Meinung

US-Botschaft in Georgien schmuggelt Erreger und gefrorenes Blut in ein Pentagon-Labor

Die Journalistin Diljana Gajtandschijewa konnte nachweisen, dass die US-Botschaft in Tiflis als Vermittler für das Biolabor des Pentagon in der Nähe fungiert. "Diplomaten" betätigen sich dabei als Schmuggler von verschiedenen Bakterien und Erregern.
US-Botschaft in Georgien schmuggelt Erreger und gefrorenes Blut in ein Pentagon-LaborQuelle: AFP © Jean-Pierre Clatot

von Zlatko Percinic

Das 2011 feierlich eröffnete Lugar Center, benannt nach dem ehemaligen US-Senator Richard Lugar, ist offiziell dem georgischen Nationalen Zentrum für Seuchenschutzkontrolle und Gesundheitswesen (NCDC) untergeordnet. Zur Aufgabe des Lugar Centers gehört nach Darstellung der georgischen Behörde, die Ausbildung und Forschung in Biosicherheit (Schutz vor gefährlichen biologischen Agenzien und Schutz vor kriminellem oder terroristischem Einsatz von biologischen Waffen) und Labormanagement.

Dem Vorwurf, es handele sich um eine geheime US-Einrichtung, stellte sich Richard Norland, US-Botschafter in Tiflis von 2012 bis 2015 und gegenwärtiger außenpolitischer Berater des Generalstabchefs der US Army, entschieden entgegen. Es handele sich um eine georgische Forschungseinrichtung, und es finde keine Forschung für ein biologisches Waffenprogramm statt, betonte er.

Auch der stellvertretende Gesundheitsminister Robert Kadlec machte auf Anfrage der bulgarischen Investigativjournalistin Diljana Gajtandschijewa während einer Konferenz zu biologischen Waffen im EU-Parlament in Brüssel klar, dass die USA mit biologischen Waffen nichts am Hut hätten:

Ich sage nur … (unverständlich/Anm.) und unbestreitbar, dass die Vereinigten Staaten kein militärisches biologisches Waffenprogramm haben. Punkt.

Gegenteilige Meinungen, insbesondere wenn es um das Lugar Center in Tiflis geht, werden als "russische Propaganda" abgetan. Insbesondere der Ableger des ehemaligen CIA-Senders Radio Free Europe/Radio Liberty, Echo Kawkasa (Echo des Kausakus), spielt in der Verbreitung des US-Narrativs eine gewichtige Rolle. Sie machen sich über die Vorwürfe lustig, es handele sich beim Lugar Center um eine geheime US-Forschungseinrichtung mit dem Ziel, Russland zu schädigen. Damit wolle Moskau die georgische Gesellschaft spalten, um "künftige mögliche Aktionen gegen Georgien rechtzufertigen", meint Politanalyst Giorgi Gobronidse.

Wie schon Richard Norland zuvor, erklärt auch Echo Kawkasa den Leserinnen und Lesern seiner Homepage, dass das Lugar Center seit 2013 unter den Zuständigkeitsbereich des georgischen Zentrums für Seuchenschutzkontrolle gestellt wurde und seit 2018 vollumfänglich durch Georgien finanziert wird.

Auch ein gewisser Joshua Bast wird in dem Artikel erwähnt, der als "Insektenforscher aus den USA" vorgestellt wird. Darin erklärt er, dass es in dieser Forschungseinrichtung "keine Keller und Geheimräume" gibt. Dass aber Joshua Bast eine weitaus größere Rolle spielt, als nur ein unschuldiger Wissenschaftler, wird vollkommen ausgelassen. Er ist Major des US Army Medical Research and Material Command und stellvertretender Leiter des US Army Medical Research Directorate-Georgia (USAMRD-G) in Tiflis und kam 2015 im Rahmen des Walter Reed Army Institute of Research (WRAIR) nach Georgien.

WRAIR unterhält als das größte biomedizinische Forschungszentrum des Pentagon eine eigene Abteilung im Lugar Center, das Walter Reeds Army Institute of Research Laboratory.

Als ihn Gajtandschijewa vor der Zufahrt des Lugar Center mit einigen Fragen konfrontierte, behauptete Major Bast, nicht im Lugar Center zu arbeiten. Stattdessen gab er vor, ein Diplomat der US-Botschaft in Tiflis zu sein. Überhaupt sammelten sich viele Fahrzeuge mit Kennzeichen der US-Botschaft auf dem Gelände der Forschungseinrichtung, wie Gajtandschijewa beobachten konnte. Weshalb aber der US-Militärangehörige über seine Arbeit ganz offensichtlich gelogen hatte, bleibt ein Rätsel.

