"Wie denn, keine Nazis?" Zur Auszeichnung des SS-Manns Jaroslaw Hunka in der Ukraine
Von Dmitri Petrowski
Es war sicherlich eine glänzende Idee, Jaroslaw Hunka eine Auszeichnung zu verleihen. Gerade als es so aussah, dass es nicht besser werden könnte, schafften es die Ukrainer doch noch. Talentiert sind sie.
Ich erinnere daran, dass Jaroslaw Hunka ebenjener Nazi-Opa war, der als "Kämpfer für die Unabhängigkeit der Ukraine" im kanadischen Parlament mit stürmischem Beifall begrüßt wurde. Der anschließende Skandal war so groß, dass Ministerpräsident Justin Trudeau sich entschuldigen, und der Parlamentssprecher zurücktreten musste. Selenskij, der ebenfalls anwesend war und zusammen mit allen den Nazi-Opa bejubelte, entschuldigte sich natürlich nicht – obwohl er von allen am besten verstand, was da vor sich ging.
Nach dem Skandal gab Hunka zunächst noch gerne Interviews, in denen er Selenskij einen "würdigen Fortsetzer der Sache" – anscheinend, der Sache der SS – nannte, hielt sich aber später auf Anraten der Verwandten zurück. Russland forderte Hunkas Auslieferung und erhielt natürlich eine Absage. Immerhin wurde das Denkmal an die Veteranen der SS-Division "Galizien" an einem privaten ukrainischen Friedhof im kanadischen Oakville abgerissen, obwohl man sich das zuvor nicht getraut hatte.
Kanada begann Schadensbegrenzung zu betreiben und brachte den Skandal mit Mühe und Not zum Erlöschen. Schließlich will man ja nicht weltweit in den Ruf kommen, Nazis zu verstecken – zumal es auch tatsächlich so ist.
Doch die Ukraine beschloss, den Verbündeten den Rest zu geben. Mit seiner Anordnung Nr. 22 vom 6. Februar 2024 zeichnete der Gebietsrat von Ternopil den geflohenen Nazi mit dem Jaroslaw-Stezko-Ehrenabzeichen "Für Verdienste um die Region Ternopil" aus. Stezko war Stepan Banderas Nachfolger auf dem Führungsposten der Organisation Ukrainischer Nationalisten. Im Jahr 1941 schrieb er direkt nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion einen begeisterten Brief an Hitler und wünschte diesem "einen baldigen Sieg".
Merken Sie, wie es buchstäblich jedes Mal passiert? Immer, wenn die "zivilisierte Welt" versucht, zu beweisen, dass es "keine Nazis in der Ukraine" gebe und sie "für Demokratie und unsere Zukunft" kämpfe, kommt wieder jemand, der den Arm zum Hitlergruß ausstreckt und regelrecht schreit: "Ich muss doch wohl bitten! Wie denn, keine Nazis? Was ist mit mir? Was ist mit uns? Was ist mit unserem Führer Bandera?"
Und wieder einmal muss die "zivilisierte Welt", die wie komplette Idioten dasteht, sich dringend etwas einfallen lassen. Bis zum nächsten Mal.
Übersetzt aus dem Russischen.
Dmitri Petrowski, Jahrgang 1983, ist ein russischer Roman- und Drehbuchautor sowie Publizist. Er studierte deutsche Philologie in Sankt Petersburg und Berlin, wo er ab dem Jahr 2002 lebte. Im Jahr 2018 kehrte er nach Russland zurück. Er arbeitete bei den Zeitungen Russkaja Germanija und Russki Berlin sowie als Programmdirektor bei einem Berliner russischsprachigen Radiosender und ist Kolumnist bei RT und Life.ru.
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