Meinung

"ViER." gegen den medialen Einheitsbrei – Neues Magazin will kritischen Journalismus wiederbeleben

Ein neues gedrucktes Magazin hat im Juni die etablierte Medienlandschaft überrascht. Die ist eigentlich von Publikumsverlusten und Anzeigenrückgängen geprägt. Mit "ViER." will Herausgeber Uwe Strachau helfen, den Niedergang des kritischen Journalismus aufzuhalten.
"ViER." gegen den medialen Einheitsbrei – Neues Magazin will kritischen Journalismus wiederbelebenQuelle: RT © Tilo Gräser

von Tilo Gräser

Nicht zu übersehen war Anfang Juni neben der Kasse einer Bahnhofsbuchhandlung ein gut platziertes neues gedrucktes Magazin. Es zog nicht nur mit dem Foto des Wissenschaftlers und Mediziners Sucharit Bhakdi auf dem Deckblatt die Aufmerksamkeit auf sich. Dafür sorgte auch der Titel: ViER. Die ViERte Gewalt. Das erinnerte offensichtlich an die Rolle der Medien als kritische Beobachter der gesellschaftlichen Entwicklung und der Politik.

Das neue Magazin erstaunt ebenso angesichts der allgemeinen Lage der bundesdeutschen Medien: Die Corona-Krise macht ihnen zu schaffen, insbesondere den gedruckten Medien. Alle – ob Print, digital oder Rundfunk und TV – haben mit Vertrauensverlusten zu kämpfen, weil viele Menschen sich abwenden. Umfragen und Studien behaupten zwar das Gegenteil, vor allem, wenn sie von den Verlagen und Sendern in Auftrag gegeben wurden.

Doch in Wirklichkeit haben sich viele, die bisher die etablierten Mainstream-Medien nutzten, von diesen abgewendet. Sonst hätten neue unabhängige Medien vor allem im Online-Bereich nicht solch einen Zulauf, der ihnen auch das wirtschaftliche Überleben sichert. Zu den Ursachen gehört der gefühlte Einheitsbrei in der etablierten Berichterstattung zur COVID-19-Pandemie.

Vor allem bei den Werbeeinnahmen und den Verkaufsauflagen haben die Verlage deutliche Einbußen verzeichnet. Alle klassischen Printmedien verloren deutlich, stellt die aktuelle Analyse des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger vom 22. Juli dieses Jahres fest.

Wider den Trend der Medien

Angesichts dessen überraschte das Magazin ViER. Die ViERte Gewalt, als es Anfang Juni auftauchte. Den Titel dominierte wie gesagt ein Foto des Epidemiologen und Virologen Bhakdi neben der rhetorischen Frage "Was wäre, wenn man auf ihn gehört hätte?" Damit wurde ein Interview mit dem kritischen und deshalb öffentlich angefeindeten Wissenschaftler angekündigt. Kritische Fragen und Sichten zu "Corona" bestimmten den Inhalt der ersten Ausgabe.

Neben dem Interview mit Bhakdi beschreibt ViER-Herausgeber Uwe Strachau in seinem Beitrag "Corona – Das große Versagen" wie "innerhalb einer Gesellschaft zwei Parallel-Universen entstanden" sind. Er analysiert, wie die Regierenden ihre Corona-Politik auf Basis einer Angst-Kommunikation durchsetzen. Zugleich stellt er fest, dass sich die Medien als "vierte Gewalt", als gesellschaftliche Kontrollinstanz, derzeit selbst abschaffen.

"Statt sich kritisch mit der Politik auseinanderzusetzen, wurde nun immer stärker auf die Kritiker selbst eingedroschen", so Strachau. "Das, was ARD und ZDF seit 15 Monaten machen, hat mit kritischer Berichterstattung ungefähr so viel zu tun, wie eine Feuerwerksrakete mit interstellarer Raumfahrt." Er kritisiert, dass die Mainstream-Medien mit irreführenden "Kampf-Begriffen" Andersdenkende diffamieren und einen sachlichen Diskurs verhindern, indem sie ihn moralisieren.

Platz für kritische Stimmen

Strachau verweist in seinen Beiträgen im ersten Heft auf kritische, sachorientierte Stimmen wie Bhakdi, John P.A. Ioannidis, Daniele Ganser, Stefan W. Hockertz, Wolfgang Effenberger, Elisabeth Ahrens, Rüdiger Dahlke oder Milosz Matuschek. Sie kommen zum Teil selbst zu Wort, mit eigenen Beiträgen oder in Interviews. So erinnert unter anderem der Mediziner Dahlke daran, dass der beste Schutz vor einer Infektion "die Stärkung der natürlichen Immunkraft von Anfang an" bleibt.  

Herausgeber Strachau beschreibt am Beispiel des Hamburger Arztes Walter Weber, "wie unbescholtene Bürger in diesem Land kriminalisiert werden". Der Mediziner hatte aus gesundheitlichen Gründen Menschen von der Maskenpflicht durch Atteste befreit. Er hielt sich dabei "100 Prozent an die Berufsordnung", erklärt er gegenüber dem Magazin – dieses Vorgehen bescherte ihm – nach einem NDR-Bericht – eine Hausdursuchung durch bewaffnete Polizisten.

