Wie viel wissen wir wirklich über die Facebook-Insiderin Frances Haugen?
von Kit Klarenberg
Seit Frances Haugen vor dem Senat ausgesagt hat, loben die Medien und die sozialen Medien die Facebook-Insiderin, die ihre Anschuldigungen – endlos und ohne irgendeiner Kritik ausgesetzt zu sein – wiederholen konnte, und die ihre Vorschläge für mehr Überwachung, Zensur und Kontrolle der sozialen Medien, mit denen das Internet durch die US-Regierung weiter reguliert und kontrolliert werden soll, enthusiastisch bejubelten.
Haugens Aussagen, mit denen sie vorgeblich aus erster Hand Zeugnis über ihre Arbeit für und mit der der Abteilung Threat Intelligence von Facebook ablegte, wurden von Journalisten, Experten, Politikern und Durchschnittsbürgern fast durchwegs für bare Münze genommen. Einige waren jedoch überrascht zu erfahren, dass Facebook überhaupt eine solche spezialisierte Abteilung unterhält. Viele wären wahrscheinlich ähnlich schockiert, wenn sie erfahren würden, dass diese Abteilung beim sozialen Netzwerkgiganten eine ist, die mit ehemaligen Mitarbeitern des Pentagon, der CIA und der NSA besetzt ist.
Im Internet sind nur wenige Informationen über diese Abteilung zu finden, obwohl bekannt ist, dass ihre Strategie von Ben Nimmo definiert wurde, einem ehemaligen NATO-Propagandisten und Ehemaligen der Integrity Initiative (Initiative für Integrität), einer geheimen Operation im Dienste westlicher Informationskriege des britischen Außenministeriums, die wiederum von Veteranen des britischen Militärgeheimdienstes besetzt ist.
Ein durch eine Bezahlschranke versehener Bericht des führenden Branchenportals Intelligence Online nennt dennoch David Agranovich, einen ehemaligen Pentagon-Analysten und Geheimdienstdirektor des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, Nathaniel Gleicher, ehemaliger Chef für Netzsicherheit und Senior Berater beim Rat des US-Justizministeriums für Computerkriminalität und geistiges Eigentum, sowie Mike Torrey, ehemaliger NSA- und CIA-Analyst für Gefahren aus dem Internet, in leitenden Positionen bei Threat Intelligence.
Agranovich und Torrey waren die Hauptautoren des im vergangenen Mai veröffentlichten Berichts "Lagebericht zu Beeinflussungsoperationen bei Facebook 2017-2020". In diesem Dokument wurde wiederholt behauptet, dass China, Iran und Russland versuchen würden, das soziale Netzwerk für "bösartige Zwecke" zu missbrauchen. Westliche Beeinflussungsoperationen, von denen bekannt ist, dass sie auf soziale Medien abzielen, wie die "Brigade 77" der britischen Armee und Washingtons Operation "Earnest Voice" (Ernsthafte Stimme), wurden nicht erwähnt – was nicht überraschend ist, wenn man bedenkt, wer den Bericht geschrieben hat.
Aktuelle Stellenanzeigen für Positionen bei Threat Intelligence machen deutlich, dass ein umfangreicher Hintergrund in Geheimdiensttätigkeit Voraussetzung ist. In einer Stellenanzeige für die Position eines Analysten, die nur wenige Tage vor Haugens Aussage vor dem Senat veröffentlicht wurde, heißt es "5+ Jahre Erfahrung in Tätigkeit bei einem Nachrichtendienst (entweder im Regierungs- oder Privatsektor), in internationalen geopolitischen Organisationen, Cybersicherheit oder Tätigkeit im Bereich der Menschenrechte" und "Erfahrung im Setzen von Prioritäten, bei Aufgaben in Projekten mit analytischem oder investigativem Bedarf, mit minimaler Anleitung oder Aufsicht" sind absolute "Mindestqualifikationen" für jeden, der sich bewerben möchte.
Als "bevorzugte Befähigung" werden ein Hochschulabschluss in "Informatik, Wirtschaftsinformatik, Nachrichtendienst oder Cybersicherheit" und "Regionale Kenntnisse und/oder Sprachkenntnisse, insbesondere in Ost- oder Südostasien", aufgeführt, wobei letztere genau darauf hinweist, wo das Fadenkreuz der Einheit hingerichtet ist und wo es sich nicht hinrichten wird.
Es ist daher etwas rätselhaft, dass Frances Haugen für diese elitäre, von Geheimdienstlern dominierte Einheit arbeitete. Während noch vor ihrer öffentlichen Aussagen vor dem Senat und der Presse eine umfassende Bereinigung ihrer Historie im Internet durchgeführt wurde, erwähnt ihr noch vorhandenes Profil bei LinkedIn, dem weltweit größten Online Berufsnetzwerk, keinerlei Erfahrungen oder Beziehungen zu Geheimdiensten – aber erstaunlicherweise offenlegt, dass sie bei der Gründung der Dating-App Hinge als Senior Beauftragte für technische Belange mitgewirkt hat.
