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Geld kann eben doch stinken: Spendenskandal bei Human Rights Watch aufgedeckt

Immer wieder kratzen Berichte am Image der US-Organisation. Jetzt steht neuer Ärger ins Haus. Ein saudischer Immobilienmogul ließ Human Rights Watch eine Großspende zukommen. Das Problem: In einem seiner Unternehmen wies die Organisation zuvor Menschenrechtsvergehen nach.
Geld kann eben doch stinken: Spendenskandal bei Human Rights Watch aufgedeckt

Human Rights Watch (HRW) – die integre und renommierte Organisation, der nichts mehr am Herzen liegt, als sich weltweit für das Meer ausgebeuteter Habenichtse einzusetzen und für die Wahrung der Menschenrechte zu streiten. So zumindest das Image der US-amerikanischen Organisation – und es wäre sicherlich vermessen, den einzelnen Mitarbeitern ihren guten Willen abzusprechen. Doch immer wieder erschüttern Berichte über Parteinahme und windige Geschäftspraktiken die sorgsam gepflegte Außendarstellung der im Jahr 1978 unter dem Namen Helsinki Watch gegründeten Organisation. So auch in diesem nun ans Licht gekommenen Fall.

Im Jahr 2012 nahm die NGO dankend eine Großspende an. So weit, so gewöhnlich. Doch wie sich erst jetzt herausstellte, stammte die Spende von einem saudischen Immobilienmogul namens Mohamed Bin Issa Al Jaber. Dieser machte jedoch für den Transfer des Geldes zur Bedingung, dass dieses von HRW nicht für dessen LGBT-Arbeit im Mittleren Osten und Nordafrika verwendet werden dürfe.

Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Demnach erfolgte die Spende des Saudis just, nachdem HRW Menschenrechtsvergehen in einem seiner Unternehmen nachgewiesen hatte. Damit verstieß die Organisation mit Hauptsitz in New York gegen ihre eigenen Spendenregeln.

Seither steht die Spende im Zentrum einer internen Debatte um das Urteilsvermögen und die Kompetenz von HRW-Chef Kenneth Roth. Alles hätte so weiterlaufen können wie bisher – und es wäre womöglich nichts an die Öffentlichkeit gedrungen, hätte ein Investigativmagazin nicht Wind von der Angelegenheit bekommen und damit begonnen, den dubiosen Vorgang zu untersuchen.

Erst daraufhin veröffentlichte man auf der hauseigenen Webseite eine Erklärung, in der man vorgab, dass es sich um eine "äußerst bedauerliche Entscheidung" gehandelt habe, die zudem in "starkem Kontrast zu unseren Grundwerten und unserem langjährigen Engagement für LGBT-Rechte als integraler Bestandteil der Menschenrechte steht".

Die Spende belief sich nach Aussagen des keineswegs unumstrittenen HRW-Exekutivdirektors Roth auf eine Höhe von 470.000 US-Dollar und erfolgte über eine britische Wohltätigkeitsstiftung des Geschäftsmannes Al Jaber. Roth bemühte sich dabei zu betonen, dass "eine letzte Rate nie realisiert wurde". Und dann stieß man doch noch zum Kern der Angelegenheit vor.

Wir bedauern auch, dass der Zuschuss vom Eigentümer eines Unternehmens gewährt wurde, das Human Rights Watch zuvor als Komplize bei der Verletzung von Arbeitsrechten identifiziert hatte", hieß es in der Erklärung der Organisation. Im Jahr 2012 und in den Jahren zuvor berichtete Human Rights Watch ausführlich über Arbeitsrechtsverletzungen bei Jadawel International, einem saudischen Bauunternehmen, das von Al Jaber gegründet wurde und ihm gehört.

In dem Bericht von Human Rights Watch aus dem Jahr 2010 heißt es über das Unternehmen, dass dessen Manager den ungelernten Wanderarbeitern die Pässe abnahmen und deren saudische Aufenthaltsgenehmigungen nicht rechtzeitig verlängerten, wodurch die Arbeiter in die Falle gelockt und gezwungen wurden, aus Furcht vor Verhaftung unter den schlechten Bedingungen und entsprechendem Lohn weiterzuarbeiten. Demnach erhielten einige der Arbeiter monatelang überhaupt keinen Lohn.

Wie sich nun herausstellte, war Roth selbst an der Abwicklung der Spende beteiligt. Unterzeichnet wurde der Deal demnach von den beiden HRW-Vorstandsvorsitzenden Amy Rao und Neil Rimer. In einem internen HRW-Bericht ist zu lesen, dass einige Manager bei Jadawel "sechs Monate mit den Gehaltszahlungen im Rückstand waren" und dass "die Manager den Arbeitnehmern gedroht haben, keine Beschwerden vor dem Arbeitsgericht einzureichen".

Eine vom HRW-Vorstand im Laufe des Jahres 2012 verabschiedete Fundraising-Politik besagt, dass die Organisation keine Mittel von Unternehmen annehme, die "selbst ein Schwerpunkt der Arbeit von Human Rights Watch" seien, oder wenn "die Einwerbung oder Annahme solcher Gelder die Glaubwürdigkeit, Unabhängigkeit oder den Ruf von Human Rights Watch untergraben könnte".

Wie demnach aus einer internen E-Mail hervorgeht, will der Vorstand selbst erst vor Kurzem Kenntnis von der Spendenaffäre erhalten haben – obwohl die Al-Jaber-Stiftung bereits im September 2013 über diese berichtete.

Scheich Mohamed Bin Issa Al Jaber, Gründer und Vorsitzender der MBI Al Jaber Foundation, unterzeichnete ein Abkommen mit Kenneth Roth, dem Exekutivdirektor von Human Rights Watch, um deren zivilgesellschaftliche Arbeit in der arabischen Welt zu unterstützen, insbesondere im Hinblick auf die Menschenrechte in arabischen Ländern im Übergang", hieß es in der entsprechenden Ankündigung.

Demnach habe die Spende Human Rights Watch jedoch nicht daran gehindert, sich weiter für LGBT-Rechte in der Region einzusetzen. Nach Angaben der Organisation werde man nun "eine umfassende unabhängige Untersuchung einleiten, um zu verstehen, warum unsere strengen Protokolle und Richtlinien zur Überprüfung von Zuschüssen und Spendern gescheitert sind", heißt es in einer Erklärung.

Die Untersuchung wird bald beginnen und die Grundlage für alle weiteren Maßnahmen des Vorstands und der Geschäftsführung bilden", heißt es weiter.

Dem HRW-Exekutivdirektor Kenneth Roth werden immer wieder Voreingenommenheit und einseitige Parteinahme vorgeworfen. Auffällig selten werden Menschenrechtsvergehen der selbst ernannten westlichen Wertegemeinschaft bzw. der USA durch die Organisation angeprangert.

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