Die Britin, Rostow und ungelesene Karten
von Dagmar Henn
Man kennt das von den US-Amerikanern. Die geografisch falschen Beschriftungen bei CNN sind legendär, und selbst Hollywood nutzte schon 1997 die Ahnungslosigkeit über den Rest der Welt innerhalb der USA für einen entzückenden Film, "Wag the Dog", in dem ein völlig erfundener Krieg in Albanien eine Rolle spielt, weil sowieso niemand weiß, wo Albanien liegt.
Tja, das Phänomen scheint ansteckend zu sein. In Deutschland hielt sich vor einigen Jahren über ein halbes Jahr lang die Behauptung, von Mariupol gäbe es eine Landbrücke zur Krim; dabei liegt die nächste Landverbindung 270 Kilometer entfernt. Inzwischen ist die geografische Verirrung so weit, dass das ZDF eine Reporterin, die in Kiew steht, per Untertitel in Moskau verortet. Das sind immerhin bereits über 800 Kilometer. Klar, kann passieren, wenn man ständig den Ort Jelnja an der ukrainischen Grenze verorten muss ...
Jetzt erwischte es also die britische Außenministerin. Rostow und Woronesch gehören Liz Truss zufolge nicht zu Russland. Bei Ersterem kann ich sogar aus persönlicher Erfahrung sagen, dass sie irrt.
Es bleibt aber ein Rätsel: Die Geschichte von der Landbrücke zur Krim hatte einst ihren Ausgang aus dem Munde des damaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier genommen und wurde ohne jede Überprüfung einfach von Blatt zu Blatt weitergereicht. Ist das westliche Bildungssystem inzwischen so schlecht, dass selbst der Gebrauch von Google Maps überfordert? Oder ist es eine Art Dauerschädigung, die durch die Überzeugung ausgelöst wird, man könne sich die Welt so gestalten, wie man es gerade will, eine kognitive Folge westlicher Überlegenheitsfantasien?
Dann wäre es an der Zeit, sich langsam von der eigenen Machtbesoffenheit auszunüchtern. Ehe der Kater gar zu schlimm wird und man entsetzt feststellt, dass die Chinesen London in Irland und Berlin in Polen verorten. Weil es einfach keine Rolle mehr spielt.
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