Seltsamerweise enthält der LinkedIn-Eintrag zu Haugens Rolle bei Facebook – im Gegensatz zu allen anderen Einträgen in ihrem Lebenslauf – keine Details zu ihrer Verantwortlichkeit oder Leistung, sondern nur die vage Berufsbezeichnung "Produktmanager". Andererseits könnten die sieben Jahre, die sie bei Google verbracht hat, ausgereicht haben, um die Personalabteilung bei Facebook zu beeindrucken.
Die Ursprünge des Monopols als Internet-Suchmaschine bei Google, gehen auf ein US-Geheimdienstprogramm aus den 1990er Jahren zurück, bei dem Wissenschaftler finanziert wurden, um ein System aufzubauen, mit dem riesige Datenmengen über Privatpersonen überwacht, gesammelt und gespeichert sowie einzelne Nutzer identifiziert und verfolgt werden konnten.
Während der gesamten Entwicklung der Suchmaschine Google traf sich Firmenmitbegründer Sergey Brin regelmäßig mit Vertretern aus Forschung und Entwicklung von Rüstungsunternehmen und der CIA – man erinnert sich seitdem daran, wie er jeweils "auf Rollschuhen hereinkam, seine Präsentationen hielt und wieder davoneilte". Darüber hinaus waren Verträge mit dem Pentagon, der CIA und der NSA absolut ausschlaggebend dafür, Google und andere Technologiegiganten von kleinen Start-ups, die buchstäblich aus Kellern operierten, in die globalen Giganten zu verwandeln, die sie heute sind.
Dennoch wirft die Zusammensetzung der Belegschaft von Threat Intelligence ernsthafte Fragen zu Haugens Erzählung auf – vor allem, wie kann man Facebook vorwerfen, dass es nicht genug unternimmt, um gegen mutmaßliche Bedrohungen aus dem Ausland vorzugehen? Es ist ziemlich unvorstellbar, dass die besten Geheimdienstveteranen, die man für Geld kaufen kann, und vermutlich eine klare und nachweisbare Voreingenommenheit gegenüber "feindlichen" Ländern haben, am Ruder eingeschlafen sind.
Zumindest ist es unbestreitbar eine seltsame Situation, wenn eine Person zweieinhalb Jahre auf engstem Raum mit ehemaligen hochrangigen Geheimdienstmitarbeitern verbringt, die einen erklärten Fokus auf China, Iran und Russland haben und dann ganz öffentlich erklärt, die US-Regierung brauche stärkere Zensur- und Überwachungsbefugnisse – was von den Diensten, aus denen ihre Kolleginnen und Kollegen stammen, seit Jahren ebenfalls gefordert wird – um der "Bedrohung der Demokratie" zu begegnen. Man kommt nicht umhin, sich an die 15-jährige kuwaitische Staatsbürgerin Nayirah al-Ṣabaḥa zu erinnern, die im Vorfeld des Golfkriegs unter Tränen vor dem Menschenrechtsrat des US-Kongresses über Babys in Brutkästen sprach, die angeblich in einem Spital in Kuwait von irakischen Soldaten auf den Boden geworfen wurden.
"Ich habe als Freiwillige im Krankenhaus von al-Adan gearbeitet. Während ich dort war, sah ich, wie irakische Soldaten mit Waffen in das Krankenhaus kamen und in den Raum gingen, in dem Babys in Brutkästen lagen", gab sie zu Protokoll. "Sie holten die Babys aus den Brutkästen, nahmen diese mit und ließen die Babys auf dem kalten Boden sterben."
Ihre Worte gingen um die Welt, wurden endlos in allen großen westlichen Nachrichtensendern wiederholt, von Amnesty International untermauert und wiederholt von US-Gesetzgebern und von Präsident George H. W. Bush als Grund für den drei Monate später stattfindenden Krieg gegen den Irak ins Feld geführt.
Erst 1992 wurde bekannt, dass Nayirah die Tochter von Saud al-Ṣabaḥ war, dem kuwaitischen Botschafter in Washington, und ihre Geschichte frei erfunden war. Ihr Auftritt im Kongress der USA war eine PR-Nummer, die im Rahmen der Kampagne Citizens for a Free Kuwait (Bürger für ein freies Kuwait) organisiert, die wiederum von den US-Propagandaprofis der Agentur Hill & Knowlton im Auftrag der kuwaitischen Regierung ins Leben gerufen wurde.
Man sagt, dass wenn Nayirahs Lügen als das, was sie damals waren, aufgedeckt worden wären, dies die Öffentlichkeit, Journalisten und die Politiker möglicherweise dazu veranlasst hätte, darüber nachzudenken, ob sie manipuliert wurden, um eine militärische Intervention zu unterstützen. Angesichts des Ausmaßes, mit dem Frances Haugen die Bekehrten bekehren will, würde selbst eine solch diskreditierende Entlarvung, den unaufhaltsamen Drang des US-Sicherheitsapparates, das Internet endgültig zu übernehmen, sicherlich nicht eindämmen.
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Übersetzt aus dem Englischen.
Kit Klarenberg ist ein investigativer Journalist, der die Rolle von Geheimdiensten bei der Gestaltung von Politik und Wahrnehmung untersucht. Folgen Sie ihm auf Twitter @KitKlarenberg
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