Meinung

Militäroffensive, False Flag und Sabotage geplant - Erhöhte Wachsamkeit vor Fußball-WM in Russland

Im Vorfeld der Fußball-WM 2018 hatte es mehrfach Versuche westlicher Politiker gegeben, die FIFA dazu zu drängen, Russland das Turnier zu entziehen. Diese sind gescheitert. Nun wappnen sich russische Behörden für mögliche Provokationen während der WM.
Militäroffensive, False Flag und Sabotage geplant - Erhöhte Wachsamkeit vor Fußball-WM in RusslandQuelle: Sputnik

von Zlatko Percinic

Die Fußball-Weltmeisterschaft der FIFA ist nicht nur ein Megaspektakel und Milliardengeschäft, sondern auch ein internationales Prestigeobjekt. Hunderte Millionen Menschen verfolgen jeweils die Spiele zu Hause, in Vereinen, Gaststätten und Fanmeilen weltweit. Für die Besucher im Austragungsland ist das ganze Drumherum längst keine Nebensächlichkeit mehr, wenn es dies überhaupt je war, sondern genauso wichtig wie die Spiele selbst. Wenn sie nach dem Aus ihrer Mannschaften wieder in ihre Heimatländer zurückkehren, werden sie automatisch zu Werbeträgern des Gastlandes. Ob sie eine gute Zeit verbracht, gastfreundliche Menschen kennengelernt und sich sicher gefühlt haben, darüber werden sie überall berichten. Genauso, wenn nichts davon zutrifft: Reden werden sie so oder so.

Für das Gastland gilt es also, sich von seiner besten Seite zu zeigen und für die Sicherheit der Besucher zu sorgen. Für Russland, das Austragungsland der Fußball-Weltmeisterschaft in diesem Jahr, gilt das vielleicht noch mehr als für die anderen Länder. Kein Land, in dem eine Weltmeisterschaft stattfand, wurde in der jüngeren Vergangenheit so dämonisiert und delegitimiert wie Russland. Bereits vor drei Jahren schrieben US-amerikanische Senatoren an Sepp Blatter, den damaligen FIFA-Präsidenten, und forderten diesen auf, "Putins Regime" die Weltmeisterschaft zu entziehen. Man mag von der FIFA halten was man will, aber die Organisation ließ sich bis jetzt nicht vor den politischen Karren spannen und zum Spielball der Geopolitik machen.

Dass aber dennoch nichts unversucht bleiben würde, um Russland anzuschwärzen und auf diesem Weg das gleiche Resultat zu erzielen, konnte jedermann klar sein. So äußerte sich denn auch Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, im März 2017 darüber:

Nach einiger Zeit, einer sehr kurzen Zeit, werden wir sehr aktive Aktionen der westlichen Welt in diese Richtung sehen.

Gemeint war natürlich die zu erwartende Sabotage der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 durch westliche Länder und deren Handlanger in der Region. Man darf nicht vergessen, dass Russland ein riesiges Land ist und schon die Geschichte immer wieder gezeigt hat, dass westliche Regierungen willige Vollstrecker ihrer subversiven Handlungen in den Grenzregionen Russlands gefunden haben. Die CIA hatte dabei insbesondere den Kaukasus, die Ukraine und Sibirien als potenzielle Unruheherde für Moskau identifiziert.

Es scheint, als ob Frau Sacharowa recht behalten sollte. Man kann in der Tat "sehr aktive Aktionen der westlichen Welt in diese Richtung" beobachten, wie sie es nannte. Das gilt unter anderem für jene Länder, die schon das Sanktionsregime gegen Russland teilweise entgegen ihren eigenen nationalen Interessen aufrechterhalten, um die Reputation Moskaus zu (zer-)stören. In folgenden Bereichen äußert sich diese Absicht am offensichtlichsten:

Ukraine

Es ist kein Geheimnis, dass es in der Ukraine um alles Mögliche geht, nur am allerwenigsten um das, was vordergründig immer genannt wird: den ukrainischen Wunsch, in die EU und NATO zu kommen, territoriale Unversehrtheit oder Demokratie. Die Ukraine ist zu einem Kampfplatz zwischen West und Ost geworden, was das Land gespalten hat. Der Krieg im Donbass, dem "Herz von Russland", wie es schon vor einhundert Jahren genannt wurde, ist so heftig wie seit vielen Monaten nicht mehr.

Die ukrainischen Streitkräfte wurden seit 2014 durch die NATO ausgebildet und modernisiert und "Berater" der transatlantischen Allianz sitzen nicht nur neben Präsident Petro Poroschenko im präsidialen Palast, sondern auch an vorderster Front. Und wenn der US-Sondergesandte für die Ukraine, Kurt Volker, behauptet, dass "Russland eine 100-prozentige Kontrolle über die Streitkräfte in der Ostukraine hat", dann kann dieser irrwitzigen Aussage ebenso hinzugefügt werden, dass die US-geführte NATO "eine 100-prozentige Kontrolle über die Streitkräfte" westlich der Demarkationslinie in der Ostukraine hat. 

Entgegen allen Behauptungen aus Kreisen der NATO und westlichen Think Tanks gibt es keine russischen Truppen in den selbstausgerufenen Volksrepubliken von Donezk und Lugansk. Aber die Truppen im "Distrikt Süd" der russischen Streitkräfte wurden auf erhöhte Alarmbereitschaft gesetzt. Sollte die ukrainische Regierung tatsächlich eine richtige Offensive starten, wie manche Analysten und Politiker nicht nur in Russland glauben, dann wird diese wahrscheinlich so geplant sein, dass sie entweder kurz vor oder während der Weltmeisterschaft stattfindet.

