
Was ist "The Unit" und warum ist es für die BRICS+ wichtig?

Von Pepe Escobar
Das Projekt "The Unit", das erstmals 2024 von Sputnik vorgestellt wurde, entwickelt sich zur vielversprechendsten Option, um die Kontrolle des US-Dollars über den Handel und die Investitionen weltweit zu durchbrechen.
In seinem gemeinsam mit dem renommierten Wirtschaftswissenschaftler Sergej Bodrunov verfassten Buch "Regulations of the Noonomía" (internationale Ausgabe, dieses Jahr erschienen bei Sandro Teti Editore in Rom) betont der bekannte russische Ökonom Sergei Glasjew die Notwendigkeit, "eine vollständige Umstellung auf nationale Währungen im gegenseitigen Handel und bei Investitionen sicherzustellen, sowohl innerhalb der Eurasischen Wirtschaftsunion und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten als auch darüber hinaus innerhalb der BRICS-Gruppe und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit; ebenso den Rückzug der gemeinsamen Entwicklungsinstitutionen aus der Dollarzone, die Entwicklung eigener unabhängiger Zahlungssysteme und Systeme für den Informationsaustausch zwischen Banken sicherzustellen".
Im Bereich der Finanzinnovationen ist The Unit im Vergleich zur aktuellen Struktur des internationalen Finanzsystems eine Klasse für sich.

The Unit ist im Wesentlichen ein Referenz- oder Index-Token; ein digitales monetäres Instrument nach der Stablecoin-Ära; vollständig dezentralisiert und mit einem Eigenwert, der an reale Vermögenswerte gebunden ist: Gold und souveräne Währungen. The Unit kann als Teil einer neuen digitalen Infrastruktur genutzt werden (was der größte Teil des Globalen Südens zu erreichen versucht) oder als Teil einer traditionellen Bankkonfiguration.
Was die Erfüllung traditioneller Funktionen als Währung angeht, ist The Unit die perfekte Lösung. Sie ist so konzipiert, dass sie ein sehr geeignetes Tauschmittel für grenzüberschreitenden Handel und Investitionen ist, ein grundlegender Pfeiler der Diversifizierung, die die Mitgliedsstaaten der BRICS+ aktiv anstreben.
The Unit sollte auch als unabhängiges und zuverlässiges Maß für Wert und Preise sowie als bessere Wertreserve als das treuhänderische Geld betrachtet werden. Sie ist akademisch validiert – auch von Glasjew selbst – und wird bestimmungsgemäß vom International Research Institute for Advanced Systems (IRIAS) verwaltet, das 1976 entsprechend der Satzung der Vereinten Nationen gegründet wurde.
Und was bei diesem nächsten Schritt entscheidend ist, ist, dass The Unit Anfang nächsten Jahres auf der Blockchain Cardano eingeführt wird, die die digitale Währung Ada verwendet. Ada hat eine faszinierende Geschichte: Sie verdankt ihren Namen Ada Lovelace, einer Mathematikerin im 19. Jahrhundert, der Tochter von Lord Byron und ersten Programmiererin von Rechnern der Geschichte.
Jeder kann Ada überall für einen sicheren Werttransfer nutzen; und, was sehr wichtig ist, ohne dass man einen Dritten bitten muss, beim Austausch zu vermitteln. Das bedeutet, dass jede Ada-Transaktion permanent geschützt und in der Cardano-Blockchain registriert ist. Das bedeutet auch, dass jeder Ada-Inhaber auch am Cardano-Netzwerk beteiligt ist.
Cardano ist seit zehn Jahren auf dem Markt und eine sehr beliebte Blockchain. Sie wird von bedeutenden Risikokapitalfirmen wie IOHK, Emurgo und der Cardano Foundation unterstützt. Im Kern ist Cardano wegen seiner geringen Kosten und Schnelligkeit eine ausgezeichnete Wahl für regelmäßige Zahlungen.
Willkommen bei The Unit
The Unit ist weder eine Kryptowährung noch eine Währung im traditionellen Sinn.
Eine knappe Definition von The Unit wäre: Sie ist eine widerstandsfähige Wertreserve, die zu 60 Prozent in Gold und zu 40 Prozent in diversifizierten BRICS+-Währungen verankert ist.
Die Hauptanziehungskraft für den Globalen Süden liegt darin, dass diese einzigartige Kombination Stabilität und Schutz vor der Inflation bietet, insbesondere in der derzeitigen globalen Finanzlandschaft, die von makroökonomischer Instabilität und allgemeiner Unsicherheit geprägt ist.
