Meinung

Waldorfschule und AfD: Sippenhaft im Namen des Guten

Eine Berliner Waldorfschule lehnt ein Kind ab. Der Grund: Der Vater des Kindes ist AfD-Abgeordneter. Dass hier ein Kind für das Tun des Vaters verantwortlich gemacht wird, zeigt, welches Ausmaß die Hybris der vermeintlich Guten und Anständigen angenommen hat.
Waldorfschule und AfD: Sippenhaft im Namen des GutenQuelle: Reuters

von Andreas Richter

Eine Berliner Waldorfschule hat sich geweigert, das Kind eines AfD-Abgeordneten aufzunehmen. Gegenüber Intoleranten sei keine Toleranz angezeigt, so begründete die Schule ihre Entscheidung. 

Zunächst einmal die gute Nachricht: Offenbar hat es auch unter den Lehrern und den Eltern der Schüler dieser Einrichtung viele Stimmen gegeben, die diese Entscheidung für falsch, für fatal halten. Und die Bewertung dieses Vorgangs durch die Berliner Bildungssenatorin ("sehr kritisch") ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

Dennoch: Die Entscheidung der Schule bzw. des sie tragenden Vereins ist falsch und katastrophal. Aus mehreren Gründen. Und sie ist mehr als ein Einzelfall, sie ist nur ein weiteres Beispiel für die Blüten, die die Political Correctness des "Juste Milieu" im deutschen Bürgertum treibt.

Es gibt gute Gründe für Kritik an der AfD. Doch die Kritik und die Auseinandersetzung mit dieser Partei sollte über den Austausch von Argumenten erfolgen. Wer stattdessen Sprüche wie "Keine Toleranz den Intoleranten" im Mund führt, setzt sich selbst ins Unrecht und verhöhnt die Werte, die zu verteidigen er vorgibt. 

Dass hier die politische Debatte durch Moral ersetzt wird (oder was man dafür hält), ist nicht neu: Ähnlich war es schon bei "Unteilbar" und der Debatte um Chemnitz zu beobachten. Auch damals meinten die Verteidiger der Toleranz, ein Monopol auf die Wahrheit zu besitzen, und vertrugen keinen Widerspruch.

Wirklich neu und geradezu unappetitlich ist der Umstand, dass hier ein Kind die Konsequenzen für das Handeln seines Vaters erleiden muss. Kinder haften für ihre Eltern – so weit haben es die Verteidiger des vermeintlich Guten schon gebracht. Wann hatten wir das in Deutschland schon einmal?

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