschland Verrat an seinen Befreiern vom deutschen Faschismus, der ehemaligen Sowjetunion – heute Russland – begeht, sich zu kriegsvorbereitenden Handlungen gegen den jahrzehntelangen Freund und Verbündeten der DDR hinreißen lässt.
Die deutsche Bundeswehr, die sich selbst als "Armee der Einheit" definiert, ist fest integriert in das kriegstreiberische Washington-NATO-Bündnis, das dieses aggressive Vorgehen gegen Russland vorantreibt. Somit sind auch unsere ostdeutschen Soldaten im "Spiel". Obwohl Zahlen über Anteile an Ost- und Westdeutschen in der deutschen NATO-Armee nicht mehr veröffentlicht werden, ist hinlänglich bekannt, wo der überwiegende Teil des Kanonenfutters her kommt: Letzte Statistiken aus dem Jahre 2009 belegen, dass Ostdeutsche in der Bundeswehr überproportional vertreten sind; allein in den unteren Dienstgraden dienten damals 62 Prozent. Und das bei einem Anteil der Ostdeutschen an der Gesamtbevölkerung von lediglich 17 Prozent. Das Kommando allerdings haben, so wie es sich für Besatzer gehört, die Westdeutschen: Unter 200 Generälen findet sich gerade einmal ein Ostdeutscher. Das hat natürlich – ganz "nebenbei" – entsetzliche Folgen bei den "Auslandseinsätzen": Jeder dritte getötete Bundeswehrsoldat kommt aus dem Osten!
Der Weg für dieses schändliche Treiben wurde allerdings auch von den eigenen Landsleuten freigebaggert. Quislinge, wie der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, ein Ex-Pfaffe aus Rostock und Wende-Trittbrettfahrer, forderte im Juni 2014 gar "ein stärkeres Engagement Deutschlands im Ausland". Gleichzeitig warnte er davor, "militärische Interventionen als letztes Mittel nicht im Vorhinein zu verwerfen". Ihm ist es offenbar schnurzpiepe, dass seine ostdeutsche Jugend, die auch heute noch überproportional in der Bundeswehr vertreten ist, dabei verheizt werden wird. Seine Taktgeber hinterm Atlantik werden es ihm gedankt haben.
Der Osten wird aufmüpfig
Mit der Wahl zum "Europäischen Parlament" Ende Mai 2019 bietet sich die Chance einer Veränderung in Ostdeutschland. Die Abstimmung verpasste der regierenden, transatlantisch orientierten GroKo, die die NATO-Verbrechen mitträgt, einen derartigen Tritt ins Gesäß, dass sich ihre Bestandteile – CDU, CSU, SPD – in Puzzle-Teile zerlegten, die einzeln in Richtung Wolkenkuckucksheim davonschwirrten. Während sich die weggekickten Bundesvolksparteien noch immer im freien Fall befinden, trumpften ihre regionalen Ableger im Osten hart auf: anstelle des transatlantischen GroKo-Blendwerks wählten die Ostdeutschen AfD; in Sachsen (25,3 Prozent) und Brandenburg als stärkste (19,9 Prozent), in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern als zweitstärkste Kraft nach der CDU. Merke: seither steht die Mauer wieder – jedenfalls parteipolitisch.
Erste Vorzeichen für die Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen, die am 1. September 2019 anstehen? Markus Decker kommentierte dazu in der Märkischen Allgemeine: "Zwar werfen derzeit alle Parteien in die ostdeutsche Waagschale, was sie haben. Ostpapier folgt auf Ostpapier. Die Schwierigkeiten im Ost-West-Verhältnis – die wirtschaftliche Kluft, das Fehlen der Ostdeutschen in den Eliten, teils kulturelle Differenzen – werden offener denn je angesprochen. Doch der Wahlsonntag (zur Europawahl) legt den Schluss nahe, dass all die Bemühungen nicht fruchten, was wiederum vermuten lässt, dass die Probleme tiefer liegen. Auch fehlt wohl das Vertrauen, dass die Aufmerksamkeit für den Osten anhält, wenn die Ost-Landtagswahlen im Herbst vorüber sind."
