"Keine Manipulation der Doping-Datenbank": Experten widerlegen WADA-Vorwürfe gegen Russland
Die Datenbank des LIMS-Systems, die Ergebnisse von Doping-Tests aus dem Moskauer Labor der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA enthält, wurde vor ihrer Übergabe an die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA definitiv nicht manipuliert. Einen entsprechenden Bericht legte eine Gruppe unabhängiger russischer Experten vor und widerlegte damit den von der WADA gemachten Vorwurf. Die Manipulationen könnten vielmehr an einer früheren Kopie der Datenbank durchgeführt worden sein, die Grigori Rodtschenkow der Welt-Anti-Doping-Agentur zur Verfügung stellte und die von der WADA mit den aus Russland erhaltenen Daten verglichen wurde. Rodtschenkow hatte genügend Zeit, solche Änderungen vorzunehmen. Seine Datenbank-Kopie war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr validiert, was mögliche Manipulationen erleichterte, betonen Experten.
WADA-Exekutivausschuss steht vor schwerwiegenden Entscheidungen
Am 9. Dezember wird der Exekutivausschuss der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) die Empfehlungen des Ausschusses für die Einhaltung zum Status der Russischen Anti-Doping-Agentur (RUSADA) prüfen. An diesem Tag könnte der russische Sport mit den härtesten Sanktionen in seiner Geschichte belegt werden: WADA könnte die Russische Föderation für vier Jahre von internationalen Wettkämpfen ausschließen. Auch eine Teilnahme unter neutraler Flagge wäre russischen Athleten nicht mehr möglich. Dies würde auch für die Olympischen Spiele gelten.
Eine so schwere Strafe erklärt sich aus dem Verdacht, dass die RUSADA der WADA angeblich eine manipulierte Datenbank des LIMS-Systems aus dem Moskauer Labor vorgelegt habe. Die Ermittler der WADA erklärten, dass sich die bereitgestellten elektronischen Dokumente von früheren Kopien unterschieden. Die Dokumente, die das LIMS-System anhand von Daten von Probenuntersuchungsgeräten automatisch erstellt, benötigte die WADA, um den Verdacht von Dopingverstößen in den Jahren 2012 bis 2015 zu untersuchen.
Russische Experten zeichnen die Geschehnisse nach
Am Donnerstag veröffentlichte eine Gruppe unabhängiger russischer Experten unter der Leitung von Victor Blaschejew, dem Rektor der Moskauer Staatlichen Universität der Rechtswissenschaften, ihren eigenen Untersuchungsbericht zur LIMS-Datenbank. Laut TASS lehnten russische Experten die Schlussfolgerungen der WADA ab, wonach die Datenbank von russischer Seite nachträglich bearbeitet worden sei. Sie erklärten, dass der ehemalige Direktor des Moskauer Labors, Grigori Rodtschenkow, der in die USA emigrierte, möglicherweise an LIMS-Manipulationen beteiligt gewesen sei. Der Expertenbericht gibt hierüber Aufschluss:
Die allgemeinen Schlussfolgerungen über die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen deuten darauf hin, dass seit dem Speicherauszug der LIMS-Datenbank aus dem Labor im Juli 2016 keine absichtlichen Eingriffe in ihre Datensätze und die dazugehörigen primären analytischen Daten zum Zwecke der Fälschung, Entfernung oder anderer Änderungen vorgenommen wurden. Ebenfalls wurden durch keine der Datenbanken des Labors durch russische Ermittlungsorgane manipuliert, bis sie im Januar 2019 von WADA-Experten beschlagnahmt wurden.
In dem detaillierten Bericht stellen die russischen Experten fest, dass Änderungen an den Ergebnissen von Dopingtests russischer Athleten in den Jahren 2012 bis 2015 vorgenommen wurden – zu einem Zeitpunkt, an dem das Labor Grigori Rodtschenkow unterstand. Nach seiner Emigration in die USA, gemeinsam mit seinem Stellvertreter Timofei Sobolewski und dem IT-Spezialisten des Moskauer Labors Oleg Migatschow, wurden bis Juni 2016 eine Vielzahl von Korrekturen von einer kalifornischen IP-Adresse aus vorgenommen.
