"Kampf für die Freiheit": Wie eine US-Universität ukrainische Neonazis weißwäscht
Von Rachel Marsden
Ein Flugblatt titelte kürzlich: "Der fortwährende Kampf für die Freiheit. Die Verteidiger von Mariupol kehren nach Stanford zurück." Damit wurde eine Veranstaltung auf dem Campus der kalifornischen Universität angekündigt. An dieser Veranstaltung vom 29. Juni, die von der Abteilung für slawische Sprachen ausgerichtet und von der ukrainischen Studentenvereinigung in Stanford organisiert wurde, nahmen ein Kommandeur und die Ehefrauen von zwei weiteren Mitgliedern des Asow-Bataillons teil.
Redner, die an der Stanford-Universität als kontrovers gelten, sehen sich regelmäßig mit erheblichen Störungen ihrer Auftritte konfrontiert, aber irgendwie bekamen die Asow-Abgesandten eine Freikarte. Man könnte meinen, ein Blick auf die Logos am unteren Rand des Flyers, hätten bei der prestigeträchtigen amerikanischen Universität für Aufsehen sorgen müssen, und sei es nur, weil das Abzeichen des Asow-Bataillons ihren Hintergrund als Neonazis deutlich macht.
Offiziere der kanadischen Streitkräfte, die schon Jahre vor dem aktuellen Konflikt mit Russland an der Ausbildung und Ausrüstung der Kämpfer von Asow beteiligt waren, äußerten ihre Besorgnis über gewisse Tätowierungen, die sie bei ihren ukrainischen Auszubildenden gesehen hatten. Doch anstatt sich langsam aus dem Raum zurückzuziehen, machte der Westen weiter und hoffte, dass die Unterstützung von Neonazis nicht die Aufmerksamkeit der Presse erregen würde, wie der Ottawa Citizen berichtete. Das kanadische Militär war vor allem besorgt darüber, dass Fotos von Ausbildern zusammen mit den Kämpfern von Asow an die Öffentlichkeit gelangen könnten. Aber anscheinend sah der Stanford-Abgänger und Autor des berüchtigten Buches "Das Ende der Geschichte", Francis Fukuyama, kein solches Problem und erschien für ein Foto, das später von einer der Ehefrauen der Asow-Kämpfer online gestellt wurde.
Man muss sich wirklich fragen, was hier eigentlich los ist, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Studenten in Stanford dafür bekannt sind, sogar gegen Veranstaltungen auf dem Campus zu protestieren, an denen gemäßigte Rechtskonservative teilnehmen. Der vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump ernannte Richter des fünften Berufungsgerichts der USA, Kyle Duncan, wurde Anfang des Jahres von Studenten heftig in die Zange genommen, als er seine Positionen zu den Bürgerrechten darlegen wollte. Der stellvertretende Dekan und Beauftragte für Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion ging umgehend auf die Bedenken der Studenten ein, fand dies aber beim Besuch der Asow-Fürsprecher offenbar nicht nötig.
Die Vereinigung studentischer Republikaner in Stanford, konnte nicht einmal eine grundlegende Finanzierung für den Besuch und eine Rede von Trumps ehemaligem Vizepräsidenten Mike Pence bekommen, während der Studentenrat der Universität eine Veranstaltung mit dem konservativen politischen Kommentator Matt Walsh verurteilte und auf "eine unsichere Umgebung auf dem Campus"verwies, die durch seine bloße Anwesenheit entstehen könnte.
Es kommt häufig vor, dass Elite-Unis in den USA Auftritte konservativer Redner unter Berufung auf Sicherheitsbedenken absagen. Bei Asow ist jedoch nichts dergleichen passiert, obwohl die Ideologie dieser Organisation weitaus radikaler ist, als die aller bisherigen rechtskonservativen Campus-Redner. In einem Artikel des TIME-Magazins aus dem Jahr 2021, der Bataillon Asow als "Miliz der weißen Vorherrschaft" beschreibt, wurde detailliert dargelegt, wie die Organisation soziale Netzwerke nutzte, um "neue Mitglieder zu radikalisieren und auszubilden". Das Titelbild des Artikels zeigt ein Foto mit Mitgliedern in Kampfmontur mit der Bildlegende: "Rekrutenausbildung im August 2019 beim militärischen Flügel der rechtsextremen Bewegung Asow in der Ukraine, die weiße Rassisten aus der ganzen Welt inspiriert hat."