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Wie wahr, die Probleme liegen tatsächlich tiefer: Die wirtschaftliche Kluft, das Verhindern ostdeutscher Eliten, kulturelle Differenzen, das Flüchtlingsproblem, der Mindestlohn, Armut, Hartz IV, steigende Mieten und so weiter und so fort sind lediglich Symptome eines vor sich hin "blühenden", oder wohl doch eher faulenden neoliberalen Systemsumpfes, der von CDU, CSU, SPD, FDP über Jahrzehnte hinweg angelegt, gehegt und gepflegt wurde, daher von ihnen auch nicht trockengelegt werden wird oder kann. Die eigentliche Ursache für die Entfremdung der Ostdeutschen vom bundesdeutschen System besteht doch darin, dass die Menschen im Osten nacheinander zweierlei Gesellschaftssysteme durchlebten, die unterschiedlicher nicht sein konnten: das friedliche sozialistische, das sie ebenso friedlich an sein Ende brachten, dann vermittels der D-Mark das kapitalistische, das – nachdem die rosa Konsum-Wolke verflogen war – sich zunehmend als asozialer Gesellschaftsvertrag zu erkennen gab, der den Armen nimmt, die wenigen Reichen indes immer reicher macht. Wir Ostdeutschen sind in einem mit Politdarstellern gesättigten System gelandet, die mit der einen Zunge das Volke gern mit dem Märchen von Frieden, Freiheit, Demokratie, Menschenrechten betäuben, während sie mit ihrer anderen Zunge den Lobbyisten Befehlsempfang und Befehlsausführung quittieren. Der Ostdeutsche weiß: die Lobby der deutschen Volksvertreter ist nicht das deutsche, schon gar nicht das ostdeutsche Volk, die Lobby der deutschen Volksvertreter ist die Wirtschaft, der militärisch-industrielle Komplex, die transatlantische Devotion.
Die eigentliche Frage ist doch: Sind wir Ostdeutschen überhaupt bereit für diese traditionell gewachsene transatlantische Ausrichtung der westdeutschen Gesellschaft? Benötigen wir in Ostdeutschland Transatlantiker, jene seltsame Karriere-Spezies westdeutscher Prägung, die Uncle Sam und dessen kriegerisch-imperialer Hybris seit Jahrzehnten in den Allerwertesten kriechen? Zweimal nein. Ostdeutschland und die USA können niemals Partner sein. Auch haben wir den Amerikanern rein gar nichts zu "verdanken". Im Gegenteil: Viele Ostdeutsche verachten das politische System der Vereinigten Staaten von Amerika, das – im Gegensatz zum Friedensstaat DDR – in den 230 Jahren seiner Existenz nicht weniger als 219 Kriege, großenteils Angriffskriege, anzettelte. Und die älteren DDR-Bürger erinnern sich noch recht gut an die 50er und 60er Jahre, in denen die "Brüder und Schwestern" aus der BRD in Form der Organisation Gehlen (später BND) gemeinsam mit dem amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA hemmungslos Terroranschläge in Ostdeutschland exekutierten, um die Staatsbildung und den Aufbau der DDR-Wirtschaft zu sabotieren. Westberlin war dabei die Drehscheibe für übelste Agenten, die mit ihren "antikommunistischen" Aktionen billigend Schäden an Gesundheit und das Leben der Menschen in der DDR in Kauf nahmen.
