Meinung

"Brandenburgerin" Baerbock bestaunt Barnim und glaubt sich im Oderbruch

Die Kanzlerkandidatin der Grünen Annalena Baerbock fiel erneut durch Unkenntnis auf. Die sich selbst gern als Brandenburgerin bezeichnende Politikerin verwechselte bei einem PR-Termin zwei Regionen des Bundeslandes. Das eigentliche Thema ist jedoch größer und betrifft nicht sie allein.
"Brandenburgerin" Baerbock bestaunt Barnim und glaubt sich im OderbruchQuelle: www.globallookpress.com © Andreas Gora / Keystone Press Agency

von Falko Looff

Das Spiel ist seit Jahren bekannt: Wann immer eine Bundestagswahl ansteht, versuchen namhafte Westpolitiker, einen ostdeutschen Wahlkreis zu ergattern. Sie behaupten dann gerne von sich selbst, aus dem entsprechenden Bundesland zu stammen, obwohl sie in der Regel durch und durch westdeutsch sozialisiert sind und mit dem Osten wenig am Hut haben. Gut, vielleicht haben sie mal ein paar Jahre im Osten gelebt – aber auch dann in den wenigsten Fällen in der Peripherie, wo es "brennt", sondern vorzugsweise an den Orten, wo sie mittlerweile ihresgleichen vorfinden.

In Brandenburg betrifft das ganz besonders den südöstlichen Speckgürtel um die Hauptstadt – also Potsdam, Kleinmachnow, Teltow und so weiter bis nach Ludwigsfelde hin. In diesem Biotop fühlen sie sich mittlerweile recht wohl. Man kann es ja auch verstehen. Denn anderswo könnte man allein schon an der Aufgabe scheitern, sich an einem Sonnabend vormittag um Dreiviertel Elf an einem Infostand vor der Kaufhalle einzufinden. Und spätestens, wenn es darum ginge, eine Bulette oder einen Pfannkuchen zu kaufen, wäre klar: Der Typ ist gar keiner von uns. Wie peinlich.

Es gibt dabei nur ein Problem, das vor allem jene Kandidaten haben, die wie Annalena Baerbock hoch hinaus wollen: Manchmal muss man das bequeme Biotop verlassen. Das ist aber immer etwas doof, weil draußen alles ganz anders ist – die Namen von Regionen zum Beispiel. Nun, auch diesmal traf es wieder die Kanzlerkandidatin der Grünen, die, nebenbei bemerkt, genau wie ihr SPD-Konkurrent Olaf Scholz den Direktwahlkreis 61 (Potsdam, Teltow, Ludwigsfelde – ach nee, wer hätte das gedacht?) erobern will. Fast tut sie einem ja schon leid, denn dabei hatte doch alles so gut begonnen, auch an diesem Tag.

Baerbock, die gerne betont, dass sie eine Brandenburgerin sei, reiste ins Naturschutzgebiet Biesenthaler Becken nördlich von Berlin, um zusammen mit Kompagnon Robert Habeck (Das ist der mit den Kühen.) das neue Klimaschutz-Sofortprogramm der Partei vorzustellen. Und dann passierte es wieder und Baerbock plauderte einfach drauf los:

"Da ist der Wald hier im Oderbruch anders als der Wald im Süden des Landes."

Die meisten Grünen haben es wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Doch wer – anders als Baerbock – wirklich aus der Region stammt und genauso jene, die nicht nur zugezogen sind, sondern auch heimisch werden wollten, muss darüber einfach stolpern. Die grüne Kanzlerkandidatin war nämlich gar nicht im Oderbruch gewesen. Dieses liegt tatsächlich viele Kilometer entfernt und zieht sich – grob gesagt – von Frankfurt aus entlang der Oder nach Norden. Dort ist es im übrigen auch sehr viel flacher und weniger waldig als im Bereich Bernau bei Berlin gelegenen Barnim, wo sich die Grünen-Vorsitzende aufhielt. Nun gut, ist eben beides auch sehr weit weg von Potsdam. Aber was soll's, nach der Wahl spielen solche Feinheiten sicherlich ohnehin keine Rolle mehr.

Bleibt nur noch zu fragen, ob dem Mann mit den Kühen das auch passiert wäre. Man weiß es nicht. Während seine Lieblingskandidatin fröhlich plauderte, wirkte er etwas desinteressiert, wackelte hin und her und blickte dann erst in den Wald und schließlich auf seine Schuhe. Ach, hätte er doch die Kühe sein lassen und stattdessen Völkerrecht gemacht. Dann hätte er jetzt vielleicht sogar als Mann die Annalena sein dürfen.

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