Indem Cardano verwendet wird, wird The Unit durch eine Kombination aus zentralisiertem und dezentralisiertem Austausch für alle sicher zugänglich sein.
Um in diesen neuen Markt einzutreten, können sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen The Unit direkt mit Fiat-Geld über regulierte Bankpartner erwerben. Dies schafft eine Brücke zwischen traditionellen Finanzsystemen und den aufstrebenden dezentralen Wirtschaftssystemen, fördert Liquidität, Zugänglichkeit und Zuverlässigkeit und öffnet die Tür für eine vollständige Einführung im Globalen Süden.
The Unit könnte sogar zu einer neuen Form von digitalem Bargeld für die aufstrebenden Volkswirtschaften werden.
Genau dem Weg folgend, den die BRICS-Staaten bereits vor dem richtungsweisenden Gipfeltreffen in Kasan im Jahr 2024 eingeschlagen haben, könnte The Unit die derzeit beste verfügbare Lösung für grenzüberschreitende Zahlungen sein: eine neue Form der internationalen Währung, die dezentral ausgegeben und anschließend auf nationaler Ebene anerkannt und reguliert wird.
Und das bringt uns zur wichtigsten konzeptionellen Stärke von The Unit: Sie beseitigt die direkte Abhängigkeit von der Währung anderer Nationen und bietet dem Globalen Süden beziehungsweise der globalen Mehrheit eine neue Form von apolitischem und zensurfreiem Geld.
Besser noch: apolitisches Geld mit enormem Potenzial, um fairen Handel und vielfältige Investitionen zu verankern.
Was der Globale Süden wirklich braucht
Ein sinnvoller nächster Schritt für The Unit wäre auch die Einrichtung eines Beirats, der weltweit anerkannte Persönlichkeiten wie Professor Michael Hudson, Jeffrey Sachs, Yanis Varoufakis und den Mitbegründer der BRICS-Entwicklungsbank, Paulo Nogueira Batista Jr. (hier zu sehen beim Global South Academic Forum in Shanghai), zusammenbringt.
Was die von den BRICS-Staaten vorangetriebene Entdollarisierung betrifft – die mit großer Geschicklichkeit durchgeführt wird, ohne dass dies ausdrücklich erklärt werden muss –, wird The Unit eine Schlüsselrolle spielen.
Es ist auch entscheidend, dass The Unit keine Kryptowährung ist. Die Giganten der Wall Street, speziell BlackRock, setzen stark auf die Kryptowährungen, ein äußerst instabiles System, das individuelle Inhaber zugunsten großer institutioneller Akteure ausschließt. So ist es zum Beispiel BlackRock, das den Bitcoin-Markt prägt.
Die US-Stablecoins sichern im Wesentlichen die Dominanz des US-Dollars und richten ihre Feuerkraft direkt gegen mögliche zukünftige von den BRICS+ angebotene digitale Währungen.
The Unit ist das genaue Gegenteil: Sie bietet ein zuverlässiges digitales Zahlungsmittel für die multipolare Welt, die sich zügig entwickelt. Sie stellt an sich eine Weiterentwicklung dar, da sie die treuhänderische und die Kryptowelt miteinander verbindet; und schließlich bildet sie eine solide Grundlage für die aufstrebende Post-Bretton-Woods-Wirtschaft.
Selbstverständlich sind die Herausforderungen, die vor uns liegen, enorm, und die üblichen Verdächtigen werden sich mit Zähnen und Klauen gegen The Unit wehren, da sie sie als ein neues Konzept betrachten, das dem Globalen Süden beziehungsweise der globalen Mehrheit finanzielle Widerstandsfähigkeit ohne Grenzen bietet.
Und hier könnte die entscheidende Schlussfolgerung liegen: Der einzige Weg, um die BRICS+ und die globale Mehrheit zu stärken, ist die Entwicklung immer engerer geoökonomischer und finanzieller Verbindungen. Das ist das Ziel von The Unit. Dazu ist es notwendig, die toxische Macht des westlichen Spekulationskapitals zugunsten eines verstärkten Rohstoffhandels innerhalb des Globalen Südens und zugunsten von mehr investierbarem Kapital für eine produktive und nachhaltige Entwicklung einzudämmen.
Das Potenzial ist unbegrenzt. The Unit könnte durchaus in der Lage sein, es freizusetzen. Selbst J.P. Morgan räumte ein, dass The Unit "möglicherweise der umfassendste Vorschlag zur Entdollarisierung ist, der im Bereich der grenzüberschreitenden Transaktionen für die BRICS+ existiert".
Und es gibt keinen anderen Plan auf der Welt, der vergleichbar effektiv ist.
Aus dem Spanischen übersetzt von Olga Espín
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