Eine mögliche Antwort könnte sein, dass die USA mit Georgien ein Abkommen geschlossen haben, wonach US-Militärs und Zivilisten "Privilegien und Immunität äquivalent" zu Angehörigen einer Botschaft gemäß der Wiener Konvention für diplomatische Beziehungen erhalten sollen. Solche Abkommen hat Washington nicht nur mit Georgien vereinbart, sie gehören vielmehr zum Standardrepertoire der Vereinigten Staaten von Amerika.

In diesem Fall erschien es Major Joshua Bast offensichtlich als sicherer, sich als Diplomat auszugeben, als seine tatsächliche Arbeit in Georgien preiszugeben. Aber auch dann stellt sich die Frage nach dem Grund. Warum sollte jemand Zuflucht unter dem Mantel der diplomatischen Immunität suchen, wenn er ein einfacher Insektenforscher ist?

Dass Major Bast tatsächlich ein Entomologe ist und Insekten als Träger von verschiedenen Viren erforscht, ist unbestritten. Es gibt einige Veröffentlichungen seiner Untersuchungen in diversen Fachpublikationen, aus denen hervorgeht, womit sich der Wissenschaftler beschäftigt. Die offizielle Rolle des Lugar Center ist es, als "Referenzlabor" des georgischen Gesundheitswesens zu dienen, dafür wird es von der US-amerikanischen Defense Threat Reduction Agency (DTRA) unterstützt. Diese Organisation ist wiederum direkt dem Pentagon unterstellt und gilt als Kampfunterstützungsbehörde (Combat Support Agency) des US-Militärs, um die Truppen vor ABC-Waffen zu beschützen. Die DTRA beschreibt ihre Rolle wie folgt:

Unsere Verpflichtung gegenüber der Mission ist es, das Verteidigungsministerium und die US-Regierung vorbereitet sind auf Massenvernichtungswaffen und deren Bekämpfung (als auch) improvisierte Bedrohungen vorzubereiten und die nukleare Abschreckung zu gewährleisten.

Es geht also um klar militärische Ziele, die die DTRA verfolgt, und es wäre daher töricht anzunehmen, dass sie rein aus wohltätigen Zwecken ein millionenschweres Programm in Georgien unterhält, das bei Streitigkeiten zwischen Tiflis und Washington "keinem Gericht, Tribunal oder ähnlichen Justiz- oder Administrationsbehörden" unterliegt. Und wie die Dokumente belegen, die Dilijana Gajtandschijewa zugespielt wurden, wurde festgelegt, dass es sich "NICHT UM EIN INTERNATIONALES ABKOMMEN" handelt und deshalb internationales Recht im Streitfall nicht zur Anwendung kommen darf.

Vielleicht gibt im Lugar Center in der georgischen Hauptstadt Tiflis tatsächlich keine "Keller und Geheimräume", wie Major Joshua Bast dem Echo Kawkasa gesagt hat. Aber es ist eine Tatsache, dass es eine militärisch-biologische Abteilung in der Einrichtung gibt, die nicht in der offiziellen Beschreibung ausgewiesen ist. Laut dieser Darstellung soll die Einrichtung über "moderne BSL-2- und BSL-3-Labore" verfügen. Wobei BSL für "Biosafety Level" steht, also "Biologische Schutzstufe". Diese Stufen reichen von 1 bis 4, wobei 1 für Biostoffe steht, "bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie beim Menschen eine Krankheit hervorrufen", während Stufe 4 für "Biostoffe, die eine schwere Krankheit beim Menschen hervorrufen und eine ernste Gefahr für Beschäftigte darstellen; die Gefahr einer Verbreitung in der Bevölkerung ist unter Umständen groß; normalerweise ist eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung nicht möglich" (Definition gemäß deutscher Biostoffverordnung, die aber auch bei den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention nach der gleichen Kategorisierung verläuft).

Allerdings wurde nach Angaben der US-Armee in Georgien eine "Bewertung der Seroprävalenz und genetischen Vielfalt des Krim-Kongo hämorrhagischen Fiebervirus (CCHFV) und Hantaviren" durchgeführt, die aufgrund ihrer extrem hohen Ansteckungsgefahr nur in BSL-4 Laboren untersucht werden dürfen. Und solche Labore gibt es in Georgien offiziell nicht. Seit 2009 gab es 60 Fälle von Infektionen mit dem Krim-Kongo-Virus, davon allein 34 im Jahr 2014, und neun Menschen starben daran, wie aus einer E-Mail von Amiran Gamkrelidse, dem Direktor des Lugar Center, an Gesundheitsminister David Sergejenko hervorgeht.

