Meinung

Lügen, Angst und Propaganda führen dazu, dass man die eigene Gesellschaft nicht mehr wiedererkennt

Der hygienische Autoritarismus hat rechtschaffene Eiferer dazu ermächtigt, gegen ihre eigenen Mitbürger voll einen auf Gestapo zu machen und in einigen Fällen auch außerhalb der Parameter der bereits sehr restriktiven staatlichen Vorgaben zu handeln. Das konnte ich in meinem Schwimmclub aus erster Hand erfahren.
Lügen, Angst und Propaganda führen dazu, dass man die eigene Gesellschaft nicht mehr wiedererkenntQuelle: www.globallookpress.com © Norbert Scanella via www.imago-i

Ein Kommentar von Rachel Marsden

COVID-19-Eiferer infiltrieren mittlerweile jeden Aspekt unseres Lebens. Ich habe gerade meinen Schwimmclub verlassen, weil man mich wegen meines Impfstatus belästigt hat. Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich in meinem Heimatland Kanada von den Bundesbehörden in ein Flugzeug zurückbeordert wurde, nachdem ich aus meiner beruflichen Basis von Paris nach Vancouver zurückgekehrt war – alles nur, weil ich nicht doppelt geimpft bin und mich geweigert habe, mich in eine von der Regierung vorgeschriebene Quarantäneeinrichtung zu begeben, in der ich mich auf eigene Kosten hätte aufhalten müssen, obwohl mein COVID-19-Test negativ war und ich einen Nachweis für eine erworbene Immunität durch COVID-19-Antikörper nach Genesung vorweisen konnte.

Aber jetzt, etwas mehr als zwei Monate später, bin ich wegen diesem COVID-19-Fanatismus auf einer weiteren Ebene gelandet – diesmal gegenüber den Vorstandsmitgliedern meines französischen Schwimmclubs, eine sportliche Aktivität, die ich viele Jahre nach Wettkämpfen auf nationaler Ebene wieder aufgenommen habe und die mittlerweile für mich wichtig geworden ist, um mich von Rückenschmerzen zu befreien. Die Episode mit dem Vorstand dient als Beispiel für die Art von Mobbing, dem selbst diejenigen ausgesetzt sind, die den zunehmend unvernünftigen staatlichen COVID-19-Maßnahmen Folge leisten.

Die ersten Anzeichen für aufkommende Probleme zeichneten sich vergangenen Monat ab, als der Vorstand unseres semi-professionellen Wettkampf-Schwimmclubs, eine E-Mail an alle Mitglieder verschickte, in der man aufgefordert wurde, einen persönlichen Gesundheitspass per E-Mail zu übermitteln. Ich antwortete darauf mit der Frage, wie das überhaupt möglich sein soll, wenn sich einige Mitglieder für regelmäßige Nasenabstrichtests entschieden haben, um ihren Gesundheitspass zu validieren (der in Frankreich den Zugang zu alltäglichen Gruppenaktivitäten an Orten wie Schwimmbädern ermöglicht). Meine Frage wurde ignoriert. Mir wurde schnell klar, dass man den Gesundheitspass als Beleg für eine vollzogene Impfung angefordert hatte und diesen als einzig gültige Form anerkennen wollte.

Diese Woche hat mich ein Vorstandsmitglied persönlich kontaktiert, um die Kopie meines Gesundheitspasses anzufordern. Ich habe darauf hingewiesen, dass Gesundheitspässe nicht unbedingt die einzig gültige Form sind, um einen Negativen COVID-19-Status zu belegen, da nicht wenige Leute alle drei Tage mittels Nasenabstrichtest sich eine neue Bescheinigung ausstellen lassen – was hier in Frankreich auf eigene Kosten gemacht werden muss – insbesondere diejenigen, die es vorziehen, sich nicht impfen zu lassen.

Mein Ansprechpartner antwortete mir, dass es in dem Fall notwendig sei, ihm alle drei Tage den jeweils neuen Gesundheitspass per E-Mail zuzusenden. Ich lehnte ab und bot stattdessen an, einfach meinen QR-Code am Eingang der Schwimmhalle einzuscannen, so wie das eine Vielzahl von Besuchern auch macht. Er teilte mir in der Folge mit, dass dies nicht mehr möglich sei, obwohl es am Eingang zur Schwimmhalle eine Person gibt, die dafür zuständig ist, die Gesundheitspässe aller Personen zu scannen, die das Gebäude betreten wollen.

Es gibt einen erheblichen Unterschied zwischen dem Scannen eines QR-Codes, der beim Hochladen eines Impfstatus oder eines Testergebnisses in einer digitalen Brieftasche entsteht, oder einer Kopie dieser Dokumente, die diesen Code erstellt haben, per E-Mail an jemanden zu senden. Ersteres zeigt nur den Namen zusammen mit dem QR-Code in einer Smartphone-App an, während Letzteres verrät, ob man geimpft oder nur getestet wurde.