Nein, wir brauchen hier auch keine Mitglieder der Atlantik-Brücke, heißen sie nun Merkel, von der Leyen (die nach DDR-Strafrecht wegen des Verdachts der Untreue längst in Untersuchungshaft sitzen würde), Röttgen, Merz, Ischinger, Liebich oder wie auch immer sie heißen mögen. Denn mit den Ossis und den Amis wird das nie etwas. Auch nicht mit der NATO, jenem Angriffsbündnis, zu dem wir gekommen sind wie die Jungfrau zum Kind – rotzfrech wurden wir nach 1990 mit dem Balg geschwängert, einer Vergewaltigung gleich. Ich kenne wenige Ostdeutsche, die Sympathie für das Kriegsbündnis übrig haben. Und noch weniger, die den im transatlantischen Mainstream klugscheißenden proamerikanischen Lackaffen mit schiefen Hälsen, die uns Amerika noch immer als Land der Verheißung, die NATO als Verteidigungsbündnis verkaufen möchten, geringsten Glauben schenken. Schon gar nicht ihrer zutiefst kranken, wohl kaum psychiatrisch kurierbaren Russophobie, dem US-treuen Sanktionsgehabe gegen Moskau, dem Gefasel, dass der Feind im Osten stehen würde, der angeblich Eroberungsgelüste in Richtung (Rest-)Europa hegt.
Transatlantiker im Clinch mit ostdeutschem CDU-Parteisoldaten
Ein Funken Hoffnung bleibt: Am 7. Juni 2019, anlässlich des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg, sprach sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) dafür aus, die Sanktionen gegen Russland zu beenden, die Beziehungen zu normalisieren: "Wir müssen diese Sanktionen abbauen", die seien für die sächsische und deutsche Wirtschaft ein großes Problem. Kretschmer, der in Sankt Petersburg mit Präsident Wladimir Putin zusammentraf, bezeichnete Russland nicht nur als strategischen Partner Deutschlands in Wirtschafts- und Technologietransferfragen, er forderte zudem die unbedingte Umsetzung des Pipeline-Projektes Nord Stream 2: "Ja, auch eine Energiepartnerschaft mit zuverlässigen Rohstofflieferungen verbindet uns." Sputnik Deutschland kommentierte nachher, Kretschmer sieht "in den ostdeutschen Ländern eine andere Sensibilität gegenüber Russland - auch wegen der traditionell guten Beziehungen, die noch aus den Zeiten der DDR und der Sowjetunion herrühren".
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Erregt traten die deutschen Transatlantiker zum Gegenangriff an. Wolfgang Ischinger, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, glühte auf Twitter: "Herr Ministerpräsident, haben Sie einen außenpolitischen Berater? Falls ja, sofort feuern". Kretschmer, so der US-Liebhaber, brauche "guten Rat, der auch gar nicht teuer sei". Ansonsten schade er sich selbst und den deutschen außenpolitischen Interessen. Auch Kretschmers Partei-Chefin, Annegret Kramp-Karrenbauer, positionierte sich artig im transatlantischen Klatschblatt Bild am Sonntag: "Die Wirtschaftssanktionen sind die Reaktion auf das völkerrechtswidrige Verhalten der russischen Regierung auf der Krim und in der Ostukraine. Solange sich am russischen Verhalten dort nichts ändert, gibt es auch keinen Spielraum für eine Änderung in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit." Julian Reichelt, Chefredakteur des Trivialmediums Bild, nannte den Besuch Kretschmers in Sankt Petersburg indes einen "Sündenfall", sein Chefreporter Paul Ronzheimer faselte etwas vom Verrat "unsere Werte". Alles Stimmen aus dem Westen, allesamt transatlantische Würgeschlangen, die dem Osten die Kehle zuschnüren möchten!