In diesem Zusammenhang äußerte sich die Regierung von Südossetien am 12. September 2017 besorgt über den "Ausbruch von untypischen Pandemieerkrankungen bei Menschen und Tieren in Georgien, und die steigende Rate von Ausbrüchen von gefährlichen Pandemien in Südossetien". Was das genau für Pandemien sein sollen, wurde nicht näher erläutert. Gennadi Onischtschenko, ehemaliger Chef der russischen Hygieneinspektion, präzisierte diesen Vorfall und verwies auf den Ausbruch des von Stechmücken übertragenen Zika-Virus in der von Georgien abtrünnigen Republik Abchasien. Dieser Virus kommt normalerweise nur in tropischen und subtropischen Gebieten vor. Onischtschenko warf den USA vor, über das Lugar Center einen biologischen Krieg gegen Russland zu führen.

Dass dieser Vorwurf nicht gänzlich unbegründet sein könnte, davon sind zumindest Bewohner eines tschetschenischen Dorfes in der Nähe der russisch-georgischen Grenze überzeugt. Sie wollen beobachtet haben, wie Drohnen immer wieder ein unbekanntes weißes Pulver versprühen, das Rückstände hinterlässt. Passend dazu ist auch eine patentierte Erfindung unter dem Patent US8967029B1. Als "toxisches Moskito-Luftfreigabesystem" registriert, und der Erfinder macht keinen Hehl daraus, worum es bei dieser Erfindung geht: um ein biologisches Waffensystem, bei dem Moskitos transportiert und in der Luft mit einem Gift "gefüttert" werden können, um sie anschließend per Fernsteuerung am gewünschten Ort freizulassen.

Im Dugway Proving Ground der Armee im US-Bundesstaat Utah werden solche und andere Systeme getestet, um mit verschiedenen Trägersystemen biologische und chemische Kampfstoffe zu verbreiten.

Auch die Behauptung, dass das Lugar Center seit 2018 vollständig von der georgischen Regierung finanziert werde, erweist sich als nicht korrekt. In einer geleakten E-Mail Gamkrelidses an Sergejenko, die der bulgarischen Journalistin zugespielt wurde, wird diese Behauptung widerlegt. Die E-Mail vom 19. März 2018 enthielt eine Anlage des Walter Reed Army Institute of Research (WRAIR), aus der hervorgeht, dass das Pentagon die Mittel zur Einflussnahme an der Einrichtung nicht aus der Hand geben möchte.

Aus weiteren Dokumenten geht auch hervor, dass das Pentagon die US-Botschaft in Tiflis als Mittelsmann benutzt, um über die "diplomatische Ladung", die sich jeglicher Kontrolle von Zoll und Polizei entzieht, Bakterien und gefrorenes menschliches Blut nach Georgien zu liefern.

Journalisten wie Gajtandschijewa oder der Norweger Ragnar Skre, die in Georgien nach solchen Vorfällen recherchieren, mussten immer wieder die Erfahrung machen, dass man sie einzuschüchtern versucht. Bei Gajtandschijewa wurde die Türe ihrer Mietwohnung in Tiflis so versperrt, dass sich die Feuerwehr über den Balkon Zutritt verschaffen musste. Skre wurde ebenfalls in seiner Mietwohnung von maskierten Männern überfallen, die seine Fotokamera haben wollten. Akre sagte damals:

Selbst wenn die Herstellung biologischer Waffen nicht in Georgien beginnt, mag es die Regierung nicht, wenn Informationen über die Reserve von biologischen Bakterien im Land aufgedeckt werden.

Doch es geht um weit mehr als nur eine Reserve an biologischen Bakterien in Georgien, die in einem vom Pentagon ausgestatteten und zum Teil betriebenen Labor gehalten werden. Igor Giorgadse, ein ehemaliger Sicherheitsminister, behauptete kürzlich, dass er über 100.000 Dokumente verfüge, die belegen sollen, dass im Lugar Center in Tiflis "geheime Experimente an georgischen Bürgern" durchgeführt wurden. Und die US-Botschaft könnte mit ihren "diplomatischen Ladungen" ihren Teil dazu beigetragen haben.

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