Es ist nicht schwer zu erkennen, wie das Sammeln von Kopien dieser Dokumente eine weitere Tür zu einer möglichen sozialen Diskriminierung oder Marginalisierung der Ungeimpften öffnen könnte, obwohl die Geimpften das Virus eher in sich tragen – und übertragen – als jemand, der sich seinen Gesundheitspass und seinen negativen Test regelmäßig alle drei Tage bestätigen lässt.

Die französische Regierung hat die App zur Verifizierung der QR-Codes ausdrücklich dahingehend entwickelt, dass die Sammlung privater oder medizinischer Daten verhindert werden kann. Die Person, die einen QR-Code scannt, kann nicht erkennen, ob man geimpft ist oder ob der QR-Code aufgrund eines negativen Tests ausgestellt wurde. Jeder Benutzer dieser App, der auch nur versucht, einen Screenshot der QR-Scan-Ergebnisse einer Person zu erstellen – aus dem lediglich der Name, das Geburtsdatum und der Gesundheitsstaus zu entnehmen ist –, bekommt eine Warnung vor strafrechtlichen Sanktionen angezeigt, bevor die grundlegende Information gescannt werden kann. Unter keinen Umständen sollte also jemand Kopien von Gesundheitspässen anfordern, in denen wesentlich mehr private medizinische Informationen enthalten sind als in einem simplen QR-Code.

Den Gesundheitspass selbst aus der Hand zu geben, kann problematisch enden. Niemand weiß das besser als der französische Präsident Emmanuel Macron, dessen eigener Gesundheitspass in freier Wildbahn und im Internet gelandet ist und anschließend von einem 19-jährigen Mann ohne den erforderlichen QR-Code verwendet wurde, um ein Krankenhaus in Marseille zu betreten. Aber während der Präsident wahrscheinlich die Bürokratie leicht umschiffen konnte, um einen neuen Gesundheitspass zu erhalten, weil der alte wegen Missbrauchs ungültig gemacht wurde, riskiert das Fußvolk, in der byzantinischen französischen bürokratischen Hölle zu landen, sollte ihm das gleiche widerfahren.

Irgendwann schaltete sich ein weiteres Vorstandsmitglied des Schwimmclubs in den E-Mail-Austausch ein und nannte meine Antwort "radikal". Nein, tut mir leid, "radikal" ist die Forderung nach Kopien von Gesundheitspässen, aus denen sich der Impfstatus jedes einzelnen Mitglieds des Schwimmclubs entnehmen lässt. "Radikal" ist die Vorgabe, dass jeder, der nicht geimpft ist, alle drei Tage das Testergebnis seines Nasenabstrichs per E-Mail senden muss. "Radikal" ist, dies alles auch noch zu fordern, trotz der ohnehin schon extremen sozialen Kontrollmaßnahmen der Regierung, die das Leben für diejenigen mit nachgewiesener erworbener Immunität dermaßen komplex machen, dass sie irgendwann ihre Ärmel hochkrempeln und sich eine Spritze von etwas verabreichen lassen, das sie nicht wollen oder brauchen. Glücklicherweise gibt es noch Schwimmclubs, bei denen die hygienische Belästigung ihrer Mitglieder auf das derzeit gesetzlich vorgeschriebene Minimum beschränkt bleibt. Aber hier geht es um ein weitreichenderes Problem, und ich bin mir sicher, dass ich nicht die einzige bin, die ähnliches erlebt hat.

Wie viele Menschen sind in ihrem täglichen Leben auf Eiferer gestoßen, die über das hinausgehen, was das Gesetz verlangt, nur um ihre Mitbürger in dieser Ära des sanitären Autoritarismus einzuschüchtern? Es ist eine Sache, dabei die Illegalität ihres Tuns zu benennen und mit rechtlichen Schritten dagegen zu drohen, aber es ist eine andere Sache – und leichter gesagt als getan – wenn Verwaltungsrichter meistens dazu neigen, sich auf die Seite der behördlich abgesteckten Positionen zu stellen. Dieselben Positionen werden nun auch von der überwiegenden Mehrheit der Öffentlichkeit eingenommen, und sei es nur, um kognitive Dissonanzen zu vermeiden, die damit verbunden ist, eine Impfung hingenommen zu haben, die man möglicherweise nicht akzeptiert hätte, nur um ein stressfreies Leben zu führen.

Die Menschen sind jetzt vollumfänglich mitschuldig an einer systemischen Verletzung der eigenen Privatsphäre durch die Regierung und ihrer Mitbürger, weil sie wirklich glauben, dass all dies in einem kollektiven Interesse geschieht und dass jedermann als ein Problem gilt, der aufbegehrt und Widerstand leistet. Man ist einfach froh, nicht mehr eingesperrt zu sein. Und durch die erfolgreiche Manipulation der öffentlichen Meinung mittels Lügen, Angst und einer unerbittlichen Propaganda, kommen wirklich freie Menschen zum Schluss, dass sie ihre eigene Gesellschaft nicht mehr wiederkennen.

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Übersetzt aus dem Englischen. 

Rachel Marsden ist Kolumnistin, politische Strategin und Moderatorin eines unabhängig produzierten französischsprachigen Programms, das auf Sputnik France ausgestrahlt wird. Ihre Webseite findet man unter rachelmarsden.com

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