Meinung

Russland und Saudis driften vom US-Dollar und Euro hin zum Yuan

Russlands entfernt sich mehr und mehr von Euro und Dollar. Das jüngste Verbot des Handels mit Euro und US-Dollar an der russischen Börse markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Die Zukunft des russischen Handels liegt in China.
Russland und Saudis driften vom US-Dollar und Euro hin zum Yuan

von Szene isch Züri

Der russische Aktienmarkt sieht sich einem erheblichen Abschwung entgegen, da er am Donnerstag, dem 13. Juni, nach der Ankündigung erweiterter US-Sanktionen öffnet. Diese Sanktionen betreffen wichtige Finanzinstitutionen wie die Moskauer Börse, das National Clearing Center (NCC) und das National Settlement Depository (NSD). Infolgedessen wurde der Börsenhandel mit Dollar und Euro eingestellt, und die Zentralbank von Russland legt nun deren Wechselkurse auf Basis außerbörslicher (OTC) Transaktionen fest.

Der Börsenhandel mit Dollar und Euro wird bald eingestellt. Allerdings hat das OFAC (Office of Foreign Assets Control) eine Frist bis zum 13. August gesetzt, um alle Geschäfte und Positionen abzuwickeln. Das bedeutet, dass die Russen noch zwei Monate Zeit haben.

Wir haben lange in einer Situation gelebt, in der es in Russland keinen Börsenhandel mit Währungen gab. Und es scheint, dass wir wieder für eine gewisse Zeit so leben werden. Der Handel wird nicht an der Börse, sondern außerbörslich (OTC) stattfinden.

Wer in dieser Situation definitiv profitieren wird, sind die Banken. Ihre Einnahmen werden durch die Ausweitung der Spreads und die höheren Kommissionen bei außerbörslichen Geschäften steigen.

Es ist wahrscheinlich, dass mehrere Wechselkurse entstehen: der Kurs der Zentralbank, der Interbankenkurs, der Kurs für verschiedene Transaktionen, einschließlich Futures, sowie der Schwarzmarktkurs.

Die Frage ist nur, wie stark diese Kurse voneinander abweichen werden. Das wissen wir noch nicht, aber bald werden wir auch das herausfinden.

Währungsmarktdynamik:

Der Rubel erreichte am Dienstag Jahreshöchststände von 87,37 Rubel pro Dollar, 94,60 Rubel pro Euro und 12,09 Rubel pro Yuan. Aufgrund der Sanktionen wurde der Handel mit Dollar, Euro und Hongkong-Dollar an der Moskauer Börse ausgesetzt.

Die Haupt-Trading-Session für Währungen beginnt neu um 10.00 Uhr Moskauer Zeit. Zukünftig werden die Wechselkurse für Dollar und Euro, einschließlich Derivate, durch OTC-Transaktionen festgelegt und von der Zentralbank von Russland veröffentlicht. Der Yuan-Rubel-Wechselkurs wird nun als primärer Benchmark für Marktteilnehmer dienen.

Globale Währungshandelspraktiken:

Weltweit werden Währungen hauptsächlich außerbörslich (OTC) gehandelt, nicht an großen Börsen wie NYSE, Nasdaq, LSE und Deutsche Börse, die sich auf Indizes, Futures, Aktien und andere Finanzinstrumente konzentrieren.

In Russland fand der Währungshandel traditionell an der Moskauer Börse statt, im Gegensatz zum globalen Standard der OTC-Plattformen. Die Moskauer Interbank Currency Exchange (MICEX), die später zur Moskauer Börse wurde, monopolisiert den Währungshandelsmarkt im Land. Also kommt es jetzt zu einer sogenannten Befreiung.

Anpassung an neue Währungshandelspraktiken in Russland:

Russland hatte jedoch auch und unterhält immer noch außerbörsliche (OTC) Plattformen, die von großen Banken betrieben werden und große Währungslots zwischen Banken handeln. Trotz dessen dominierte die Moskauer Börse mit aggressiver Preisgestaltung und Monopolstellung auf Liquidität den gesamten Markt. Konnte Russland Währungen auch ohne Börse handeln? Absolut, und es gab Versuche, dies zu tun.

Was wird jetzt passieren?

Banken werden Währungspaare ohne die Börse handeln können, wie es weltweit gemacht wird. An dieser Umstellung ist nichts grundsätzlich problematisch. Heute könnte es anfangs zu Verwirrung, Unordnung und sogar Alarm aufgrund der Außergewöhnlichkeit kommen. Große und mittelgroße Banken sowie OTC-Plattformen werden jedoch voraussichtlich schnell adaptieren und die erforderliche Technologie bereitstellen. Sobald dies erreicht ist, wird der Handel zur gewohnten Routine zurückkehren. Der Hauptunterschied wird sein, dass die Moskauer Börse keine Kommissionen mehr vom Währungsmarkt erhebt.

