Lesermeinung: Über den Fluch des Komparativs – gerade beim Lügen
Eine Lesermeinung von Tierts Rediwmi
Während Banderas Gefolgsleute propagandistisch abheben, blamiert sich die EU-Journaille mit substanzlosen Diffamierungen der Präsidentschaftswahlen in Russland. Dantons Ausruf "Die raue Wahrheit!" weist uns den Weg: nicht nur, Angenehmem zu misstrauen, auch allzu Nützliches entpuppt sich oft als Fälschung.
Typisch faschistisch: eine aggressive Propaganda. Nazis steigern sie durch Persistenz und Perfidie, jedes Ethos, jede Rücksichtnahme niederreißend. Doch die Welle steigt, bis sie bricht. Wer, der eigenen Propaganda verfallend, immer dicker auftragen muss, um im aufgehetzten Publikum Stürme der Entrüstung entfachen zu können, gleitet ab ins Absurde. Wie jene SBU-Meldung, die vor einigen Monaten beflissen darauf hinwies, dass russische Soldaten nicht nur Frauen und Kinder vergewaltigen, nein, auch Männer würden zu Opfern der Supervirilität von Orks, übertroffen nur von der exorbitanten Freizeit der Soldaten.
Denn: Orgien brauchen Zeit. Und Gelegenheit. Und Mittel. (Viagra? Oder sind die Orks gar schwul? Egal: Die sind pervers. So what!) Welch ekelhafte Auswüchse dieser "Fluch des Komparativs" annehmen kann (ein Begriff des Goebbels-Analysten Victor Klemperer), zeigte die Aufschrift "Sa Djeti" auf der Granathülle im Bahnhof von Kramatorsk. Eine Granate "für die Kinder", klar, sind Russen doch dafür bekannt, wie sehr sie Kinder hassen – in der kranken Vorstellung brutaler Ukro-Nazis.
Es gibt Kipppunkte, die anzeigen, dass das Pendel bald zurückschwingt. Für etliche Bildungsbürger, insbesondere der "Babyboomer"-Generation (vor allem in Ostdeutschland), führte dieser Horror-Hoax zu einem Moment des Erwachens. Als dann die Rede von massenhaft entführten Kindern war, die Russland seltsamerweise problemlos verlassen konnten, wussten viele: Das muss ein Fake sein. Primitive Propaganda setzt ein Lieschen-Müller-Denken voraus und zielt auf dieses ab – was viele empört. Man fühlt sich gekört.
Ein außenpolitisches Narrativ, dessen unterkomplexen Muster nur schlichte Naturen befriedigen kann, das die Kriegsgefahr steigert und die eigene Volkswirtschaft ruiniert, löst sich auf; es verfault geradezu: braun und stinkend, protofaschistisch. RT wird da zum Strohhalm, um Luft zu holen tief im Schlamm. Die vorbehaltlose Unterstützung der Faschisten in Kiew und die manichäisch-dümmlichen Anwürfe gegen Moskau zeigen, wie korrumpiert die EU-Journaille mittlerweile ist.
Carte blanche für Ukro-Nazis, dies bleibt nicht ohne Folgen: Berauscht von der eigenen Flatulenz kann dem SBU kein Hautgout deftig genug sein, alle vom Untermenschentum der brutal-verschlagenen Moskowiter zu überzeugen. Zuvörderst die eigenen Bürger, die in Scharen der Armee zuströmen sollen. Vor allem im Süden und Osten der Ukraine, wo Halb-Orks noch immer Russisch sprechen.
Müssen die ihre Treue nicht erst noch beweisen? In Schützengräben! Die ZIPSOs [Anm.d.Red. ЦИПСО: Hauptnachrichtendirektion des Verteidigungsministeriums der Ukraine] glauben sich auch deshalb alles herausnehmen zu können, weil die CIPsO* –die Spezialisten des MI6 vom *Center for [Des]Information and Psychological Operations – nach Putins Rede auf der Münchner Verunsicherungskonferenz im Februar 2007 begannen, einen gewählten Präsidenten als Terror-Fürsten und Kleptokraten-Kaiser zu verleumden.
Mit Erfolg. Heute glauben mehr als 60 Prozent der Westdeutschen und immerhin 40 Prozent der "Mitteldeutschen" den Rufmord-Kampagnen: Putin sei ein bösartiger Macho, dessen imperialer Hang ihm keine andere Wahl lasse, als mit immer waghalsigeren Aktionen den Weltfrieden zu bedrohen. Nach rationalen Gründen braucht da keiner mehr zu fragen. Schon schließt sich eine Meinungsblase, erstarrt der Friedenswunsch zur Phrase. Ausgestattet mit enormen finanziellen Mitteln sorgen der MI6 und transatlantische Thinktanks dafür, dass Klischees und Vorurteile jede rationale Analyse russischen Handelns blockieren. Auf dass nicht ein Hauch von Verstehen (gar Verständnis!) die Bürger erleuchte.
Und sie haben leichtes Spiel, denn allmählich übernimmt eine Hollywood- und Rap-durchformte Generation die Macht in Deutschland. Viele Fortysomethings dimmen gern ihr Denken, geht's um Transatlantik-Treue. Sie erliegen einem Pro-US-Bias, der großzügig darüber hinwegsieht, wie viel Blut an den Händen (nicht nur) von Biden und Obama klebt.
So mag es nicht verwundern, erschrecken aber schon, dass von sympathischen Leuten hirnrissige Pseudo-Argumente ohne selbstdenkerischen Würgereflex einfach geschluckt werden. Samt Schuss ins eigene Knie. Die Folgen sind gravierend: Neben juristischen Repressalien greift eine Deindustrialisierung um sich, die die finanziellen Spielräume auf Bundes- wie auf Länderebene stark einschränken wird – bei ohnehin maroder Infrastruktur. Absurde Aufrüstungsprojekte tun ein Übriges. Schilda lebt! Und Gäa bebt.
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