Die Regierung in Moskau hat bereits angekündigt, dass man "für jegliche Entwicklung im Donbass gewappnet ist", ebenfalls mit Blick auf die WM. Spaß und Feierlaune für die mindestens 300.000 ausländischen Besucher, die allein in Rostow am Don erwartet werden, wären vermutlich sehr beeinträchtigt, wenn sie statt einer Party eine Stadt inmitten von Kriegsvorbereitungen antreffen würden. Denn niemand in Russland, und erst recht nicht in Rostow und Wolgograd (Stalingrad), hat vergessen, dass der Donbass den Nazis als Einfallstor für die "Operation Barbarossa" galt.

Anschläge unter falscher Flagge?

Eine beliebte und relativ einfache Möglichkeit für ausländische Geheimdienste ist es, Anschläge unter falscher Flagge gegen Personen oder Objekte durchzuführen, die als sogenannte "Kremlkritiker" gelten. Solche Anschläge können überall auf der Welt geschehen, man muss dann nur noch laut "Putin war's" schreien und schon wird diese "Nachricht" völlig kritiklos von westlichen Medien übernommen und verbreitet. Ein Paradebeispiel dafür ist der Fall Skripal, welcher rasend schnell ausgenutzt wurde, um ohne jegliche Beweise eine moderne Version der Hexenverbrennung gegen Russland anzufachen. Alles, was von Politikern und Regierungschefs der angeblichen Wertegemeinschaft ins Feld geführt wurde, entpuppte sich am Ende als Fata Morgana. Nowitschok, das tödlichste Nervengift, soll gegen Vater und Tochter Skripal zum Einsatz gekommen sein - und beide haben überlebt? Nur Russland kann angeblich Nowitschok herstellen, aber: Was ist mit den anderen Ländern, einschließlich Deutschland, die Proben und somit die Möglichkeit zur Reproduktion seit über zwanzig Jahren besitzen? Am Ende kam dann sogar heraus, dass die OPCW nicht einmal genau sagen kann, ob überhaupt Nowitschok verwendet wurde und als hätte es noch nicht genug an Pleiten, Pech und Pannen gegeben, musste die OPCW sogar ihre ersten Meldungen über die Menge der gefundenen Substanz revidieren. 

Angesichts dessen, dass westliche Regierungen diesen Fall benutzt haben, um Russland auf internationaler Bühne anzugreifen und zu diskreditieren, ohne überhaupt die Ergebnisse der Untersuchungen abzuwarten, darf man schon über die Motive dahinter spekulieren. Ein mögliches und durchaus plausibles Motiv ist die bevorstehende Fußball-WM in Russland, nebst weiteren geopolitischen Überlegungen. 

Terroranschläge

Während Anschläge unter falscher Flagge in erster Linie den Zweck verfolgen, die Schuld an einem solchen einem anderen Land in die Schuhe zu schieben, ist das Ziel bei Terroranschlägen in einem Land selbst die Verbreitung von Angst. Eine Bombe, ein Selbstmordattentäter, eine Messerattacke oder ein Angriff mit einem LKW sind bewährte Mittel von Terroristen, um Angst und Panik zu säen. Man muss jetzt kein Prophet sein, um die potenziellen Auswirkungen eines solchen Terroranschlags in einem der elf Austragungsorte ermessen zu können. Leider gibt es eine Vielzahl von Akteuren, die genau solche Anschläge angedroht haben. Diese reichen über Dschihadisten aus dem Nahen Osten, die aus Überzeugung handeln und in Russland das "Reich des Bösen" sehen, bis hin zu Islamisten aus den Kaukasusrepubliken, die ebenfalls aus Überzeugung für ihre politisch-religiösen Ziele töten würden. Und das Schlimme daran ist, dass - egal welcher Färbung potenzielle Terroristen angehören - sie genauso von ausländischen Geheimdiensten entweder in ihrer Absicht unterstützt oder sogar für deren eigene Zwecke rekrutiert werden könnten. 

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB führt deshalb schon seit Monaten Operationen gegen Extremisten in der Kaukasusrepublik Dagestan durch, die im Verdacht stehen, genau solche Anschläge in russischen Städten zu planen. Während die Behörden aus den Anschlägen in europäischen Städten ihre Lehren gezogen und Sicherheitsmaßnahmen entsprechend angepasst haben, bereitet ihnen die Bedrohung von oben aber noch große Sorgen: jene durch Drohnen. Bereits kleine handelsübliche Drohnen können zwei bis drei Kilogramm Sprengstoff TNT in ein Zielgebiet fliegen und dann über Zeitzünder oder per Funk zur Explosion gebracht werden, sagte der ehemalige Antiterror-Offizier Alexei Filatow in einem Interview. Aus diesem Grund werden bei allen zwölf Stadien militärische Störsender installiert, die jegliche Funkübertragung im Radius des Senders unterbrechen und diese potenzielle Gefahr durch Drohnen ausschalten können. Dadurch wird aber auch das Mobilfunknetz für die tausenden Besucher in und bei den Stadien beeinträchtigt, was normalerweise die Freude am Fußballspiel aber nicht stören sollte.

Hoffentlich wird nichts dergleichen passieren. Hoffentlich werden wir alle die Fußball-Weltmeisterschaft bei gutem Wetter und viel Spaß erleben, was für die hunderttausenden Besucher in Russland noch viel mehr gelten möge. 

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