Meinung

Nach herbeigelogener Irak-Invasion ist es naiv, US-Anschuldigungen gegen China Glauben zu schenken

Menschen, die den westlichen Behauptungen zum Iran, Syrien und Russland nicht trauen, glauben das antichinesische Narrativ des Westens, ohne es zu hinterfragen, so die unabhängige Journalistin Caitlin Johnstone. Sie ruft daher alle dazu auf, skeptisch zu bleiben.
Nach herbeigelogener Irak-Invasion ist es naiv, US-Anschuldigungen gegen China Glauben zu schenkenQuelle: Reuters © Mangel Ngan

von Caitlin Johnstone

Meine Social-Media-Benachrichtigungen leuchteten in den letzten Tagen auf, da virulente Chinagater ein Video teilten, das zeigen soll, wie uigurische Muslime in einen Zug verladen werden, um in Konzentrationslager gebracht zu werden.

In Wirklichkeit handelt es sich um ein altes Video, das bereits im vergangenen Jahr auftauchte, aber im Jahr 2020 als neue und schockierende Offenbarung wieder magisch die Runde macht. Gerade jetzt, da die Hysterie über Westchina offiziell auf Hochtouren getreten ist – genau zur selben Zeit, als die USA im Südchinesischen Meer eine der gefährlichsten und aufrührerischsten Eskalationen der letzten Jahre in Gang setzen.

Jeder, der mich auf das Video aufmerksam machte, präsentierte es so, als sei es ein Schlüsselmoment, der jede weitere Beweisführung überflüssig mache. Genauso, wie die Russiagater mich jahrelang auf dünn gesäte erzählerische Flickwerke aufmerksam machten, um für ihre entlarvte Verschwörungstheorie voranzubringen, dass der Kreml die höchsten Ebenen der US-Regierung infiltriert habe.

Sie sind sich hundertprozentig sicher, dass das Video zeigt, wie Uiguren auf einen Zug verladen werden, um in ein Konzentrationslager gebracht zu werden, nur weil der Textteil über dem Video es ihnen sagt. Sie sehen sich nicht die tatsächlichen Daten an und denken nicht kritisch darüber nach, sondern sehen sich die Beschreibung an und glauben ihr blind. Was in einer Welt nach der US-Invasion im Irak eine absolut verrückte Sache ist, wenn man Informationen über eine Nation, die im Visier des zentralisierten US-Imperiums ist, aus den USA bezieht.

In Wirklichkeit gibt es in dem Video nichts, was uns sagt, dass es sich um Uiguren handelt, die in ein "Umerziehungslager" geschickt werden, und nicht bloß um eine konventionelle Gefängnisverlegung verurteilter Krimineller, wie sie in dem weitaus bevölkerungsreicheren US-Gefängnissystem ständig stattfindet. Es ist unbekannt. Andrew Marr von der BBC (derselbe Andrew Marr, dessen falschen Journalismus Noam Chomsky vor Jahren verspottete) sagt uns, dass es "von westlichen Geheimdiensten und australischen Experten authentifiziert" worden sei, was in der Praxis ein und dasselbe ist – und das ist der ganze Umfang der Beweise. Noch mal: Es verrückt, in einer Welt nach der Irak-Invasion der USA einer solchen Quelle Glauben zu schenken.

Es gibt in der Tat eine Fülle von Gründen, sehr skeptisch gegenüber dem Narrativ des Establishments darüber zu sein, was in Xinjiang mit den Uigurengeschieht. Aber das ist nicht der Punkt, auf den ich hier hinaus will.

Der Punkt ist, dass die einzige vernünftige Reaktion auf jedes Narrativ, das von westlichen Geheimdiensten und ihren Medienstenografen über Regierungen gefördert wird, die sich der Aufnahme in die imperiale Einflusssphäre widersetzt haben, ein intensiver und unerbittlicher Skeptizismus ist. Diese Organisationen haben eine so umfangreiche und bekannte Geschichte der Lüge über genau diese Art von Dingen, dass sie uns keine andere Wahl lassen, als allem, was sie sagen, ohne einen Berg von unabhängig nachprüfbaren Beweisen mit Zurückhaltung zu begegnen, wenn wir eine auf Fakten basierende Beziehung zur Realität haben wollen.

