Kurzclips

Ken Jebsen: Deutsche Medien beweisen bei Assange, dass sie reinste NATO-Presse sind

Für den australischen Journalisten Julian Assange – ärtzlichen Appellen zum Trotz – noch immer im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London festgehalten wird, fand gestern am Brandenburger Tor eine Solidaritätskundgebung statt. Der Jounalist Ken Jebsen ging mit der sogenannten "Wertegemeinschaft" ins Gericht, auch mit deren Medien, die Assange und die Missachtung seiner Rechte bereits totschweigen. Schließlich führe dieses gehorsame Stillschweigen geradezu in einen Orwell-Staat, so Jebsen.
Ken Jebsen: Deutsche Medien beweisen bei Assange, dass sie reinste NATO-Presse sind© Bild links: REUTERS/Henry Nicholls

Vor der US-amerikanischen Botschaft in Berlin, nahe am Brandenburger Tor, erklärt Jebsen:

Ja, hier wird gefoltert, und das ist auch schon neurologisch festzustellen. An so einer Folter stirbt man am Ende. Dann stirbt man. Das heißt: Vor unseren Augen in London – nicht irgendwo im Nahen Osten – wird ein australischer Journalist zu Tode gefoltert. Wo sind unsere Regierungsvertreter, wo ist unser Auswärtiges Amt, wo ist Heiko Maas, der ja sonst überall antanzt für die Menschenrechte? Das beschämt mich zutiefst!

Ein Ärzteteam, das den UN-Sonderberichterstatters für Folter, Nils Melzer, begleitet hatte, aber auch Dutzende international bekannte Ärzte hatten früher bereits dringend appelliert, Assange sofort in ein Krankenhaus zu überweisen, da dieser drohe zu sterben. Assange hat zuletzt nicht nur massiv an Körpergewicht verloren. Bereits vor einem halben Jahr stellte man bei ihm neurologische Schäden, die aus der jahrelangen Isolation und ständigen Stressbedingungen, in die USA ausgeliefert zu werden und womöglich nie wieder auf freien Fuß zu kommen, resultierten. Dies mündete unter anderem in schwere chronische Angstzustände sowie in ein posttraumatisches Stresssyndrom. Mit seiner Behandlung im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh wurde dieser Stress fortgesetzt und verschärft.

Da dies mitten in Westeuropa geschieht, wo Politiker bei jeder passenden Gelegenheit in ihrer Außenpolitik die Menschenrechte hochhalten wollen, und keineswegs zu einem breiten Aufschrei in Politik und Medien führt, macht den Journalisten wütend und fassungslos. 

Nach seiner Ansicht seien aber nicht nur Regierungsvertreter in dem Fall Assange anzuprangern, sondern auch einige Oppositionsparteien zeigten beschämenderweise kein Interesse. So sind der Einladung der Linksfraktion zu einer Anhörung im Bundestag, wie Journalisten, Whistleblower und die Pressefreiheit geschützt werden können, keinerlei Vertreter anderer Parteien gefolgt. Dagegen fanden sich zu dieser Veranstaltung der Linken sowohl eine Vertreterin aus dem Anwaltsteam von Julian Assange ebenso wie der WikiLeaks-Chefredakteur Kristinn Hrafnsson, der UN-Sonderberichterstatter über Folter, Nils Melzer, und auch John Shipton, der Vater von Julian Assange, zusammen. 

Ken Jebsen dazu:

Interessant war, dass ja die LINKE viele Parteien dazu eingeladen hat. Es war aber keiner da! Es war keine CDU da, es war auch keine SPD da, die FDP war auch nicht da, die Grünen – das wundert mich nicht – aber es war auch keine "Alternative für Deutschland" da. 

Den Linken – zumindest einigen Vertretern von Linken – wiederum warf er vor, vor Jahren noch die Friedensbewegung "Die Mahnwachen" zersetzt zu haben, weshalb es unter anderem auch heute keine breite Protestbewegung für solche Themen gebe, wo es um Kontrolle des Volkes gegen Machtmissbrauch und Politik gegen Bürgerinteressen geht.

Aber besonders Medien machte Ken Jebsen schwere Vorwürfe:

Was mich besonders bedrückt, was ich wirklich schlimm finde, ist diese Doppelzüngigkeit bei sogenannter linker Presse! Ich erinnere mich an die taz, die ja mal "links" war: Wenn ein Deniz Yücel, ein türkischer Journalist in der Türkei im Knast sitzt, dann machen die Autokorsos, bis der Mann frei kommt. Und es ist richtig, dass sie das machen! Kein Journalist sollte für das, was er tut, irgendwo im Knast sitzen. Absolut richtig! Aber, liebe taz: Wo ist denn eigentlich euer Autokorso für Julian Assange? Ich sehe da gar nichts, ich lese da gar nichts! Wo ist da die taz? Wo ist der fucking Autokorso? Ihr seid total angepasst! Ihr seid NATO-Presse!

Und weiter:

Angenommen, es hätte WikiLeaks schon 1933 gegeben. Ich bin mir ganz sicher: Die Geschwister Scholl hätten dort veröffentlicht! Und Anne Frank, die hätte ihr Tagebuch auf WikiLeaks online gestellt – da bin ich ganz sicher! Und auch Daniel Ellsberg hätte auf WikiLeaks seine Bücher online gestellt, seine Pentagon Papers. 

Und noch eine weitere Berufssparte prangerte er an, die in dieser Sache viel zu unbeachtet, unbehelligt seien: 

Wo sind eigentlich unsere Anwälte? Wo sind Eure Statements des Protestes, dass das, was in London passiert, echt nicht geht? [...] Julian Assange, der überführt (ausgeliefert) werden soll, dem man alles vorwirft, hatte nicht einmal Zeit in seine Anklageschrift zu schauen. Ist das kein Grund für die Anwälte, in diesem Land Protest auszuüben? Stört Euch das nicht? Was vertretet Ihr überhaupt? Das Recht?

Abschließend mahnte er: 

Wenn Julian Assange stirbt – und ich gehe davon aus – dann sind wir mitten drin: Im Orwell-Staat!

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.