Meinung

"How Dare You?" ‒ Das Fridays-for-Future-Dilemma mit der Palästina-Solidarität

Der Israel-Gaza-Konflikt entzweit die Gesellschaft, angefeuert durch medial-politisch eingeforderte Sympathiebekundungen. In Deutschland gilt nur die Israel-Solidarität als konform, genehm und geduldet. Eine mittlerweile geschasste FFF-Sprecherin wie auch Medienikone Greta verscherzen es sich nun.
"How Dare You?" ‒ Das Fridays-for-Future-Dilemma mit der Palästina-Solidarität© Screenshot: X/GretaT

Von Bernhard Loyen

"Fridays for Future" (FFF) ist eine globale Bewegung, die sich theoretisch und aktivistisch mit dem Thema Klimaschutz beschäftigt. Sie wurde vermeintlich spontan im August 2018 in Schweden von der damals 15-jährigen Greta Thunberg ins Leben gerufen. Im Dezember desselben Jahres traf Greta dann rein zufällig im polnischen Kattowitz bei einer Klimakonferenz die deutsche FFF-Ikone Luisa Neubauer ‒ so im Februar 2019 gegenüber der Süddeutschen Zeitung dargestellt von der frisch mit dem "Ökumenischen Predigtpreis" gekürten Neubauer. Seitdem sind diese beiden Personen medial unantastbar, nicht kritisierbar und für Höheres bestimmt. So wurde Greta bereits zweimal für den Friedensnobelpreis nominiert.

Nun erfolgte aber ein noch nicht abschließend geklärter, möglicherweise folgenschwerer Strategiefehler im politischen Dasein der Greta Thunberg. Sie solidarisiert sich in einem X-Posting mit der falschen, vor allem "bösen und dunklen" Seite ‒ den Palästinensern. So heißt es flapsig und routiniert in das reisekompatible iPad ‒ eine reine Mutmaßung ‒ geschrieben:

"Woche 270. Heute streiken wir in Solidarität mit Palästina und Gaza. Die Welt muss ihre Stimme erheben und einen sofortigen Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten fordern."

Greta, "how dare you", da fehlen mindestens ein, wenn nicht vier Wörter. Die wären laut medial-politischer Vorgaben Israel (Ultra-Solidarität), Barbaren (Hamas), Verständnis (für israelische Bombardierungen) und natürlich (unterstützender) Terror (seitens der "Hamas-Sympathisanten" in Gaza). Ja, das Agieren der Hamas-Sympathisanten am Wochenende des 7. Oktober war menschenverachtend. Das der israelischen Armee ab dem 9. Oktober ist nun weniger menschenverachtend, nachvollziehbar, etwas anderes, ein Äpfel-und-Birnen-Vergleich? Die Stimmung im Lande und in der westlichen Welt untersagt dabei eine eigene Meinung. Der berüchtigte Diskursraum ist erneut mal wieder bis auf Weiteres abgeschlossen. Konträre, wie auch provokative Stellungnahmen zu Israel sind nicht nur nicht erwünscht, sondern vollends verboten, werden umgehend abgestraft.

So jüngst geschehen bei der FFF-Aktivistin Elisa Bas. Diese reagierte als 22-jährig junge und dabei politisch doch eher ungestüm auftretende Sprecherin der Bewegung auf eine Äußerung von Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Dieser hatte offiziell in einem Gastbeitrag für die Bild-Zeitung mitgeteilt:

"Die Barbaren sind unter uns. Ja, wer die blutrünstige Barbarei des Hamas-Terrors auf deutschen Straßen feiert, der ist nichts Anderes [...] Radikale Fanatiker treiben ihr dunkles Spiel. Sie sind das Problem. Die Masse folgt – Judenhass ist in einigen arabischen Milieus Mainstream unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen [...] Es muss sich etwas tun."

Bas reagierte privat, nicht über FFF-Portale, und äußerte ihre persönliche Wahrnehmung zum Konflikt und Schusters Formulierungen:

"In Deutschland herrscht eine Pogromstimmung gegen Palästinenser, und Schuster heizt sie an."

Beides bewusst forcierte und provokative Wortmeldungen, jedoch bezogen auf die medial-politische Einheitsfront im Land nur in einem Falle umgehend zu kritisieren, zu korrigieren, zu entfernen und zu Reaktionen veranlassend. Wenig überraschend wurde Frau Bas abgestempelt und bestraft. Warum auch beide zu Lanz oder Maischberger einladen und miteinander diskutieren lassen, wenn die einseitige Abstrafung schnell und unkompliziert eingefordert und umgesetzt werden kann. 

Beide Standpunkte, auch der von Josef Schuster, sind diskutabel und in der Wortwahl "ungeschickt", wenn nicht unangebracht, vor allem schlicht um eins bemüht, der bewussten Provokation zugunsten der eigenen Sache. 

Eine Marlene Schöneberger, Grünen-Mitglied des Bundestags, sprach laut Bild-Artikel umgehend von "Täter-Opfer-Umkehr", natürlich bezogen auf die Argumentation von Elisa Bas. Ein X-Posting der Botschaft des Staates Israel in Deutschland forderte von der FFF-Geschäftsleitung: "Dieser Vorfall muss [sic!] Konsequenzen haben. Ihr gefährdet (mal wieder) Jüdinnen und Juden in Deutschland, in einer Zeit, in der ihnen ohnehin schon viele nach dem Leben trachten wollen." FFF reagierte wie erwünscht, also eingefordert, anstatt zur inhaltlichen Diskussion zu laden. 