Noch beunruhigender ist, dass das Zentrum für Internationale Sicherheit und Kooperation der Universität Stanford – bei dem Fukuyama als Stipendiat tätig war – Asow unverhohlen als "ein rechtsextremes nationalistisches Netzwerk militärischer, paramilitärischer und politischer Organisationen mit Sitz in der Ukraine" beschreibt. In diesem Stanford-Dossier heißt es beispielsweise:
"Während der Schlacht um Mariupol machte die Gruppe durch ihre neonazistische Ikonographie auf dem Schlachtfeld auf sich aufmerksam, insbesondere durch das Wappen und das Abzeichen des Bataillons, das eine Wolfsangel vor dem Hintergrund einer schwarzen Sonne darstellt. Die Wolfsangel ist ein historisches Symbol der Unabhängigkeit, das später von der Deutschen NSDAP adaptiert wurde."
Vermutlich sind alle Menschen, die dieses Abzeichen nicht als ein Symbol der Freiheit und als offensichtliche Assoziation zu den Nazis sehen, einfach nur ignorante Zeitgenossen, nicht wahr?
All dies beweist lediglich, dass Extremisten vom Establishment leicht und bequem in "Freiheitskämpfer" umfirmiert werden können, sobald sie sich als nützlich erweisen, um gegen einen geopolitischen Feind eingesetzt zu werden. Es ist dieselbe Art von Schönfärberei, mit der sich die Mainstream-Medien seit Beginn des Ukraine-Konflikts befassen.
"Ein rechtsextremes Bataillon spielt eine Schlüsselrolle im Widerstand der Ukraine. Deren neonazistischer Hintergrund wurde von Putin ausgeschlachtet", lautete eine Schlagzeile von CNN im März 2022. Aber ja doch, noch mehr Gerede über "Widerstandskämpfer" und ihre Drangsalierung durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der in einer Zeit, in der der Westen hofft, dass jeder es so schnell wie möglich vergisst, immer wieder auf den neonazistischen Hintergrund von Asow hinweist. Vielleicht liegt es nur daran, dass dieser Neonazismus einem großen Teil von Putins Rechtfertigung für seine Sonderoperation in der Ukraine tatsächlich Glaubwürdigkeit verleiht: der Entnazifizierung. Zu den weiteren Zielen gehören die Neutralisierung aller westlichen Waffen an den russischen Grenzen und der Schutz der Zivilbevölkerung in den ehemaligen Ostgebieten der Ukraine vor ständiger Aggression aus Kiew seit 2014.
Stanford gibt sogar zu, dass der erste bekannte gewalttätige Angriff des Asow-Bataillons auf April 2014 datiert werden kann, als es zu Zusammenstößen mit von Russland unterstützten Separatisten in Donezk kam". Vielleicht handelte es sich bei diesen "Separatisten" um Menschen, die versuchten, sich vor der Art ethnischer Säuberung zu schützen, die der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij nun zufällig im Rahmen seiner offiziellen Politik durchführt, indem er die russische Kultur und Religion offen und systematisch von der Landkarte des Landes löscht. Hat das überhaupt jemand in Stanford angesprochen?
Sehen Sie, es ist sicherlich die Aufgabe der Universitäten, Debatten und Diskussionen anzuregen. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mit einem verurteilten Mörder in eine hitzige Auseinandersetzung geriet, der während eines Kurses für Hochschulabsolventen über Kriminologie, als Fallbeispiel herangezogen wurde. Aber das scheint hier bei Asow nicht der Fall gewesen zu sein.
Stattdessen scheint eine Imagekorrektur im Gange zu sein, mit der ein Großteil der unbequemen Realitäten der Ideologie und der Geschichte dieser Organisation ausgeblendet oder minimiert werden soll. Wenn Stanford oder andere Universitäten wirklich daran interessiert wären, der freien Meinungsäußerung im Streben nach der Wahrheit gerecht zu werden, hätte man zumindest alles dafür tun müssen, um zum Bataillon Asow eine widersprüchliche Debatte zu ermöglichen, anstatt die Geschichte für politische Propagandazwecke im Dienste des Establishments umzuschreiben.
Aus dem Englischen.
Rachel Marsden ist eine Kolumnistin, politische Strategin und Moderatorin eines unabhängig produzierten französischsprachigen Programms, das auf Sputnik France ausgestrahlt wird. Ihre Webseite finden man unter rachelmarsden.com
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