Gefälschte Fälschungen und IP-Adressen aus Kalifornien
Rodtschenkow und seine Kollegen nahmen auf der Flucht aus Russland auch eine Kopie der Datenbank mit, die sie einige Zeit später der WADA zur Verfügung stellten. Sie erscheint im russischen Expertenbericht als "Informanten-LIMS". Mit ihr glichen die Ermittler der WADA die von der RUSADA Anfang 2019 übergebene Datenbank ab und berichteten anschließend über mehrere Abweichungen. In Russland jedoch hegte man ernsthafte Zweifel an der Authentizität der "Informanten-LIMS". Der lange Zeitraum zwischen der Emigration Rodtschenkows samt Vertreter und IT-Spezialist in die USA und der Veröffentlichung der WADA-Ermittlungen gab allen Beteiligten ausreichend Zeit, die LIMS-Datenbank zu manipulieren. Im Bericht der russischen Expertengruppe wird die Sachlage klar:
Es sei darauf hingewiesen, dass Rodtschenkow, der schon im November 2015 in die Vereinigten Staaten ausgewandert war, erst im Mai 2016 beschloss, seine für den russischen Sport rufschädigenden Erklärungen abzugeben. Russische Experten auf dem Gebiet sind sich einig, dass selbst in einer deutlich kürzeren Zeit jede Version des LIMS, die nicht im Normalbetrieb verwendet wird (wie auch jedes andere Softwareprodukt), für entsprechende Ziele und Vorgaben überarbeitet werden kann, ohne dass dabei Indizien (also Spuren von äußerer Einwirkung) hinterlassen werden.
Die WADA-Ermittler stellten Russland weder eine forensisch einwandfreie Kopie des "Informanten-LIMS " noch ihren Untersuchungsbericht zur Verfügung, während das Original-LIMS in Moskau mithilfe aller erforderlichen zertifizierten Geräte und unter der Aufsicht aller Beteiligten beschlagnahmt wurde. Danach der RUSADA vorzuwerfen, dass die von ihr bereitgestellte Datenbank nicht mit derjenigen übereinstimmt, zu der die WADA und – mit hoher Wahrscheinlichkeit – auch Rodtschenkow Zugang hatte, ist unzulässig.
Interessanterweise wurden Rodtschenkows Versuche, das in Russland verbliebene Original der LIMS-Datenbank zu bearbeiten, nach Ansicht von Experten auch 2017 fortgesetzt, nachdem der Zugang zu ihr gesperrt wurde. Er wollte auf diese Weise Ungereimtheiten mit seinen Korrekturen in der kopierten Datenbank beseitigen, die von der WADA als "echt" dargestellt wurden, so der Vorwurf der russischen Experten. Sie fanden heraus: Um sich wieder Zugang zur Datenbank zu beschaffen, wandte sich Rodtschenkow an die damalige Direktorin des Moskauer Labors, Jelena Motschalowa, und stellte ihr Asyl in den Vereinigten Staaten oder Kanada im Austausch für eine Zusammenarbeit in Aussicht.
Eine Aufklärung ist möglich – muss aber gewollt sein
Russischen Experten zufolge können die Informationen aus der Originaldatenbank, die von der WADA beschlagnahmt und für gefälscht erklärt wurden, wiederhergestellt werden. Es ist also verfrüht, von einem unwiederbringlichen Datenverlust zu sprechen – und erst recht verfrüht, Sanktionen gegen Sportler zu verhängen.
Auch gegen die WADA selbst erheben die unabhängigen russischen Experten Vorwürfe: Die Agentur zeigte bisher mangelnde Bereitschaft, eine gemeinsame Untersuchung des Dopingskandals im Zusammenhang mit dem LIMS durchzuführen, obwohl sich die russische Seite mit den Ermittlern der WADA traf und ihnen ihre Unterstützung anbot:
Russische Experten betonen, dass das Management der WADA wiederholt eingeladen wurde, eine Gruppe unabhängiger Experten von der russischen Seite einerseits und aus den Reihen der WADA andererseits zu bilden, um eine gemeinsame offene Ermittlung zum so genannten Dopingdossier durchzuführen, die dazu beitragen würde, in kurzer Frist die Wahrheit zu erfahren und gegebenenfalls am Doping beteiligte Athleten zur Verantwortung zu ziehen.
Trotz aller Abweichungen und Widersprüche, die als Hindernis für eine objektive Untersuchung aufgezeigt wurden, dürften dennoch mit hoher Wahrscheinlichkeit Sanktionen gegen Russland verhängt werden. In der Regel folgt der Exekutivausschuss der WADA alle Empfehlungen seiner Ermittler. Danach wird jedoch die russische Seite 21 Tage Zeit haben, um beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) Berufung einzulegen. Spätestens dort werden die russischen Experten ihren Argumenten Gehör verschaffen.
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