Zwei neue Denkmäler für Alexander Newski warnen vor einer Gefahr aus dem Westen
von Paul Robinson
Für die meisten von uns und die meiste Zeit sind Statuen ein Teil des Hintergrunds, etwas, an dem wir vorbeigehen, ohne groß aufzumerken. Aber in jüngster Zeit wurden sie in vielen Ländern Teil eines politischen Schlachtfelds, auf dem eine ganze Reihe von Gruppen versucht, die Kontrolle über das historische Gedächtnis zu übernehmen, um dadurch die Zukunft zu formen.
Im Falle Russlands richtete sich die Aufmerksamkeit eher auf eine Handvoll Statuen, die Kommunisten aufstellten, um Josef Stalin oder den Gründer der sowjetischen Geheimpolizei, Felix Dscherschinskij, zu ehren. Das sind jedoch private Initiativen, und sie sagen uns wenig über die ideologischen Neigungen des russischen Staates selbst. Dafür müssen wir staatlich finanzierte Monumente betrachten.
Bei einer Reihe davon hat der russische Präsident Wladimir Putin sein Gewicht in die Waagschale geworfen. Vor einem Jahrzehnt etwa unterstütze er die Errichtung einer Statue für den zaristischen Premier Pjotr Stolypin, dessen Kombination aus Reformen und massivem Widerstand gegen eine Revolution zu Putins eigenem Image als Wiederhersteller der russischen Staatlichkeit passte.
In jüngerer Zeit nahm Putin an der Einweihung der Wand der Trauer in Moskau teil – ein Denkmal, das den Opfern kommunistischer Unterdrückung gewidmet ist – wie auch bei der Weihe des Sretenski-Klosters, das sich Christen widmet, die von den Bolschewiken ermordet wurden. Putins Teilnahme an diesen beiden Veranstaltungen verdeutlichte seine Haltung zum Kommunismus – eine Haltung, die von Kritikern, die ihm die Absicht zuschreiben, die Sowjetunion wieder herstellen zu wollen, nicht recht verstanden wird.
Der Leiter des Sretenski-Klosters, Archimandrit Tichon Schewkunow, ist auch die treibende Kraft hinter einem neuen Denkmal, das letzte Woche bei Pskow enthüllt wurde. Dieses feiert den 800. Geburtstag von Alexander Newski, Fürst von Nowgorod und Großfürst von Kiew und Wladimir. An seinem Standort am Ufer des Peipussees, an der russisch-estnischen Grenze, schlug Newski 1242 die Deutschordensritter und bewahrte so Russland vor der Eroberung.
In seiner Rede zur Einweihung des 50 Tonnen schweren Monuments, in dessen Mittelpunkt der Großfürst, seine Ritter und ihre Banner dargestellt werden, betonte Putin Newskis Beitrag zur russischen Staatlichkeit, und sagte, dass Newski "in einer schwierigen Periode in der Geschichte unseres Vaterlandes lebte, als das drohende Verschwinden, tatsächlich das Verschwinden, der Verlust unserer Staatlichkeit tragische Wirklichkeit war."
Nach Aussage des Präsidenten "brachte dieser Sieg die Angriffe des Feindes zum Stillstand und zeigte Jedermann – im Westen und im Osten – dass Russlands Stärke nicht gebrochen war und dass es auf russischem Boden Menschen gab, die bereit waren, für es zu kämpfen, ohne sich selbst zu schonen." Putin zitierte die Worte Michail Lomonossows, die auf der Grabstätte Alexander Newskis eingraviert sind und ihn als Gestalt preisen, die "die Barbarei im Osten zähmte und den Neid des Westens brach," und fügte hinzu, "sein Erbe war der starke, zentralisierte russische Staat, der von seinen Nachfahren geschaffen wurde."
Es ist typisch für Putins Rhetorik, dass er die Staatlichkeit betont. Die Notwendigkeit eines "starken, zentralisierten russischen Staates" ist und war immer ein zentraler Punkt seiner Weltsicht. Aber das Denkmal für Alexander Newski ist aus Gründen symbolisch, die weit darüber hinaus gehen und mit Putins Beschwörung einer Bedrohung Russlands von Außen zu tun haben.