Kretschmers Vorstoß ist gewiss sehr mutig. Auch dahingehend, den Ostdeutschen "eine andere Sensibilität gegenüber Russland" zuzusprechen, eben wegen der "traditionell guten Beziehungen, die noch aus den Zeiten der DDR und der Sowjetunion herrühren". Doch er geht nicht weit genug. Das kann er auch nicht, denn er ist Mitglied der – wenn auch vom Wähler abgestraften – CDU, somit also deren Parteidisziplin, dem Parteiprogramm, dem transatlantischen Gehorsam unterworfen. Und er wird auch nie Schwert oder Dolch gegen Washington und seine Statthalter in Übersee, Europa und Deutschland richten, die sich zunehmend in Wirtschaftsterrorismus und Sanktionen üben, ihre völkerrechtswidrigen Kriege ungehemmt fortführen, neue anzetteln und sich in quasifaschistischer Diktion und Gesetzgebung "ungehorsamen" Ländern dieser Welt gegenüber aufspielen. Und er wird seine jungen Landsleute auch nicht am Bundeswehr-Aufmarsch Richtung russische Grenze hindern. Oder hörte man ihn dekretieren: "Meine Sachsen, ich verbiete euch, am NATO-Theater gegen Russland teilzunehmen"? Wohl kaum.
Die AfD als ostdeutsche Volkspartei?
Die Alternative für Deutschland, die der vielgescholtene "Ostdeutsche" bei der Europawahl im Mai 2019 massiv gewählt hat, bietet allerdings einen Lösungsansatz, der sich bei näherer Betrachtung jedoch auch als verlogen entpuppt. In ihrem Wahlprogramm 2017 zurrte auch sie – der CDU, CSU, SPD, FDP, den Grünen gleich – die transatlantische Ausrichtung fest: "Die USA sind der wichtigste Bündnispartner Deutschlands. Leitbild einer interessengeleiteten deutschen Außen- und Sicherheitspolitik ist die Gleichberechtigung beider Partner… Im Einklang mit den langjährigen Forderungen der USA nach einer gerechten Verteilung der Lasten und den europäischen Bestrebungen nach mehr Mitsprache in der NATO ist es nur folgerichtig und in deutschem Interesse, den europäischen Einfluss in der NATO zu stärken. Die NATO muss wieder ein reines Verteidigungsbündnis werden... Die Schaffung einer EU-Armee oder den Einsatz deutscher Streitkräfte für fremde Interessen lehnt die AfD ab."
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Ergo: Auch unter einer AfD-Regierung wird Ostdeutschland fest verankert bleiben im Einflussbereich von NATO und unter den Transatlantikern. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die AfD – sollte sie je Regierungsmacht übernehmen – kriegerischen Aktivitäten der übermächtigen Vorgesetzten in Washington oder in der NATO auch nur verweigert, geht sowieso gegen Null. Zwar rüttelt die Partei an Merkels Flüchtlingspolitik, was wiederum bei den Ostdeutschen auf fruchtbaren Boden fällt, rüttelt jedoch nicht an der transatlantischen Einbindung Deutschlands oder Ostdeutschlands. Daran wird sich auch nie etwas ändern. Schließlich war es Parteichef Alexander Gauland, der 2016 verhinderte, dass die Forderung nach dem Austritt Deutschlands aus der NATO ins AfD-Parteiprogramm aufgenommen wurde. Es ist ein Paradoxon, dass sich die AfD hinter Washington und NATO positioniert, obwohl beide hauptverantwortlich für die Flüchtlingsströme sind, die Deutschland seit 2015 erreichen, deren innenpolitische Auswirkungen die AfD dann wiederum maßgeblich bekämpfen will. Alles beim Alten: der ostdeutsche Soldat wird auch unter der AfD für die NATO auflaufen.
