Montenegro: US-Diplomatin auf russophober Mission
Von Marinko Učur
Anstatt sich mit der üblichen diplomatischen Arbeit zu befassen und die Zusammenarbeit zwischen Staaten und Völkern zu bekräftigen und zu fördern, befasst sich die amerikanische Botschafterin Judy Rising Reinke in Podgorica, der Hauptstadt Montenegros, mit Russland. Dabei genügt es nicht, dass die Diplomatin die Russische Föderation für jeden Kriegstag in der Ukraine anprangert. Sie hat zudem beschlossen, selbst einen eigenen Beitrag zur zunehmenden Verbreitung von Desinformation zu leisten.
So erschien zum Erstaunen vieler am 3. Juni ein Text mit dem Titel "100 Tage Krieg in der Ukraine: Unser Versprechen über die russische Verantwortung" in den Medien Montenegros, einem Land, das sich aktiv an der antirussischen Hysterie beteiligt. Darin belehrt die Botschafterin die Öffentlichkeit Montenegros mit einer leidenschaftlich hervorgebrachten Haltung:
"Der unprovozierte und ungerechte Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen die Ukraine führte zu schrecklicher Gewalt, zahlreichen Todesfällen und Zerstörungen. Wenn Sie die Nachrichten aus der Ukraine sehen und durch die Bilder von Städten wie Butscha, Irpin, Gostomel und Mariupol zu Zeugen der Schrecken dieses Krieges werden, erinnern sich viele von Ihnen sicherlich an die schreckliche Gewalt, die diese Region in den 1990er Jahren heimsuchte. Heute, wenn wir den düsteren Wendepunkt – 100 Tage Krieg – markieren, rufe ich alle friedlichen Bürger Montenegros auf, Solidarität mit der Ukraine zu zeigen und Russland für die rücksichtslose Brutalität gegenüber dem ukrainischen Volk zu verurteilen."
Reinke ignoriert dabei bewusst die Tatsache, dass gerade ihr Land der Anführer einer überstürzten Kampagne für den Luftangriff auf die Bundesrepublik Jugoslawien war, zu der auch Montenegro gehörte. Im Jahr 1999 tötete Amerika zusammen mit seinen NATO-Verbündeten ohne Zustimmung der Vereinten Nationen Tausende von Zivilisten und zerstörte einen Staat, der Mitbegründer der Vereinten Nationen war.
Heute, 23 Jahre nach diesem Verbrechen, weigert sich die NATO, ihre Verantwortung für das beispiellose Leid der Bevölkerung und die bis heute nicht geheilten Folgen des Krieges als Folge ihres Einschreitens anzuerkennen. Das westliche Militärbündnis geht sogar so weit, sich auf Immunität zu berufen, um die Verantwortung für jene Folgen zu umgehen, die die Menschen in Montenegro aufgrund der mit Uran angereicherten Bomben tragen.
Die amerikanische Diplomatin hat, wie auch ihre Auftraggeber aus Washington, einen ziemlich selektiven Gerechtigkeitssinn und ist nicht bereit, die ganze Geschichte der Ereignisse des Jahres 1999 zu erzählen, sondern wiederholt beharrlich das transatlantische Narrativ:
"Die Vereinigten Staaten, die Europäische Union, unsere Verbündeten und Partner beobachten die Verbrechen in der Ukraine, um Informationen mit jenen Institutionen auszutauschen, deren Aufgabe es ist, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Vereinigten Staaten unterstützen auch eine Reihe internationaler Ermittlungen zu Verbrechen in der Ukraine, darunter Ermittlungen des Internationalen Strafgerichtshofs, der Vereinten Nationen und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)."
Es ist nicht klar, wessen Ohren diese amerikanische Lektion über "Freiheit, Gerechtigkeit, Verständigung und Solidarität" erreicht, denn der kleine Adriastaat Montenegro ist sowohl hinsichtlich des Ukraine-Krieges als auch in Bezug auf die Rolle der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten in den Konflikten auf dem Balkan im späten 20. Jahrhundert tief gespalten. Die Verwüstung des ehemaligen gemeinsamen Staates Jugoslawien ging vor allem von Washington, London und Berlin aus, und der blutige Religions- und Bürgerkrieg, in dessen Folge über Nacht interne Verwaltungsgrenzen international anerkannt wurden, war nur das Vorspiel zu weiteren irrationalen Aktionen dieser Art.
Umso unverständlicher ist angesichts dessen die Unterwürfigkeit Podgoricas gegenüber Brüssel. Schließlich betrachtet mindestens die Hälfte der Bevölkerung Montenegros Russland als freundliches Land. Hunderttausende russischer Bürger haben dem Land wieder auf die Beine geholfen, indem sie in den montenegrinischen Tourismus investierten. Der jetzige Versuch des Westens, Russland mit rücksichtslosen Sanktionen zu "disziplinieren", dem die Regierung Montenegros blind folgt, führt aber offensichtlich nicht zu den erwarteten Ergebnissen, auch wenn die Behörden in Podgorica diese Tatsache nicht wahrhaben wollen.
Die Sicht der Bürger kann in einem Satz von Boško Vukićević, einem Einwohner der Küstenstadt Bar, ausgedrückt werden:
"Die Geschichte erinnert sich an die Zeit, als Russland die von Hungersnot bedrohte montenegrinische Bevölkerung buchstäblich ernährte. Die derzeitige von Brüssel und der NATO geblendete Regierung ignoriert das. Russland hat Montenegro vor dem Hunger gerettet und sonst niemand. Unsere Historiker wissen das sehr gut. Deshalb ist die feindselige Haltung gegenüber Russland aus historischer Sicht sehr merkwürdig – nicht nur selbstsüchtig und unsittlich, sondern auch degeneriert."
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