Am 17. Oktober teilte die FFF-Pressestelle daher in einer E-Mail an Medienvertreter mit:

"Die auf ihren [Bas] privaten Accounts geteilten Aussagen stehen nicht für die Organisation. Wir leben in einer strukturell antisemitischen Gesellschaft, dabei stehen alle gesellschaftlichen Akteure in großer Verantwortung."

Weiter betonte die Pressemitteilung, dass FFF den Terrorangriff der Hamas auf Israel "aufs Schärfste" verurteile und dass FFF Deutschland sich immer wieder "klar und unmissverständlich" gegen jeden Antisemitismus positioniere. Elisa Bas ist ordnungsgemäß von ihrer Position als Sprecherin zurückgetreten. Ihre Accounts in den sozialen Medien hat sie laut Darstellungen offline genommen und gilt als abgetaucht. Salopper formuliert: "Alles klar auf der Luisa-Doria, Mission 'geraderücken' vollzogen."

Luisa Neubauer, die junge Profi-Strategin schweigt (noch) zu den jüngsten nervigen Vorfällen in ihrem engsten FFF-Umfeld. Es wird nun etwas realsatirisch. Ein X-Posting eines Holger Michel vom 12. Oktober, Vorstandsmitglied bei "AMCHA ISRAEL", einer "einzigartigen Organisation von Holocaust-Überlebenden für Holocaust-Überlebende", lautet:

"Wenn die Hamas zu Gewalt gegen Jüdinnen & Juden in Deutschland aufruft, müssen wir handeln."

Luisa Neubauer antwortet professionell gewitzt, weil anscheinend kein eigenes Statement auf die Schnelle parat, mit dem X-Posting: "Sagt es weiter!". Warum auch angreifbar positionieren, wenn man es bequemer haben kann. Bei Betrachtung des X-Profils von Holger Michel kann man folgende beeindruckende "Anekdote" lesen:

"Vorstand bei AMCHA & Freiwillige Helfen; unterwegs für Geflüchtete und gegen Antisemitismus, Slava Ukraini"

Ob Frau Neubauer oder Greta da einen inhaltlichen Widerspruch erkennen können, ist fraglich, beziehungsweise erübrigt sich die Frage bezogen auf das Thema Solidarität, Krieg und Luisa Neubauer. So teilte diese im März 2023 wörtlich bei einer Rede mit:

"In Berlin entscheiden wir uns heute, [...] echte Haltung zu zeigen, echte Solidarität zu beweisen, heute entscheiden wir uns [...] für ein echtes Ja zur Ukraine und zu allen Menschen, die dort, hier und überall unter Putin leiden müssen, wir entscheiden  für einen Frieden, der was meint, der was wert ist, und von dem wir wissen, dass er einen Preis hat und wir sind auch hier, weil wir wissen, dass wir bereit sind, ihn zu zahlen."

Und wie schaut es mit den jüngsten Bombardierungen seitens Israel Richtung Gaza aus, Frau Neubauer? Frau Bas glänzte der Vollständigkeit halber auch mit weiteren provozierenden Standpunkten, so geschehen bei den im Januar 2023 seitens FFF mit organisierten Massenprotesten im Bergbaudorf Lützerath. Bas teilte vor Ort mit:

"Und so lange diese Unterdrückungsstrukturen existieren, ist es normalisiert, zu marginalisieren. Und die Abschaffung der weißen Vorherrschaft ist deshalb für alle von Vorteil." 

Bas ist auch Protagonistin der SWR-Reihe Migratöchter, sie ist jung und wütend, sucht festen politischen Boden im deutschen Dasein. Sie orientiert sich vorerst an ihren Migrationswurzeln. Das durfte sie auch vollkommen ungestört bis zum Israel-Gaza Konflikt tun. Ohne Konsequenzen hinsichtlich gewagter Formulierungen. Nun ist sie auf einmal falsch abgebogen, Richtung Gaza. Luisa Neubauer diskutiert wahrscheinlich mit ihrem Lebensgefährten und ARD-Angestelltenfreund Klamroth, wie man sich zukünftig strategisch, dabei klimafreundlich, am besten wegduckt und abtaucht... und Greta? 

Die wurde nonchalant vor zwei Tagen publicitymäßig mal wieder in London festgenommen, wird weiter durch die Welt jetten und je nach Tageslaune und individuellem Wunsch weltweiter WG-Partner Pappschilder kichernd bemalen, um sie dann todernst und glaubwürdig in die Kamera zu halten. Das "easy living" wurde ja im Jahre 2020 vorerst gesichert, als sie die mit einer Million Dollar dotierte Auszeichnung der portugiesischen Gulbenkian-Stiftung erhielt. Für "ihren Kampf gegen die Erderwärmung und die Umweltzerstörung". Gemäß dem Motto: "Don't worry, be happy".

Die nächsten Tage werden trotzdem unruhig für sie, die Bild-Zeitung titelte bereits enttäuscht und schockiert: "Klima-Greta teilt Israel-Hass-Aufruf". Die dem Springer-Verlag zugehörige Welt-Zeitung entlarvte die auf dem X-Posting im Bild befindliche Krake zudem schon einmal "historisch gesehen" als ein eindeutiges "antisemitisches Symbol".

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