Auch eine Reportage von Strachau über die große Demonstration am 29. August 2020 in Berlin gegen die Corona-Politik war im ersten ViER-Heft zu lesen. Die zweite, kürzlich erschienene Ausgabe zieht nicht nur eine "Corona-Zwischenbilanz", sondern beschäftigt sich auch mit dem Thema "20 Jahre 9/11". Das geschieht mit einem Auszug aus dem Buch "Imperium USA" von Daniele Ganser.

In einem Interview erklärt der Ökonom Max Otte, warum er die Gesellschaft "auf dem Weg in den digitalen Totalitarismus" sieht. Die Entwicklung in Folge der Corona-Krise beschreibt er so:

"Wir bauen also die Gesellschaft um von real und persönlichem Kontakt und persönlicher Verantwortung auf digital, auf Großkonzerne, auf Plattformen – genau das ist der 'Great Reset': die Veränderung einer ehemals bürgerlichen Gesellschaft in eine digitale Gesellschaft mit digitaler Kontrolle, digitalen Großkonzernen, die die Wirtschaft prägen und immer weniger Mittelstand."

Tiefe Enttäuschung als Antrieb

Herausgeber Strachau ist Inhaber einer Werbeagentur in Melle (Niedersachsen) und Buchautor. Im ersten Heft von ViER erklärt er, warum er sich entschieden hat, ein gedrucktes, kritisches Magazin herauszugeben. Dazu gehört nach seinen Worten die zunehmende Enttäuschung über die etablierte Politik. "Neben den politischen Parteien sind die Mainstream-Medien die zweite große Enttäuschung meines Lebens", schreibt der 60-jährige Werbefachmann.

Er wolle mit dem Magazin helfen, "in diesem Land etwas zum Guten zu verändern". Gegenüber RT DE erklärte Strachau, er habe über 23 Jahre lang verschiedene lokale, anzeigenfinanzierte Stadt-Magazine herausgegeben.

"Dieses Geschäft ist – wie viele andere auch – durch die Corona-Politik und die entsprechenden Maßnahmen mehr oder weniger zerstört worden. Parallel dazu habe ich angefangen, mich über das Thema 'Corona' abseits der Mainstream-Medien zu informieren und bin dabei sehr schnell auf ganz andere Informationen gestoßen als das in den 'Qualitätsmedien' völlig einseitig verbreitete Narrativ der für alle tödlichen und extrem gefährlichen 'Pandemie'."

Daher sei bei ihm im Herbst 2020 die Idee gereift, ein Printmedium als Alternative zum Mainstream auf den Markt zu bringen. Dabei habe ihm geholfen, dass er bis auf den Druck und den Vertrieb alle erforderlichen Tätigkeiten für die Herausgabe eines solchen Magazins selbst erledigen könne: So habe er am 1. Juni dieses Jahres die erste Ausgabe von ViER herausgeben können. Geholfen hat ihm dabei auch eine Spendenkampagne, die er im Dezember 2020 online startete

Wider die Spaltung der Gesellschaft

Mit dem zweimonatlich erscheinenden Magazin möchte Strachau "in erster Linie die Menschen erreichen, die sich vom Mainstream abgewandt haben und die nach einer verlässlichen Informationsquelle suchen, die über all die Dinge und Fakten informiert, die vom Mainstream nicht behandelt werden oder dort einseitig und/oder verzerrt dargestellt werden". Langfristig wolle er aber auch jene erreichen, die heute noch die etablierten Medien nutzen, aber "immer mehr an deren Glaubwürdigkeit zweifeln und daher für alternative Informationsquellen offen sind".

Der Herausgeber will zudem dazu beitragen, die von ihm im ersten Heft beschriebene "und in erster Linie durch die Leitmedien beförderte Spaltung der Gesellschaft zu überwinden", erklärte er gegenüber RT DE. Die Startauflage liegt nach seinen Angaben bei 10.000 Exemplaren. Der Vertrieb erfolge durch eine Vertriebsgesellschaft, die das Magazin in ganz Deutschland in die Bahnhofsbuchhandlungen, Kioske und den Einzelhandel bringt. Die Finanzierung erfolge durch die Verkaufserlöse und durch Anzeigenwerbung.

Auf die Frage nach der Resonanz antwortete er:

"Die Reaktionen auf die ViER. sind überwältigend. Ich erhalte seit dem Ersterscheinen jeden Tag positives Feedback, Abo-Bestellungen und Danksagungen. Ich habe bereits Abonnenten in ganz Deutschland, in der Schweiz, in Italien und in Luxemburg."

Er sieht die langfristige Perspektive des Magazins "in der umfassenden Berichterstattung über alle Aspekte aktueller politischer und gesellschaftlicher Themen, die vom Mainstream entweder einseitig oder gar nicht behandelt werden, wie z.B. der Klimawandel, die Migration, das Verhältnis zu Russland, die US-Politik und vor allem immer wieder die Rolle der Medien, die sich jeden Tag mehr von ihrer angestammten Rolle als 'Vierter Gewalt' entfernen". Die derzeit noch bestehende "Deutungshoheit" der Mainstream-Medien müsse dringend gebrochen werden, betont Strachau, "wenn wir nicht sehenden Auges in die Katastrophe steuern wollen!"

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

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