Und die Ostdeutschen sollten noch wissen, welches trojanische Pferd sie sich mit der AfD auf den Hof ziehen. Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, eine von fünf stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion, ist Mitbegründerin des Vereins Göttinger Kreis – Studenten für den Rechtsstaat e. V., eine Truppe, die das Eigentum der Ostdeutschen weiter im Visier hat: Sie fordern Wiedergutmachung für Vertreibungen und Enteignungen von Großgrundbesitzern, Agrariern, Herrschaften und Industriellen infolge der sozialistischen Boden- und Industriereform in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone. Die von Storch geführte Allianz für den Rechtsstaat fordert zudem die Rückgabe des Bodenreformlandes an seine vorherigen Eigentümer. Also, Ostdeutsche in Neufünfland: auch die Storchens wollen – der Treuhand gleich – euch noch weiteren Boden unterm Hintern wegziehen. Vielleicht generieren von Storch und Konsorten aber auch neue Arbeitsplätze: Tagelöhner, Knechte, Stallburschen, Mägde, Plätterinnen. Wollt ihr das?
Ostdeutschlands Weg in die Freiheit
Die Europawahl 2019 hat gezeigt, dass sich das neoliberale Wirtschaftssystem in der Krise, das deutsche Parteiensystem in Auflösung und Umbruch befindet. Das vorherrschende System, ihre Protagonisten bieten keine griffigen Lösungen, um die dringendsten Probleme der Zukunft – seien sie klimatechnischer, sozialer oder friedenserhaltender Art – zügig lösen zu können. Allein Postengeschacher, Diätenerhöhung, Lobbyarbeit ist die heilige Dreieinigkeit, welche die in Berlin regierende Clique vereint und charakterisiert. Vor allem die Ostdeutschen, auch die jungen Leute, haben diese Schmiere satt. Wir wollen auch keine Kriege mehr, in die uns die "Volksparteien" CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNE hineingezogen haben, wir wollen ein friedliches Leben, eine friedliche Zukunft. Wir lehnen es auch ab, dass sich einige wenige unserer westlichen "Mitbürger" dekadent in exorbitantem Reichtum suhlen, während die Mehrzahl im Osten für den Mindestlohn schuftet, Suppenküchen besucht, Flaschen aus Müllcontainern zerrt, keine Zukunftsperspektiven hat.
Doch jede Tragödie trägt auch den Keim einer Lösung in sich. Für Ostdeutschland gibt es eine Alternative zur existierenden bürgerlichen Gesellschaft mit ihrem Parteiensystem, ihrer "repräsentativen" Demokratie, von der sich viele Ossis überhaupt nicht repräsentiert fühlen: die direkte Demokratie! Noch 1992 begrüßten beispielsweise 63 Prozent der Bürger der ehemaligen DDR die Gründung einer eigenen "Ostpartei" (nicht zu verwechseln mit der PDS, später Die Linke, die ja jetzt sogar mit dem US-Statthalter zum Neujahrsempfang tanzt), die ihre Belange im Bundestag vertreten soll. Jene Idee verlief leider im Sande, wie viele andere zuvor in den "Wendezeiten" und danach. Doch heute, angesichts des langsam, aber sicher dahinsterbenden Parteisystems mit transatlantischen Bindungen bietet sich die einzigartige Möglichkeit, dass sich das Volk in Ostdeutschland seine Position als Souverän zurückerobert.
Benötigt Ostdeutschland einen eigenen Staat, einen unabhängigen Staat? Selbstverständlich, aber nur wenn die Frage der Unabhängigkeit mit dem Thema der sozialen Gerechtigkeit verbunden wird. Echte nationale Selbstbestimmung könnte zu einer besseren Gesellschaft, zu besseren Lebensbedingungen führen, die allen Menschen zugutekommen. Das ist mit dem neoliberalen und menschenfeindlichen bundesdeutschen System nicht machbar. Allerdings steht den Ostdeutschen die Begier nach der Möglichkeit einer neuen und besseren Gesellschaftsordnung längst ins Gesicht geschrieben. Denn der Konflikt zwischen Ost und West lodert schon lange; ausgebrochen ist er zur Europawahl 2019. Dass er nicht schon früher explodierte, resultierte aus der eingeforderten demütigen Haltung der Ostdeutschen; vor allem auch als Dankbarkeit wegen der geleisteten Wirtschaftshilfe. Doch der brutale Austausch der Eliten nach 1990, die Unterwanderung aller Führungspositionen durch drittklassiges Westpersonal – eine echte ostdeutsche Intelligenz- und Führungsschicht wurde so letztlich erfolgreich verhindert – ließen das Gefühl einer anhaltenden Fremdbestimmung stetig anwachsen. Hinzu kam die ständige Zurschaustellung der angeblichen moralischen Überlegenheit des westdeutschen Gesellschaftssystems, sowie das Gefühl, als ehemaliger DDR-Bürger, der ja doch nur das miese Rädchen in einer noch mieseren Diktatur gewesen sein soll, einfach nicht respektiert zu werden.