Auswirkungen der Sanktionen auf den Markt:

Die Sanktionen haben weitreichende Auswirkungen über den Währungshandel hinaus. Sie betreffen verschiedene LNG-Transportbehälter und Projekte wie Nowateks "Arctic LNG 1", "Arctic LNG 3" und "Murmansk LNG" sowie Unternehmen wie Seligdar und Rusolovo. Zudem sind die Büros von Sberbank, VTB und mehreren anderen Banken in Peking und Hongkong betroffen. Die USA haben auch das Angebot von IT- und Cloud-Dienstleistungen an russische Unternehmen verboten und die Beschränkungen für den Verkauf von Halbleitern, Chips und anderen Waren an Russland ausgeweitet. Diese Maßnahmen könnten potenziell das Geschäft des neuen Emittenten "Element" unterstützen.

Ölmarkt und globale Stimmungen:

Das externe Umfeld ist am Donnerstagmorgen gemischt. Die Ölpreise fallen leicht nach dem Anstieg des Vortages, wobei Brent-Rohöl um 0,25 Prozent auf 82,31 US-Dollar pro Barrel und Light-Rohöl-Futures um 0,05 Prozent auf 78,22 US-Dollar pro Barrel fallen. 

Mit dem Auslaufen des Petrodollar-Abkommens aus dem Jahr 1974 und dessen heutiger Nichtverlängerung werden die Saudis wahrscheinlich alternative Währungsinstrumente für ihren Ölhandel erkunden, höchstwahrscheinlich den digitalen Yuan, da sie sich von US-Dollar-denominierten Schulden abwenden.

Anpassung an die neue Realität:

Mit der Markteröffnung wird eine signifikant negative Reaktion erwartet, hauptsächlich aufgrund der erweiterten US-Sanktionen, die die Währungstransaktionen und das Handelsvolumen der Moskauer Börse betreffen. Sobald der anfängliche Schock nachlässt, wird sich der Markt jedoch weiterhin an die neue Realität anpassen – ein Szenario, auf das sich die Regulierungsbehörden vorbereitet haben. Später in der Woche könnten weitere Nachrichten über zusätzliche Beschränkungen und das Schicksal eingefrorener russischer Vermögenswerte vom G7-Gipfel bekannt werden.

Warum Russlands Zukunft in China liegt, während es sich von Euro und Dollar entfernt:

Das jüngste Verbot des Handels mit Euro und US-Dollar an der russischen Börse bedeutet einen entscheidenden Schritt in Richtung wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Der Wechselkurs des Rubels gegenüber den Hauptwährungen wird durch das Angebot und die Nachfrage aus den Außenhandelsaktivitäten bestimmt und hängt nicht von der Handelsplattform ab, erklärte die Zentralbank. Der Wechselkurs bleibt einheitlich und marktorientiert, wobei sich nur der Datensatz für seine Berechnung ändert.

Der Börsenhandel mit Währungen ist für die Konvertierbarkeit der Landeswährung oder den freien Umlauf von Fremdwährungen nicht notwendig. Im Mai machte der Yuan 54 Prozent des Handelsvolumens an der Moskauer Börse aus und wurde somit zur Hauptwährung im Börsenhandel, so die Zentralbank. Der Wechselkurs des Yuan-Rubels wird die Richtung für alle anderen Währungen vorgeben.

Diese Veränderung unterstreicht, dass Russlands Zukunft im Handel mit China liegt. Obwohl das Verbot des Handels mit Euro und Dollar neue Herausforderungen mit sich bringt, ebnet es auch den Weg für eine stabilere und selbstständigere finanzielle Zukunft für Russland. Durch die Priorisierung der strategischen Partnerschaft mit China kann Russland eine stärkere und widerstandsfähigere Wirtschaft erwarten.

Methode zur Kursbildung wurde lange von der Zentralbank Russlands vorbereitet:

Anfangs wird das Handelsvolumen voraussichtlich zurückgehen. Doch dieser Rückgang dürfte nur von kurzer Dauer sein, da Währungen für Importgeschäfte weiterhin benötigt werden und Exporteure diese verkaufen müssen. Die Nachfrage wird die Märkte schnell stabilisieren.

Was den Kurs des Dollars und anderer Währungen betrifft, wird es in den ersten Tagen sicherlich zu Schwankungen kommen. Doch eine schnelle Stabilisierung ist wahrscheinlich, und die Kurse werden sich dem Niveau vor den Sanktionen annähern. Langfristig könnte sich der Rubel sogar etwas stärken, aber das bleibt abzuwarten.

Der Aktienmarkt wird nach der Eröffnung vermutlich einen Rückgang verzeichnen, getrieben durch emotionale Reaktionen der Marktteilnehmer. Langfristig wird sich der Markt jedoch stabilisieren und der Handel wird wie gewohnt weitergehen.

Futures und der Derivatemarkt sind im Wesentlichen Rubel-Instrumente. Die Preisbildung wird volatiler und weniger vorhersehbar sein, besonders dort, wo Währungen eine Rolle spielen. Der Dollarkurs im Future-Handel könnte für viele als Indikator dienen, sofern der Regulator nicht eingreift.

Insgesamt wird sich nur der Mechanismus der Preisbildung ändern. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Handel mit Futures entwickelt, insbesondere bei solchen, die eine Währungskomponente in der Preisberechnung haben. Die Marktteilnehmer werden sich schnell anpassen müssen.

Es gibt noch viele offene Fragen, doch eines ist sicher: Die meisten Probleme werden gelöst werden. Wichtig ist, keine übereilten und emotionalen Entscheidungen zu treffen und die Entwicklungen genau zu beobachten.

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