Wie Putin andeutete, musste Newski sowohl gegen den Westen wie gegen den Osten kämpfen. Aber seine Herangehensweise an die beiden Bedrohungen unterschied sich sehr. Wie die berühmte Schlacht gegen die Deutschordensritter auf dem winterlichen Eis des Peipussees verdeutlicht, entschied sich Newski, gegen die Kräfte, die für den Westen standen, zu kämpfen. Er kämpfte auch gegen die Schweden und besiegte sie, wie das sein Titel "Newski" zeigt, der sich auf seinen Sieg über sie an der Newa im Jahr 1240 bezieht.
Im Gegensatz dazu schloss Newski mit dem Osten in Gestalt der Mongolen Frieden. Er trieb bei seinen Untertanen Tribute für den mongolischen Khan ein, und unterdrückte jeden Aufstand gegen die Mongolen in seinem Reich. Der Unterschied ist deutlich, und man sollte festhalten, dass der Status des Heiligen, den Alexander Newski in der russisch-orthodoxen Kirche genieße, nicht das Ergebnis seiner militärischen Siege über die westlichen Kreuzritter ist, sondern seiner Erfolge darin, den Frieden mit den Mongolen zu sichern.
Eine übliche Erklärung dafür, warum Newski gegen den Westen kämpfte, aber mit dem Osten Frieden schloss, ist, dass ersterer für eine existenziellere Gefahr gehalten wurde. Die Deutschordensritter wollten die Russen gewaltsam zum Katholizismus bekehren. Die Mongolen andererseits wollten nur Tribute und waren zufrieden, wenn die Russen sich selbst regierten und ihre eigene Kultur und Religion behielten.
Das ist ein Vergleich, den einige Leute noch heute für gültig halten. Im Westen kann man den Träger einer universalistischen Ideologie sehen, die er auf dem ganzen Globus verbreiten will. Der Osten (und insbesondere China) ist an Handel und Wachstum interessiert, aber nicht an Ideologie. Es kümmert ihn nicht, welche Systeme andere Länder haben. In den Augen einiger macht das den Westen zum bedrohlicheren der beiden. Wie der russische Außenminister Sergei Lawrow 2016 in einem Artikel bemerkte, "war es die Politik des Großprinzen Alexander Newski, sich eine Zeit den Herrschern der Goldenen Horde zu unterwerfen, die das Christentum tolerierten, um so das Recht der Russen auf einen eigenen Glauben und darauf, ihr Schicksal zu entscheiden, zu bewahren, trotz der Versuche Westeuropas, das russische Land unter seine volle Kontrolle zu bringen und die Russen ihrer Identität zu berauben."
"Ich bin zuversichtlich, dass diese weise und vorausschauende Politik in unseren Genen steckt," schloss Moskaus führender Diplomat.
Vor zwei Wochen sprach Lawrow bei der Enthüllung eines zweiten Denkmals für Alexander Newski, auf dem Gelände des Moskauer Staatsinstituts für internationale Beziehungen. Und wieder nutzte er die Gelegenheit, den Westen ins Visier zu nehmen. "Wir sind das Ziel von Versuchen, uns zu verärgern, die Nerven verlieren zu lassen und aus dem Gleichgewicht zu bringen, vor allem aus dem Westen. Aber anders als in den Zeiten von Alexander Newski ist unser Rücken im Süden und im Osten gedeckt," sagte er.
Das Auftauchen zweier staatlich finanzierter Denkmäler für Alexander Newski in zwei Wochen ist mehr als ein Zufall. Der russische Staat schickt eine Warnung. Das Denkmal am Peipussee ist besonders bezeichnend, an Russlands Grenze zur NATO und nach Westen gewandt. Für Newski kam die wirkliche Gefahr aus dem Westen, nicht aus dem Osten. Es scheint, dass seine heutigen Nachfolger diese Meinung mit ihm teilen.
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Paul Robinson ist Professor an der Universität Ottawa. Er schreibt über russische und sowjetische Geschichte, Militärgeschichte und Militärethik und ist der Autor des Blogs Irrusianality.
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