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Ostdeutschland kann sich nicht entwickeln, weil die eigene Geschichte, die DDR-Geschichte, vom Besatzer tagtäglich schlecht geredet und geschrieben wird. Dem Ostdeutschen, der sich in diesem Deutschland nicht selten als Mensch zweiter Klasse fühlt, mangelt es an Nationalbewusstsein. Stolz und Würde wiederherzustellen, die wir durch den Verlust der staatlichen Eigenständigkeit, die Eingliederung in die Bundesrepublik verloren haben, wäre ein erster und wichtiger Schritt in die ersehnte Freiheit. Wir Ostdeutschen wären die besseren Verwalter unseres Landes, vielleicht auch die klügeren Politiker. Schließlich hatte die DDR mehr zu bieten als das Ampelmännchen: eine Außen- und Sicherheitspolitik, die sich durch Nichteinmischung und Neutralität auszeichnete, ein Bildungssystem, das den Namen auch verdiente, eine hervorragende Sozial- und Gesundheitspolitik, geringe Kriminalität, erschwingliche Mieten.
Wie dem auch sei. Zuallererst sollte der Souverän in einer direkten demokratischen Volksabstimmung über die dem Osten Deutschland gewaltsam übergestülpte transatlantische Ausrichtung entscheiden. Will der Souverän diese transatlantische Ausrichtung? Ja oder Nein? Ein einziger Wahlsonntag dürfte genügen, die Position des ostdeutschen Volkes einzufangen. Entscheidet der Osten sich tatsächlich für seine Freiheit, muss ein Beirat für eine nationale Transition geschaffen werden, der Wege und Szenarien der Loslösung vom transatlantisch orientierten Westen des Landes ausarbeitet. All das hat selbstverständlich nichts zu tun mit der zukünftigen Gesellschaftsform; hier wird nicht verhandelt über soziale Marktwirtschaft, Zuwendung zum Sozialismus oder Beibehaltung des Kapitalismus.
Vorrang für den Osten muss vor allem der Elitenaustausch haben: Führungspositionen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft müssen dringend von Ostdeutschen besetzt werden. Vor allem die Transatlantiker sollten rigoros aus ihren Ämtern entfernt, von mir aus auf dem Eselskarren bis zur Elbe gefahren werden. Ein weiterer wichtiger Schritt, der vor allem der sozialen Hygiene dient, ist das Brechen des transatlantischen Medienmonopols in Ostdeutschland sowie Entfernung und Verbot von Schund- und Schmutzliteratur. Der Ostdeutsche muss zuvörderst von schwachsinnigen Erzeugnissen, allen voran die BILD – eine Beleidigung für jeden Intellekt – befreit werden.
Der Ostdeutsche weiß: Alles ist besser als der Status quo! Um schon mal einen Anfang zu machen, sehr geehrte Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder: Sorgen Sie bitte dafür, dass ab sofort kein US- und NATO-Kriegsmaterial, vor allem nicht mehr irgendwelche Humvees oder Panzer aus Mordamerika, durch unsere Heimat, die ehemalige DDR, transportiert werden. Machen Sie uns Ostdeutsche bitte nicht zum Mittäter beim Aufmarsch der westlichen Kriegsverrückten gegen Russland!
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