All dies bedeutet nicht, dass China eine wunderbare Regierung hat. Es bedeutet nicht einmal, dass all die schlechten Dinge, die man uns über das erzählt, was die chinesische Regierung tut, falsch sind. Es ist durchaus möglich, dass das Video genau das zeigt, was wir unbedingt glauben sollen. Es gibt so oder so einfach keine Möglichkeit, sicher zu sein in einem Informationsökosystem, das so stark durch propagandistische Manipulationen des Narrativs verdorben ist.

Sicherlich ist die chinesische Regierung weit davon entfernt, unschuldig zu sein. Es scheint eine Konstante zu sein, dass Machtstrukturen, die Geheimnisse bewahren und Propaganda einsetzen, immer wieder hässliche Dinge tun werden. Aber das bedeutet nicht, dass man irgendeine den Kalten Krieg begünstigende Story glaubt, die uns die westlichen Machtstrukturen darüber erzählen. Nicht, wenn wir vermeiden wollen, uns dazu verleiten zu lassen, als Pro-Bono-CIA-Propagandisten zu dienen, als unwissentliche Werkzeuge einer mörderischen Kriegsmaschine.

Es ist ein dritter Weltkrieg in Zeitlupe im Gange zwischen dem US-zentralisierten Machtbündnis und Nationen wie China, die sich gegen eine Absorbierung durch dieses Bündnis wehren. Und dieser Krieg wird weitgehend durch Propaganda erleichtert. Wenn man nicht selbst Propagandist werden will, sollte man den Geschichten nicht glauben, die einem über die schrecklichen, furchtbaren Dinge erzählt werden, die die nicht absorbierten Nationen tun und umfangreiche Sanktionen, Subversion und Interventionismus als Antwort erfordern.

Das bedeutet nicht, dass man sofort das Gegenteil von dem glauben soll, was einem erzählt wird. Es bedeutet einfach, dass man dieses wie jenes nicht glaubt und agnostisch bleibt, bis einem harte, überprüfbare Beweise vorlegt werden. Es ist genauso töricht, schadhafte Erzählungen über von den USA ins Visier genommene Regierungen zu glauben, wie den Worten eines bekannten zwanghaften Lügners über jemanden zu glauben, von dem man weiß, dass er ihn hasst.

China ist so eine merkwürdige Anomalie in der Erzählmatrix. Viele, die normalerweise skeptisch gegenüber Behauptungen westlicher Regierungen sind, schlucken sofort alles, was man ihnen über China erzählt. Sie glauben nicht nur alle derartigen Behauptungen, es kommt ihnen nicht einmal in den Sinn, sie ernsthaft in Frage zu stellen. Es ist, als seien sie sich wirklich nicht bewusst, dass die Skepsis über das Narrativ des Establishments über China überhaupt eine Option ist. Die Anschuldigungen rutschen in ihren Köpfen einfach direkt in die "Glauben"-Akte, völlig ungeprüft und nicht kritisch überdacht.

Ich streite mich online mit Menschen aus dem ganzen politischen Spektrum über China, und ein erstaunlicher Prozentsatz von ihnen hat gar keine Nachforschung betrieben, um die Behauptungen kritisch zu prüfen, selbst wenn es sich um Leute handelt, die normalerweise relativ kritisch gegenüber der westlichen Außenpolitik sind. Sie sind sich oft überhaupt nicht bewusst, dass die von ihnen vorgebrachten Anschuldigungen nicht nur umstritten sind, sondern dass es eine große Menge an Beweisen gegen sie gibt. Das liegt daran, dass sie keinerlei Nachforschungen anstellen, um herauszufinden, ob das, was ihnen erzählt wurde, überhaupt wahr ist. Sie werden diese Nachforschungen über den Iran anstellen, sie werden sie über Russland anstellen, sie werden sie über Syrien anstellen, aber bei China verschwindet jeder Skeptizismus sofort. Das ist sehr seltsam.

Bleibt stets äußerst skeptisch gegenüber Behauptungen der bekannten Lügner über Regierungen, die im Visier des zentralisierten US-Imperiums stehen. Immer, immer, immer! Wenn ihr die imperialistische Propaganda vorantreibt, dann seid ihr für das Blutvergießen und das Leid, das ihr erleichtert, genauso verantwortlich wie die Menschen, die die Raketen tatsächlich abfeuern.

Bleibt skeptisch, meine Freunde.

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Übersetzung aus dem Englischen. Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin mit Sitz in Melbourne, Australien. Ihre Webseite finden Sie hier. Sie kann auf Twitter abonniert werden unter@caitoz

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